Sie haben die Schule, das Studium und das Doktorat mit ausschließlich ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen: Nach dieser Höchstleistung promovierten die Chemikerin Anna Eibel, die Informatikerin Maria Eichlseder, der Informatiker Peter Peßl und der Physiker Robert Triebl, allesamt geboren in der Steiermark, am 27. Juni in der Aula der Alten Technik „sub auspiciis Praesidentis rei publicae". Die Anwesenheit von Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei der Promotionsfeier ist eine Ehre für all jene, die diesen Weg der Bestleistungen gegangen sind. Bei der feierlichen Promotion erhielten die vier Kandidatinnen und Kandidaten auch den Ehrenring mit Bundesadler vom Präsidenten der Republik Österreich überreicht.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich beeindruckt: „Mit zu den erfreulichsten Pflichten eines Bundespräsidenten gehören Sub Auspiciis-Promotionen, das Feiern von jungen Menschen mit Talent, Leidenschaft und Fleiß. Dass heute vor mir ein Quartett aus zwei Frauen und zwei Männern steht, ist besonders erfreulich.“
Anna Eibel und Maria Eichlseder sind die beiden ersten Frauen, die an der TU Graz sub auspiciis praesidentis promovieren – genau 100 Jahre, nachdem erstmals Frauen an Technischen Hochschulen zum Studium zugelassen wurden. „Eine Sub Auspiciis-Promotion ist alles andere als alltäglich. Dass diese Höchstleistung aber selbstverständlich auch von Frauen an der TU Graz erbracht werden kann, zeigen heute Anna Eibel und Maria Eichlseder. Gemeinsam mit Peter Peßl und Robert Triebl bilden sie das Sub Auspiciis-Quartett 2019. Die TU Graz ist heute stolz auf vier außergewöhnliche Absolventinnen und Absolventen, die wir ein bedeutendes Stück ihres Weges begleiten durften.“, so TU Graz-Rektor Harald Kainz.
Biografische Skizzen (in alphabetischer Reihenfolge)
Anna Eibel
Anna Eibel wurde im Mai 1993 in Fürstenfeld geboren. Nach der AHS-Matura absolvierte sie ab 2011 das Bachelor-, Master- und Doktoratsstudium Chemie an der TU Graz und parallel dazu das Masterstudium Advanced Materials Science. Sie erhielt für ihre Masterarbeit den Otto Vogl Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und den Staatspreis des (damaligen) Bundesministeriums für Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft. Zudem war Anna Eibel Teilnehmerin des 67. Lindauer Nobelpreisträgertreffens als „Young Scientist“. Ihre Dissertation trägt den Titel „Photo-induced Radical Polymerization: Insights and Applications“. „Mein Forschungsgebiet, die lichtinduzierte Polymerisation, hat viele direkte Anwendungen im alltäglichen Leben. In meiner Dissertation ging es um die Aushärtung von Zahnfüllungen mit blauem LED Licht und um die Suche nach geeigneten Start-Molekülen“, sagt Eibel, die Forschungsaufenthalte in Australien und Liechtenstein absolvierte und ihre Freizeit am liebsten in der Natur verbringt. Ihren weiteren Weg möchte sie als Patentanwältin beschreiten. Auf ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium sind dafür noch vier Jahre Ausbildung „on the job“ zu absolvieren.
Maria Eichlseder
Geboren wurde Maria Eichlseder im Februar 1988 in Graz. Aufgewachsen ist sie in Steyr und in Bayern, ehe sie 2006 am Akademischen Gymnasium in Graz maturierte. Darauf folgten die Bachelorstudien Informatik und Technische Mathematik sowie das Masterstudium und das Doktoratsstudium Informatik an der TU Graz. Maria Eichlseder engagierte sich intensiv an der TU Graz, insbesondere in der Lehre: Von 2007 bis 2013 war sie als Studienassistentin in Summe für 15 verschiedene Lehrveranstaltungen an fünf Instituten tätig. Ihr Forschungsgebiet sind kryptographische Algorithmen: Mit dem Titel „Differental Cryptanalysis of Symmetric Primitives“ wurde ihre Dissertation unter anderem mit dem Staatspreis für die besten Dissertationen 2018 des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie dem Förderpreis 2019 für Dissertationen mit besonderer gesellschaftlicher Relevanz des Forum Technik und Gesellschaft ausgezeichnet. „Die Kryptographie verbindet schlüssige Logik und tiefgründiges Verständnis der Mathematik mit den spannenden Anwendungen und kühnen Konstruktionen der Informatik“, beschreibt Eichlseder ihre Zuneigung zu Kryptographie. Zum Ausgleich lernte sie neben dem Studium Arabisch, Chinesisch und Russisch. Maria Eichlseder hat an der TU Graz eine Laufbahnstelle am Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie (IAIK) inne und sieht ihre Zukunft in der akademischen Forschung an rundum sicheren kryptographischen Algorithmen.
Peter Peßl
Peter Peßl wurde im September 1987 in Graz geboren und wuchs in Gasen auf. Auf die Matura am BORG Birkfeld folgten das Bachelor- und Masterstudium Telematik sowie das Doktoratsstudium Informatik an der TU Graz. In seiner Masterarbeit stand das Chipdesign für kryptographische Algorithmen im Fokus. Während seines Doktorats änderte sich die Themenrichtung und er forschte zu Seitenkanalattacken, speziell zu Attacken auf Post-Quanten-Kryptographie. „Side-Channel Attacks on Lattice-Based Cryptography and Multi-Processor Systems“ lautet der Titel seiner Dissertation. „Seitenkanalattacken haben immer etwas von „Rätsel lösen“. Dem Rätsel auf die Spur kommen, mathematische und algorithmische Tricks und Kniffe aufzuspüren, sie anzuwenden und damit die Nuss zu knacken – das gefällt mir sehr“, schwärmt Peßl. Seit 2014 ist er Universitätsassistent am Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie (IAIK) der TU Graz und dort Teil der Secure Systems Gruppe. Sein typisch österreichisches Hobby: die Berge. „Im Sommer raufgehen und im Winter schnell runterfahren“. Aktuell ist Peter Peßl als PostDoc am IAIK tätig.
Robert Triebl
Robert Triebl, geboren im Oktober 1989 in Graz, maturierte am BRG Pestalozzi. Schon in der Schulzeit war er mehrfacher Teilnehmer der Mathematikolympiade. Auf die Matura folgten Bachelor-, Master- und Doktoratsstudium Technische Physik an der TU Graz. Er verbrachte ein ERASMUS-Semester an der Universität Uppsala in Schweden und hat einige Ferialpraktika in bekannten Unternehmen absolviert, darunter Infineon Technologies Austria AG und Andritz AG. Robert Triebl verfasste seine Dissertation am Institut für Theoretische Physik – Computational Physics als Mitglied der Arbeitsgruppe Computational Material Science. „An der Materialwissenschaft im Speziellen ist faszinierend, dass man Effekte der Quantenmechanik nicht nur in Modellen, sondern auch in echten Materialien beschreiben kann“, erklärt Triebl. Wichtigster Ausgleich zum Studium war Sport: Krafttraining, Laufen, Rad fahren, Schwimmen, Mountainbiken, Sprint Triathlon. Zu seiner Sub Auspiciis-Promotion sagt Robert Triebl, der aktuell bei der AVL List GmbH als „Entwicklungsingenieur Software“ arbeitet: „Ich habe mich im Studium lange genug mit Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie auseinandergesetzt um zu wissen, dass da auch einiges wirklich pures Glück war.“