Vor zweieinhalb Jahren kam ich nach Graz, wo ich an der TU Graz studiere. In dieser Zeit habe ich so viel gelernt - nicht nur über Maschinenbau, sondern auch über die richtige Einstellung für diese große Veränderung. Ich möchte meine Top 5 Tipps mit dir teilen.
Ich habe immer gewusst, dass ich nicht mein ganzes Leben lang in meinem Heimatland bleiben werde. Ich war mir nicht immer sicher, wohin, wann und wie lange ich gehen würde (und bin es immer noch nicht), aber ich wusste, dass es in der Welt mehr zu sehen und zu erleben gibt als nur die Dinge, die wir an den Orten haben, an denen wir geboren wurden.
Andere Länder zu besuchen und dort zu leben, ist ein großartiger Weg, sich selbst weiter zu entwickeln, weil es einen von den Werten der eigenen Kultur befreit und einem zeigt, dass eine andere Gesellschaft mit völlig anderen Werten leben und trotzdem funktionieren kann.
Nach nur zweieinhalb Jahren in Österreich, wo ich an der Technischen Universität Graz (TU Graz) studiere, habe ich bereits so viel gelernt und möchte meine Top-5-Tipps mit dir teilen, damit du sie dir zunutze machen kannst:
Hör’ nicht auf das, was andere Leute sagen
In unserem Leben müssen wir täglich Entscheidungen treffen. Einige dieser Entscheidungen sind sehr einfach, wie zum Beispiel „Was ziehe ich heute an?“, aber einige sind von größerer Bedeutung, wie etwa „Soll ich nach Österreich ziehen oder nicht?“, „Was soll ich studieren?“ und so fort. Ob groß oder klein, die Entscheidungen, die wir treffen, beeinflussen unser Leben. Wenn wir nur blind den Ratschlägen der Menschen um uns herum folgen und alles aufsaugen, was sie sagen (vor allem die negativen Einstellungen), werden wir nie in der Lage sein, die richtigen Entscheidungen für uns selbst zu treffen und uns dabei glücklich zu fühlen. Nicht andere leben dein Leben für dich, sondern du selbst.
Tipp 1: Folge deinem Instinkt, ganz gleich, ob es sich um kleine oder große Entscheidungen handelt.
Leider war ich auch von Menschen umgeben, die eine negative Einstellung zum Leben in Österreich hatten. Aber wenn ich jetzt zurückblicke, bin ich so froh, dass ich meinen eigenen Instinkten gefolgt bin, was mich zu meinem nächsten Tipp bringt:
Nichts ist so schwer wie sie sagen
Ja, natürlich ist es schwer, in ein neues Land zu ziehen, vielleicht kennst du niemanden, vielleicht sprichst du die Sprache nicht, vielleicht weißt du nicht, wo du leben sollst, aber glaub mir, es gibt immer einen Weg. Österreich ist ein entwickeltes europäisches Land, in dem das System wirklich funktioniert. Der größte Vorteil, wenn du hier studierst, ist, dass sich die Universität tatsächlich um ihre Studierenden kümmert. Es gibt immer jemanden, den du um Hilfe bitten kannst, wenn du dir bei etwas nicht sicher bist – vor allem, wenn du gerade erst hier angekommen bist.
Tipp 2: An der Universität gibt es immer jemanden, den du um Hilfe bitten kannst, wenn du bei etwas unsicher bist. An der TU Graz kannst du dich zum Beispiel an das „International Office – Welcome Center" wenden, das Unterstützung für Studierende aus dem Ausland bietet, die an der TU Graz studieren.
Deutsch ist NICHT so schwer
Obwohl von den Studierenden der TU Graz in den englischsprachigen Masterstudiengängen kein Nachweis von Deutschkenntnissen verlangt wird, würde ich dir trotzdem empfehlen, etwas Deutsch zu lernen, denn du wirst hier tatsächlich leben und nicht nur studieren.
Wenn du wie ich Slawisch muttersprachlich bist, hast du wirklich Glück, denn du kannst eine der schwierigsten Sprachen in Europa sprechen. Als slawische Muttersprachlerin oder slawischer Muttersprachler wird es für dich viel einfacher sein, Deutsch zu lernen, als es für eine Österreicherin oder einen Österreicher wäre, beispielsweise Bosnisch zu lernen.
Tipp 3: Auch wenn es für dein Studium nicht erforderlich ist, würde ich dir sehr empfehlen, etwas Deutsch zu lernen. Weitere Informationen zu Deutschkursen bekommst du von deiner Kontaktperson im International Office – Welcome Center.
Da ich an der TU Graz im Bachelorstudium Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau studiere, musste ich ein C1-Zertifikat haben, also habe ich mein erstes Semester hier in einem Deutschkurs verbracht. Die Leute sagten mir dumme Sachen wie „Die Prüfung ist wirklich schwer, du kannst sie nicht in nur einem Semester machen, sie werden dich absichtlich durchfallen lassen...“. Dazu kann ich nur sagen, dass ich in vier Monaten vom A2-Niveau in Deutsch auf C1 gekommen bin. Und alles, was ich getan habe, war, regelmäßig meine Hausaufgaben zu machen und meine Texte zu schreiben. Lass nicht zu, dass die Meinung anderer Leute über dich deine Leistung und deine Überzeugungen beeinflusst.
P.S.: Auch wenn du manchmal „der“ oder „das“ falsch verwendest, wird es niemanden stören.
Wähle dein Studium für dich selbst, nicht für andere
„Ein Mädchen, eine Frau, die in so einer Männerdomäne studiert...“ Ja, das höre ich oft. Aber ich liebe mein Studium und hätte nichts Besseres für mich wählen können. Die Mathematik, die Physik, die Technik, all das macht mir Spaß. Ja, es wird sicher schwierige Zeiten im Studium geben und Dinge, die dich nicht so sehr interessieren, egal, was du wählst, aber wenn du das Studium für dich selbst gewählt hast, hast du ein Ziel, das dich durch diese Zeiten führen wird. Die TU Graz hat wirklich tolle Studiengänge, die dir die Möglichkeit bieten, kreativ zu sein, zu forschen und von den größten Expertinnen und Experten auf dem Gebiet zu lernen. Und wenn du Hilfe bei der Entscheidung brauchst, welches Studium das beste für dich ist, kannst du dich jederzeit an die Studienberatung wenden. Sie wird dir gerne helfen.
Tipp 4: Zögere nicht, als Frau einen technischen oder naturwissenschaftlichen Studiengang zu wählen, wenn du das Gefühl hast, dass dies die beste Wahl für dich ist. Wenn du Hilfe bei der Entscheidung brauchst, wende dich an die Studienberatung.
Die Menschen in Österreich sind NICHT kalt
Ein typisches Balkan-Klischee über Österreich und generell über nördliche Länder ist, dass die Menschen hier kalt sind. Ich habe das schon oft gehört, bevor und nachdem ich hierher gezogen bin, und ich kann euch definitiv versichern, dass das nicht der Fall ist. Überall, wo du hinkommst, wird es Menschen geben, die zu deiner Persönlichkeit passen, und solche, die das nicht tun. Das ist auch in deinem Heimatland so. Ich meine, es gibt definitiv kulturelle Unterschiede, aber solange beide Seiten aufgeschlossen und verständnisvoll sind, wirst du keine Probleme haben. Es ist auch wichtig, wie du dich präsentierst und welche Einstellung du hast. Wenn du hierher kommst und nur mit den Leuten aus deinem Heimatland abhängst, wirst du erstens nichts Neues lernen und zweitens viele Möglichkeiten verpassen, die sich dir hier bieten. Wenn du in einem anderen Land erfolgreich sein willst, musst du dich integrieren, denn niemand kennt die Möglichkeiten, die hier geboten werden, besser als Menschen, die in Österreich geboren und aufgewachsen sind.
Tipp 5: Versuche, dich zu integrieren – wenn du nur mit den Leuten aus deinem Heimatland zusammen bist, wirst du nichts Neues lernen.
Ich persönlich habe wunderbare Erfahrungen mit den Menschen in Österreich gemacht. Mitstudierende und Bekannte wurden meine engen Freunde, und ich habe gelernt, dass die Stereotypen nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein könnten. Letzten Endes sind wir alle Menschen, wir können alle lieben, wütend werden und haben alle das Bedürfnis nach Nahrung, Sicherheit und Anerkennung.
Ich bin sehr dankbar für all die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe und für all die Erfahrungen, die noch kommen werden, und ich wünsche dir von Herzen, dass deine Erfahrungen in Österreich genauso gut sein werden, wie meine für mich waren.
“...Two roads diverged in a wood, and I—
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.” (Robert Lee Frost)
„Im Wald zwei Wege boten sich mir dar,
ich ging den, der weniger betreten war.
Dies veränderte mein Leben!“