Viele Studierende müssen mit begrenzten Mitteln leben. Das kann Stress und Ängste verursachen. Deshalb möchte ich meine Tipps und Tricks für Internationals zum Leben in Graz, Österreich, mit geringem Budget teilen.
Budgetplanung
Ein sehr wichtiger Teil des Auslandsstudiums dreht sich um finanzielle Angelegenheiten. Daher solltest du im Voraus planen, wie viel Geld du benötigst und wo du es einsetzt. Wenn du deine Aufenthaltsgenehmigung beantragst, wollen die Behörden in der Regel, dass du einen bestimmten Geldbetrag auf deinem Bankkonto hast – was auch immer sie für notwendig halten, um ein Jahr lang bequem leben zu können. Wenn du jedoch richtig haushältst, wirst du weniger ausgeben. Um einen guten Budgetplan zu erstellen, musst du mit den fixen Kosten (Grundkosten) beginnen und dann mit den variablen Kosten fortfahren.
Unterkunft
Es gibt eine Menge Möglichkeiten, wenn es um die Unterkunft in Graz geht. Du kannst in einem Wohnheim leben, in einer Wohngemeinschaft oder eine eigene Wohnung haben. Die Preise variieren von 250 bis 500 Euro im Monat. In einem Wohnheim kannst du ein Einzelzimmer oder ein Doppelzimmer haben. Hier sind normalerweise Strom, Wasser, Heizung und Internet (begrenzt auf zum Beispiel 100 GB) im Preis enthalten. Die Zimmer können sich auf einer Etage mit Gemeinschaftsküche und -bädern befinden, manchmal auch in einer kleinen Wohnung innerhalb des Wohnheims. Am Anfang musst du eine gewisse Verwaltungsgebühr (normalerweise unter 100 Euro) und eine Kaution bezahlen, die du bei deinem Auszug zurückbekommst. Alles andere ist im monatlichen Preis enthalten. Die zweite Möglichkeit ist eine Wohngemeinschaft oder kurz WG genannt. Hier hast du in der Regel ein Einzelzimmer, aber es kann sein, dass andere Dinge enthalten sind – oder auch nicht. Zum Beispiel kann der Preis 300 Euro betragen, aber du musst Strom, Wasser, Heizung, Internet und andere Kosten – die sogenannten „Betriebskosten" – einkalkulieren. Diese Kosten sind also nicht fix und die Preise können je nach Nutzung dieser Dienste variieren. Manchmal sind jedoch einige dieser Kosten bereits im Preis enthalten, so dass es ratsam ist, immer vorher zu fragen, was enthalten ist und was nicht. Die letzte Möglichkeit ist eine eigene Wohnung, in der du recht komfortabel leben kannst, die aber auch die teuerste Variante ist. Der absolute Mindestmietpreis für eine kleine Wohnung liegt bei etwa 300 Euro – ohne die Zusatzkosten. Die Preise variieren auch je nach dem Zustand der Unterkunft und der Lage.
Studiengebühren und Sozialfonds
Die Gebühren für ein Semester an einer öffentlichen Universität für EU- und Nicht-EU-Studierende unterscheiden sich. Für Studierende aus EU-Ländern liegen die Studiengebühren bei etwa 20 Euro, während sie für Nicht-EU-Studierende etwa 750 Euro betragen. Für Staatsangehörige bestimmter Länder können 730 Euro zurückerstattet werden, wenn die oder der Studierende es schafft, 12 ECTS zu erhalten. Studierende in finanziellen Schwierigkeiten sollten in Erwägung ziehen, den von der Hochschülerschaft sowohl in Graz als auch in Wien angebotenen Sozialfonds zu beantragen.
Krankenversicherung
Eine Krankenversicherung zu haben, ist nicht nur notwendig, sondern nach österreichischem Recht auch verpflichtend. Studierende bekommen die studentische gesetzliche Krankenversicherung, die derzeit rund 62 Euro pro Monat kostet und von der ÖGK, der Österreichischen Gesundheitskasse, bereitgestellt wird. Mit der Versicherungskarte zahlst du in Arztpraxen, die einen Vertrag mit derÖGK haben, nichts. Welche Ärzte diese Art der Versicherung akzeptieren, erfährst du unter www.docfinder.at. Alternativ kannst du die feelsafe.at-Versicherung abschließen, die eine private Versicherung ähnlich der gesetzlichen ist. Der Unterschied ist, dass du bei feelsafe zuerst die Arztrechnung bezahlst und dann die Kosten erstattet bekommst.
Transport
Graz hat ein tolles öffentliches Verkehrssystem mit Bussen, Straßenbahnen und Zügen. Der Preis für eine Stunde liegt bei 2,40 Euro und für 24 Stunden bei 5,50 Euro. Studierende unter 26 Jahren können ein „Top-Ticket Studierende“ für rund 150 Euro pro Semester bekommen, das alle Zonen beinhaltet. Studierende, die älter als 26 Jahre sind, können das Ticket für die Zone 101 für ein Jahr zu einem günstigeren Preis von etwa 280 Euro bekommen (Sie müssen nachweisen, dass Sie in dieser Zone wohnen). Wenn du noch mehr sparen willst, kannst du jederzeit ein Fahrrad oder einen Roller benutzen oder einfach zu Fuß gehen. Du kannst auch die Straßenbahnen kostenlos innerhalb von drei Stationen im Stadtzentrum nutzen.
Essen
In Graz steht dir eine große Auswahl an Essensmöglichkeiten zur Verfügung. Für Studierende sind die günstigsten Optionen in der Regel die türkischen Läden, die Döner, Pizzen und so weiter verkaufen, oder die so genannten „Bausatzlokale“, die vernünftige Preise und größere Portionen haben. Die Preise beginnen in der Regel ab 4 Euro, abhängig von der Art des Essens und der Portionsgröße. Auch die Mensen am Campus der TU Graz sind eine Möglichkeit. Wenn du dich selbst verpflegst, kaufe am besten bei Hofer, Lidl und eventuell bei SPAR ein. Die teurere Option ist Billa Plus. Für frisches Gemüse und Obst sind die türkischen Läden eine gute Option.
Wochenangebot, Preise und Öffnungszeiten von TU Graz Mensa und M-Café Inffeldgasse sind auf der Website der österreichischen Mensa abrufbar. Hier gibt es auch Detailinformationen zum neuen Mensa Bonus Club System.
Telefon und Internet
Wenn Du nach Österreich ziehst, brauchst du vielleicht eine neue Telefonnummer. Du kannst einen Vertrag mit Telekommunikationsunternehmen wie A1, Magenta oder Drei abschließen, den du dann je nach gewähltem Paket monatlich bezahlst. Alternativ kannst du auch eine Prepaid-Nummer kaufen, die du manuell mit Guthaben auflädst. Es gibt verschiedene Anbieter wie YES, HOT und andere mit sehr günstigen Preisen ab 10 Euro pro Monat. Wenn du ein Paket mit 10 Euro pro Monat aktivierst, bekommst du 1000 min/sms und 10000 MB. Aufladen kannst du es über Karten – die man im Handel kaufen kann – oder über die jeweilige Handy-App. Übrigens: Wenn du ein oder zwei Monate nicht in Österreich bist, brauchst du gar nicht aufzuladen.
Haushaltsgeräte und Dienstleistungen
Wenn du in einem anderen Land lebst, benötigst du eine Menge Dinge wie Küchengeräte, Toilettenartikel, Reinigungsgeräte und Schulbedarf. Um all diese Dinge einzukaufen, kannst du zu IKEA, KIK oder Libro gehen. Für noch günstigere Optionen kannst du auf www.willhaben.at suchen. Über diese Webseite verkaufen oder verschenken Menschen gebrauchte Geräte. Die Wiederverwendung gebrauchter Geräte spart nicht nur einen Teil deines Budgets, sondern hilft langfristig auch der Umwelt. Auf Facebook gibt es auch Gruppen wie „Graz verschenkt“, wo Leute Sachen kostenlos anbieten. In Graz gibt es außerdem einen Laden namens „Nachhaltig in Graz“, wo du kostenlose Sachen finden oder Dinge verschenken kannst, die du nicht mehr brauchst. Was Schulsachen betrifft, kannst du in Zeiten nach der Pandemie auch Universitätsmessen besuchen, wo du nicht nur die Chance hast, dich für einen Job zu bewerben, sondern auch eine Menge kostenloser Waren, wie Notizbücher, Stifte, Lineale usw. bekommst. Firmen sind in der Regel gerne bereit, diese als Teil ihrer Marketingstrategie kostenlos zu verschenken. Für Druckdienste kannst du deinen Studierendenausweis mit mindestens 10 Euro aufladen und damit auf allen Druckern am Campus der TU Graz drucken.
Sonstige Ausgaben und Reserve für Notfälle
Neben all den oben genannten Ausgaben benötigst du auch Geld für Freizeitveranstaltungen oder -aktivitäten. Oft erhalten Studierende Rabatte für Getränke, Essen sowie Museums-, Ausstellungs- oder Konzertkarten. In manchen Fällen gibt es auch Mengenrabatte, wenn du eine Kundenkarte oder eine App für ein Geschäft hast. Ziehe auch in Betracht, an vielen interessanten und kostenlosen Veranstaltungen der TU Graz allgemein oder des Welcome Centers der TU Graz teilzunehmen. Versuche auf jeden Fall, einen Teil deines Geldes für Notfälle zurückzubehalten.
Ziehe auch in Betracht, an vielen interessanten und kostenlosen Veranstaltungen der TU Graz allgemein oder des Welcome Centers der TU Graz teilzunehmen.
Fazit
Abschließend solltest du nicht vergessen, dass das Leben und Studieren im Ausland mit hohen Lebenshaltungskosten verbunden sind. Meiner Meinung nach liegt ein gutes monatliches Budget bei etwa 750 bis 800 Euro, während ein Mindestbudget bei etwa 550 bis 600 Euro liegt. Dennoch, wenn du alle genannten Ausgaben berücksichtigst und entsprechend planst, wirst du – auch mit einem minimalen Budget – in der Lage sein, in Graz angenehm zu leben.
Disclaimer: Die Preise können sich im Laufe der Zeit ändern. Sie sind gültig mit Stand Januar 2021.
Wenn du weitere „Student Ambassador Stories“ über das Arbeiten neben dem Studium, die Suche nach der ersten Unterkunft, Networking, Freizeitaktivitäten und mehr lesen möchtest, besuche die „Student Ambassador Stories"-Webseite.