Die Ausstellung behandelt die Arbeiten des früheren flämischen Bouwmeestres Marcel Smets. Sie umfasst drei Jahrzehnte urbanistischer Praxis und beleuchtet die komplexen Umgebungen und ko-kreativen Prozesse, die bei der Erneuerung von Städten am Werk sind. Die Ausstellung ist kein Métarécit der erstaunlichen individuellen Karriere, die die gezeigten Projekte miteinander verbindet, sondern bietet die Gelegenheit, viele Einzelpersonen, Organisationen und Gemeinschaften zu zeigen, die in beruflichen oder sozialen Konstellationen und Machtsystemen gruppiert sind.
Diese Konstellationen werden durch zwei Arten von Schwerkraft erzeugt: einerseits durch das axiologische Gewicht der Stadt und andererseits durch die unbestreitbare Anziehungskraft, die auf die zeitgenössische Subjektivität durch verlassene industrielle und strukturelle Orte ausgeübt wird. Das Projekt steht im Einklang mit der Entwicklung des Centrul de Interes, einem speziellen Ort für zeitgenössische Kunst in einem aufstrebenden postindustriellen Gebiet, der in seiner DNA eines Laborraums Interdisziplinarität enthält. Während die Stadt als quintessenzieller Gegenstand der zeitgenössischen Kunst anerkannt wird, wird gleichzeitig das urbane Design als ein äußerst relevantes künstlerisches Genre wiederentdeckt. Der räumliche Diskurs der Ausstellung konfiguriert eine chronologische Reiseroute durch die vorgestellten Projekte und Städtebaukollektive sowie eine Dialektik zwischen Ort und Nicht-Ort (im Sinne des Smithsonian) durch die kontinuierliche Beziehung zwischen Innen- und Außenraum. Daraus ergibt sich ein thematisierter visueller Dialog zwischen den wiederentdeckten Orten der Projekte und der Realität der ehemaligen Fabrik, die sie beherbergt, sowie den ehemaligen Industriegeländen in der Umgebung des Ausstellungsortes, die - wie in einem Panoptikum - absichtlich als integrale Bestandteile des Besuchs eingefasst sind.
Die Projekte von Marcel Smets kuratieren die postindustrielle Stadt über rein ästhetische und formale Belange hinaus und suchen stets nach einer Verbesserung des vorgefundenen urbanen Zustands. Diese Ausstellung spricht somit letztlich den Wunsch heutiger Gemeinschaften an, sich eine bewohnbare Zukunft für die allgegenwärtigen, bereits urbanisierten und vernachlässigten Gebiete vorzustellen. Zu dieser bestehenden Wanderausstellung wollen wir einen Link zu Graz und zum Hier und Jetzt setzen. Wir wollen aufmerksam machen, dass die aktuelle Herausforderung bei der Umwandlung von Industriebrachen darin besteht, sie in bewohnte statt in spekulative Gebiete zu verwandeln. Das städtische Projekt, wie es Marcel Smets definierte und praktizierte, ist das Ergebnis einer erprobten Raumplanung, eines klaren strategischen Denkens, das in eine überzeugende Geschichte/Narration umgesetzt wird, und eines intensiven Prozesses der Mitgestaltung/Verhandlung mit den verschiedenen Akteuren.
Dipl.-Ing. Karina Brünner, BSc
3. March 2025, 08:00 AM - 7. March 2025, 08:00 PM
TU Graz, Campus Alte Technik, Raum ATK1110H (Foyer - HS I), Rechbauerstraße 12, 1. Kellergeschoß, 8010 Graz
Language: German
Karina Brünner
Institut für Städtebau
karina.bruenner@tugraz.at
Phone: +43 316 873 - 6284