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Zufriedenheit der Mitarbeitenden als Faktor für Effizienzsteigerung in der Paketlogistik

22.01.2025 | Planet research | FoE Information, Communication & Computing

Von Falko Schoklitsch

Schnelle und zuverlässige Arbeit in einem Paketverteilzentrum ist ein wichtiges Puzzlestück für erfolgreiche Logistik. Wie ein Fokus auf zufriedene und gut behandelte Mitarbeitende dabei Vorteile bringt, erforscht die TU Graz.

Automatisierung soll Menschen unterstützen und sie nicht ersetzen. Bildquelle: Robert Kneschke - Adobe Stock

Pünktlich und zuverlässig gelieferte Pakete sind allen Online-Bestellenden wichtig. Dass hinter einer Lieferung zahlreiche Menschen stehen, wird dabei oft aus den Augen verloren. Nicht zuletzt in den Paketverteilzentren wird von den dort Arbeitenden körperlich anstrengende Arbeit mit hoher Konzentration gefordert, um das teilweise hohe Paketaufkommen zu bewältigen, ohne dass es zu Verzögerungen oder Fehlzustellungen kommt. Durch die immer weiter steigenden Paketzahlen und aufgrund von Spitzenzeiten wie Weihnachten hat das Thema Social Sustainability in der Logistik stark an Bedeutung gewonnen. Im Bereich der Paketverteilzentren geht es hierbei vor allem um körperliches Wohlbefinden und faire Arbeitsbedingungen. Auch die Forschung widmet sich diesem Thema, so befasst sich etwa Harald Steinkellner am Institut für Technische Logistik der TU Graz in seiner Dissertation damit.

Die passende Balance

„Der Begriff Social Sustainability ist nicht so einfach zu definieren, da sie viele Aspekte umfasst, die dort relevant werden, wo Menschen im Mittelpunkt stehen“, sagt Harald Steinkellner. „Dabei geht es nicht nur um körperliche Belastung, sondern auch um faire Arbeitsbedingungen, Gleichstellung, Mitspracherecht oder den Zugang zu Ressourcen. Auf der anderen Seite ist in Paketverteilzentren Effizienz gefragt, hier gilt es also eine passende Balance zu finden.“

Speziell im Fall von Paketverteilzentren eignet sich die sogenannte diskrete ereignisorientierte Simulation gut, um zu eruieren, wie sich unterschiedliche Parameter aufeinander auswirken. In einer derartigen Simulation wird virtuell im Computer eine Liste von Ereignissen durchgegangen, wobei bestimmte Begebenheiten neue zukünftige Ereignisse auslösen können. Komplexe logistische Systeme lassen sich damit sehr gut virtuell abbilden und daher kann die Simulation helfen, das Layout und die Betriebsstrategien von Paketverteilzentren zu testen und zu verbessern, ohne den realen Betrieb zu stören.

Die Suche nach den Einflussfaktoren

Um die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden möglichst frei von unnötigen Belastungen zu gestalten, mussten die Forschenden des Instituts für Technische Logistik zunächst einmal die potenziellen Einflussfaktoren identifizieren. Dazu gehören äußere Einflüsse wie Temperaturen oder Lärm. Und dann kommt die eigentliche Arbeit, wo jeder Arbeitsschritt unter die Lupe genommen wird. So kann ein Paket bis zu 30 Kilogramm wiegen, wobei sich die Frage stellt, wie viele Pakete mit welchem Gewicht muss eine Person heben und drehen, wenn Container oder Rutschen be- und entladen werden. Ebenso relevant sind die Strecken, die Mitarbeitende innerhalb des Verteilzentrums zurücklegen.

„Zusätzlich geht es auch darum, bestimmte Situationen zu berücksichtigen, insbesondere Stresssituationen wie etwa zur Weihnachtszeit. Da vervielfacht sich die Paketanzahl und die Mitarbeitenden sind mit Spitzenlasten konfrontiert. Das führt zu erhöhtem Stress und für uns stellt sich die Frage, wie sich diese Stresssituationen mindern lassen“, sagt Harald Steinkellner. Das ist etwa durch eine bessere Schichtplanung möglich oder durch eine bessere Verteilung der Pakete auf die Rutschen, die von den Mitarbeitenden entleert werden, um die Sendungen in Container zu verladen. Die optimierte Verteilung soll sicherstellen, dass nicht nur alle Arbeitenden in etwa die gleiche Menge an Paketen zu bewältigen haben, sondern dass auch die Verteilung von schweren und leichten Sendungen gerecht ist, damit nicht eine Person nur schwere Lasten zu heben hat.

Bessere Ergebnisse trotz geringerem Durchsatz

Harald Steinkellner plädiert dafür, die Mitarbeitenden einzubinden, damit ihre Erfahrungen in die Planung eines effizienteren Ablaufs einfließen können. Dazu muss aber auch die Arbeitgeberseite einen Schritt machen, der nur auf den ersten Blick nachteilig sein könnte. Statt des reinen Fokus auf höchstmöglichen Paketdurchsatz sollte der Horizont erweitert werden, und zwar darauf, wie die Menschen am effizientesten arbeiten können. „Letztendlich habe ich dann zwar auf den ersten Blick einen etwas geringeren Durchsatz, aber die gesteigerte Mitarbeitereffizienz kann ebenfalls zu besseren Ergebnissen führen, weil die Leute einfach fitter, zufriedener und aktiver sind.“

Die Sorge, dass Menschen einfach durch Roboter ersetzt werden und das Thema Social Sustainability durch Wegfall der Mitarbeitenden keines mehr ist, kann Harald Steinkellner nehmen. Aus seiner Sicht ist das nicht so bald möglich, da zahlreiche Aufgaben noch menschliche Geschicklichkeit sowie Urteils- und Problemlösungsvermögen benötigen. Für ihn geht die Entwicklung in Richtung Industrie 5.0, in der nicht die Maschinen die Menschen ersetzen, sondern sich die Arbeitsabläufe verbessern, indem die Menschen mit fortschrittlicher Technologie in Form von künstlicher Intelligenz und Robotern zusammenarbeiten. „Die Roboter erledigen dann die körperlich schweren Arbeiten und die Menschen kümmern sich um jene Aufgaben, für die ihre Fähigkeiten benötigt werden“, sagt Harald Steinkellner.

Dieser Artikel ist Teil des TU Graz Dossiers „Logistik - Alles kommt von A nach B“. Weitere Dossiers finden Sie unter www.tugraz.at/go/dossiers.

Kontakt

Harald STEINKELLNER
Dipl.-Ing. BSc
TU Graz | Institut für Technische Logistik
Tel.: +43 316 873 7331
harald.steinkellnernoSpam@tugraz.at