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Von fliegenden Fahrrädern zur Sensortechnik

22.11.2023 | TU Graz news | Forschung | Planet research | FoE Sustainable Systems

Von Birgit Baustädter

Alexander Bergmann ist derzeit der erfolgreichste Erfinder der TU Graz. Eine Ehre, die ihm dank zwölf Patenten in zwei Jahren zuteilwurde. Vom Erfinden hat der Forscher schon früh geträumt.

Alexander Bergmann ist der erfolgreichste Erfinder der TU Graz von 2018 bis 2022. Bildquelle: Lunghammer - TU Graz

Sensorsysteme lassen uns Dinge aufspüren, die wir ohne sie gar nicht wahrnehmen könnten. Alexander Bergmann hat sich auf das Aufspüren besonders kleiner Staubpartikel in der Luft fokussiert und entwickelt dafür neuartige Sensorkonzepte und -materialien. Mit großem Erfolg: Der Forscher und Leiter des Instituts für Elektrische Messtechnik und Sensortechnik ist mit zwölf erteilten Patenten der erfolgreichste Erfinder der TU Graz der Jahre 2018 bis 2022 und wurde dafür mit der Nikola-Tesla-Medaille geehrt.

Das war die Ehrung der erfolgreichensten Erfinder*innen der Grazer Universitäten.

Ein Traum aus Kindheitstagen

Seine Erfinder-Karriere begann im Grunde schon in seinem Kinderzimmer, wo er als kleiner Bub nachmittagelang von fliegenden Fahrrädern träumte und davon, wie er sie erfinden könnte. „Ich habe mir das wie in den Comics vorgestellt: Ich sitze als Daniel Düsentrieb im stillen Kämmerlein, denke nach, erfinde und baue möglicherweise selbst etwas“, erzählt er heute lachend mit dem verträumten Blick des kleinen Buben mit großen Träumen. Damals wollte er vor allem mechanische Dinge erfinden – wie eben ein fliegendes Fahrrad. Zu Beginn seines Studiums war ihm die medizinische Sensorik ein wichtiges Anliegen, ehe sich sein Erfindergeist vor allem auf die Umweltsensorik zur Ermittlung von winzigen Partikeln und Luftgüte und neue Materialien für innovative Sensorkonzepte gerichtet hat. Und auch sein Blick auf das Handwerk eines Erfinders hat sich verändert: „Es ist überhaupt nicht so einsam, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt er lachend. „Forschung ist Teamwork und ohne mein ausgezeichnetes Team könnte gar nichts entstehen.“ Er erzählt von Gesprächen in der Kaffeeküche, wo in großer Runde Ideen entstehen und Gedanken entwickelt werden, die in die Forschung einfließen. Und von einem Dissertanten, der heute Bereichsleiter bei einer großen steirischen Firma ist, mit der gemeinsam schon mehrere Patente entstanden sind. Oder einem anderen Dissertanten, den die Arbeit an Patenten so sehr faszinierte, dass er heute die Ausbildung zum Patentanwalt macht. Alexander Bergmann stellt lieber andere auf ein Podest, als sich selbst.

Vom Handwerk des Patentierens

Patente einzureichen und erteilt zu bekommen versteht er vor allem als Handwerk, das er in seinen 15 Jahren bei einem Industrieunternehmen erlernt hat. „Für mich geht ein Patent einen Schritt weiter als eine wissenschaftliche Veröffentlichung. Es muss dabei viel stärker auf den Mehrwert für das Unternehmen fokussiert werden.“ Als Beispiel nennt er ein Patent gemeinsam mit dem Grazer Unternehmen AVL Ditest, das ein System zur Feinstaubmessung in Werkstätten hervorgebracht und das Unternehmen auf diesem Gebiet zum weltweiten Marktführer gemacht hat. An der TU Graz sieht er viel Potential für weitere und immer mehr Patente, aber das Wissen um den Prozess, die exakten Formulierungen und letztendlich die Kosten sei ausbaufähig. „Zum Beispiel ist es wichtig, die Abläufe zu beachten. Wenn ein Ergebnis bereits publiziert wurde, kann es nicht mehr patentiert werden. Diese Prozesse müssen immer parallel laufen. Und letztlich ist es auch eine Frage der Finanzen: Ein internationales Patent kostet 30.000 bis 50.000 Euro. Umso wichtiger, die Unternehmenspartner gleich von Anfang an ins Boot zu holen und die Optionen aufzuzeigen.“

Strukturierte Materialien für Sensortechnik

Zahlreiche der Patente der vergangenen Jahre sind aus den Vorarbeiten zum gerade eröffneten CD Labor für Sensorik basierend auf strukturierter Materie entstanden. In dem Labor, das die TU Graz seit Kurzem gemeinsam mit der Uni Graz betreibt, geht es um Grundlagen und Anwendungsgebiete von strukturierten Materialien und Lichtfeldern, die in der Sensortechnik eingesetzt werden können.

Uni Graz und TU Graz starten gemeinsames Christian Doppler Labor für neuartige Sensoren

Dieses Forschungsprojekt ist im Field of Expertise „Sustainable Systems“ verankert, einem von fünf strategischen Schwerpunktfeldern der TU Graz.
Mehr Forschungsnews finden Sie auf Planet research. Monatliche Updates aus der Welt der Wissenschaft an der TU Graz erhalten Sie über den Forschungsnewsletter TU Graz research monthly.

Kontakt

Alexander BERGMANN
Univ.-Prof. Mag.rer.nat. Dr.rer.nat
Institut für Elektrische Messtechnik und Sensorik
Inffeldgasse 33
8010 Graz
Tel.: +43 316 873 30570
alexander.bergmannnoSpam@tugraz.at