Zwei Jahre voller intensiver Vorbereitungen gehen zu Ende. Heute ist der Tag gekommen, an dem es zu zeigen gilt, wie weit uns diese zwei Jahre gebracht haben. Unser Brain-Computer Interface muss mit dem Piloten harmonieren. Es ist Zeit, sich zu konzentrieren. Gar nicht so einfach, in einer ausverkauften SWISS Arena und der unheimlichen Vorfreude auf das Erlebnis Cybathlon! Hier in der SWISS Arena in Kloten in der Nähe von Zürich findet der weltweit 1. Cybathlon statt. Ein Wettbewerb, in dem Menschen mit Behinderung unterstützt durch Maschinen im sportlichen Wettkampf gegeneinander antreten. Die Arena ist restlos ausverkauft – 4.600 Menschen sind live dabei und sorgen für entsprechende Stimmung. Radio und Fernsehen umlagern die Arena, insgesamt sind fast 150 Journalistinnen und Journalisten vor Ort. Was für eine Aufmerksamkeit!
Nach den Alphornbläsern geht es los
Gestern haben wir die Arena besichtigt, die Vorbereitungsräumlichkeiten. Ein letztes Mal haben wir unser Equipment getestet, soweit alles in Ordnung. Der heutige Tag beginnt früh - aufstehen, Frühstück und los geht’s zur Arena. Drinnen ist die Stimmung voller Vorfreude auf die Wettbewerbe. Überall sieht man Bekannte und Fans der jeweiligen Teams, die aus der ganzen Welt angereist sind. 30 Nationen sind hier vertreten, 66 Pilotinnen und Piloten mit jeweils eigenen Teams. Und wir mit dabei. Wahnsinn! Ein Highlight zum Schmunzeln: die Eröffnungszeremonie mit Alphornbläsern. Ja, wir sind eben in der Schweiz! Dann starten auch bereits die ersten Wettbewerbe: Armprothesen zeigen ihre Geschicklichkeit beim Wäscheaufhängen und ihre Kraft beim Kistentragen. Rollstühle überwinden Stufen und Bodenhindernisse. Exoskelette verhelfen Gelähmten wieder zu aufrechtem Gang. Und dann kommt unser Lauf...die BCI Racing Teams sind an der Reihe.
Denkt doch mal an NICHTS
Unser Pilot Gerhard Kleinhofer hat uns in den vergangenen Monaten schwer beeindruckt. Ein harter Schicksalsschlag nimmt ihm fast alle motorischen Fähigkeiten, zwingt ihn in den Rollstuhl. Aber der Wettkampfgeist des ehemaligen Naturbahnrodlers ist ungebrochen. Er muss hoch konzentriert und richtig im „Tunnel“ sein, um exakt und deutlich die gedanklichen Kommandos zu geben, die unser Brain Computer Interface in Steuersignale umsetzen kann. Liebe Leserinnen und Leser: Versucht doch einmal, gezielt an NICHTS zu denken. Oder an Kopfrechnen, und zwar mitten in einer Halle mit über 4.000 jubelnden Zuschauerinnen und Zuschauern! Das paart man noch mit der unglaublichen Vorfreude und Aufregung, die ein Wettbewerb dieser Dimension mit sich bringt. Fast unmöglich, sich nicht ablenken zu lassen.
Pilot Gerhard Kleinhofer und das Team Mirage der TU Graz hochkonzentriert beim "Virtuellen Rennen mit Gedankensteuerung".
Zwischen Menschen
Es läuft also nicht ganz nach Plan, und wir erreichen letztendlich den 11. Platz. Unsere Enttäuschung hält sich aber stark in Grenzen, denn die Platzierung ist in diesem Wettbewerb nebensächlich. Wir Studierende haben so wahnsinnig viel gelernt. Und zwar nicht nur in Sachen Brain Computer Interfaces und wie der internationale Austausch zwischen Forschung und Anwendung ausschauen kann. Sondern auch und besonders in Sachen Zwischenmenschlichkeit.
Erfahrung schlägt Platzierung: Jubelstimmung beim Team Mirage 91 der TU Graz.