Licht ist nicht nur dazu da, damit wir sehen können: Durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse des vergangenen Jahrzehnts weiß man heute, dass Licht über fotosensitive Rezeptoren im Auge unsere innere Uhr und damit einhergehend unsere kognitiven und psychischen Funktionen, wie Stimmung, Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit steuert. Vor diesem Hintergrund spielt auch die architektonische Lichtgestaltung eine immer wichtigere Rolle. Denn mittlerweile verbringen wir bis zu 90 Prozent des Tages in Räumen mit künstlicher Beleuchtung.
Beleuchtungssysteme der Zukunft
Im Labor für raumbezogene Lichtforschung (LightLab) des Instituts für Raumgestaltung an der TU Graz untersucht ein Team aus Architektinnen und Architekten, Lichtdesignerinnen und Lichtdesignern sowie Psychologinnen und Psychologen, wie sich verschiedene Lichtsituationen auf unsere Lebensqualität auswirken.
Dabei gilt es nicht nur, bestimmte Lichtvariablen wie Beleuchtungsstärke und Farbtemperatur zu „beleuchten“, sondern auch verschiedene Lichtsituationen und Raumwirkungen. Ergänzt wird das Labor mit einer großen Sammlung von Materialien, die unter verschiedenen Lichtexpositionen untersucht werden können. Denn nur wer die Wirkung der verschiedenen Lichtquellen in Abhängigkeit von Material im Vergleich gesehen und erlebt hat, kann die Erkenntnisse in der zukünftigen Planung umsetzen.
LED-Technologie bringt Licht ins Dunkel
Im Mittelpunkt der Forschung im LightLab steht die LED-Technologie, die sowohl aus ökologischer als auch ökonomischer Sicht die Beleuchtungsart der Zukunft ist. In ihrer Wirkung auf die Psyche und das Wohlbefinden gibt es jedoch noch viel Optimierungspotenzial, wie die wissenschaftliche Leiterin des LightLabs Birgit Schulz erklärt:
„Derzeit wird in der Lichtforschung noch wenig auf diese subjektiven Empfindungen geachtet. Im LightLab wird Licht hingegen nicht als isolierter Einflussfaktor betrachtet, sondern als ein Bestandteil eines komplexen, multisensorischen Systems. In kontrollierten Studien mit Versuchspersonen untersuchen wir systematisch, wie sich unterschiedliche Lichtbedingungen auf den Menschen auswirken können.“
Unterschiedliche Lichtsituationen für das Projekt Light Life. © TU Graz
Subjektives Empfinden im Mittelpunkt
Ein wichtiger Aspekt sind hier auch unterschiedliche Präferenzen der Farbtemperatur in Abhängigkeit vom Alter für Männer und Frauen für entspannende und aktivierende Lichtsituationen. Im aktuellen Projekt „Light Life – Geschlechterbezogene Wirkungsforschung von LED-Beleuchtung“ geht es darum, genau diese Unterschiede herauszuarbeiten. „Wir konnten etwa feststellen, dass Männer sowohl für Aktivierung als auch für Entspannung höhere Farbtemperaturen bevorzugen als Frauen“, so Birgit Schulz. Das zweite Ziel des Projekts ist es, technische Empfehlungen für zukünftige LED-Beleuchtungssysteme zu liefern, wie etwa Einstellungen von bevorzugten Farbtemperaturen im Bereich von Entspannung und Aktivierung für bestimmte Gendergruppen.
Die TU Graz ist eine der wenigen Universitäten europaweit, die als Vertiefungsmöglichkeit einen Lichtschwerpunkt in das Angebot des Architekturstudiums aufgenommen hat. Am Institut für Raumgestaltung wird Studierenden und jungen Forschenden im Rahmen entsprechender Unterrichtseinheiten und im LightLab ein umfassender Zugang zum Thema Licht ermöglicht. © Pritz – TU Graz