Im Studienjahr 1936/37 gehörte die Montanistische Fakultät Leoben noch zur TU Graz - in diesem Jahr verzeichnet das Archiv die erste wissenschaftlich tätige Frau an der steirischen Universität. Sie lehrte Französisch und Italienisch. Die erste Dissertation einer Frau an der TU Graz schloss Hedwig Katschinka 1926 zum Thema „Zur Kenntnis der Dampfdruckkurven binärer Flüssigkeitsgemische“ ab. Einen ersten tatsächlichen Anstieg der weiblichen Beschäftigten gab es aber erst ab 1980. 1982 schloss mit Ulrike Wirschnig erstmals eine Frau ihre Habilitation an der TU Graz ab - sie erhielt die Lehrbefugnis im Fach Petrographie und wurde 1993 zur ersten außerordentlichen Professorin an der TU Graz. Die erste ordentliche Professorin war bereits 1991 Karin Wilhelm an der Fakultät für Architektur.
Heute sind von den rund 2.700 wissenschaftlichen Mitarbeitenden der TU Graz (Lehrbeauftragte und Studienassistenzen mit eingerechnet) rund 25 Prozent weiblich. Stellvertretend für die herausragende wissenschaftliche Arbeit, die Frauen an der TU Graz tagtäglich vollbringen, möchten wir einige Forscherinnen und ihre besonderen Erfolge hervorheben:
ERC Grants für außergewöhnliche Forschungsvorhaben
Physikerin Birgitta Schultze-Bernhardt gewann 2020 mit ihrem Projekt ELFIS einen mit 2,2 Millionen Euro dotierten ERC Starting Grant. Im selben Jahr erhielt sie zuvor außerdem den renommierten START-Preis des FWF im Bereich Laseroptik. In ihren beiden Projekten untersucht sie die Wechselwirkung zwischen UV-Licht und Materie in noch wenig erforschten Spektralbereichen.
Gleich zwei ERC Grants konnte Anna Maria Coclite für die TU Graz gewinnen. In ihrem Projekt SmartCore beschäftigte sie sich mit künstlicher Haut und erhielt dafür einen ERC Starting Grant. Nach Abschluss des sehr erfolgreichen Projekts erhielt sie für das Nachfolge-Projekt Smart Skin einen Proof of Concept Grant des ERC.
Den jüngsten ERC Starting Grant holte Sonja Wogrin erst im vergangenen Jahr für ihr Projekt NetZero-Opt „Optimization and data aggregation for net-zero power systems“. In den kommenden Jahren wird sie sich mit innovativer Datenaggregation für dekarbonisierte Elektrizitätssysteme beschäftigen. Zeitgleich leitet sie das Institut für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation, ist Sprecherin des neu gegründeten Research Centers ENERGETIC und stellvertretende Leiterin des Field of Expertise Sustainable Systems.
Erfolgreiche Erfinderinnen
Die TU Graz verzeichnete von 2004 bis 2024 Erfindungsmeldungen oder Beteiligungen an Erfindungen von 111 Wissenschafterinnen.
Herausragend ist dabei Gabriele Berg zu nennen, die sich an der TU Graz mit dem jungen Forschungsfeld der Mikrobiome von Menschen und Pflanzen befasst. Sie meldete seit 2005 neun Erfindungen, von denen mehrere in einem Patent mündeten.
Mit insgesamt fünf gemeldeten Erfindungen ist Anna Maria Coclite in diesem Bereich ebenfalls erfolgreich. Gleich wie Strömungsmechanikerin Carole Planchette, die federführend zwei Erfindungen im Bereich Strömungslehre gemeldet hat.
Ausgezeichnete Lehre
International gefragt ist die Forschung von Informatikerin Maria Eichlseder. Der Krypto-Algorithmus ASCON, der von ihrer Arbeitsgruppe entwickelt wurde, konnte sich in einem langjährigen, internationalen Verfahren des US-amerikanischen National Institute of Standards and Technology (NIST) durchsetzen und ist nun internationaler Standard für Lightweight Cryptography. Sie ist nicht nur eine von zwei Frauen, die als erste weibliche Absolventinnen das Studium an der TU Graz sub auspiciis abgeschlossen haben, sondern ist auch um den wissenschaftlichen Nachwuchs bemüht. Ihre Lehrtätigkeit, insbesondere ihre Lehrveranstaltung Cryptography, wurde im Studienjahr 2022/23 mit dem Preis für Exzellente Lehre ausgezeichnet.
Ebenfalls für ihre exzellente Lehre wurden 2021/2022 Christina Graf für „Inverse Problems in Biomedical Engineering“ und 2019/20 Melina Amor für „Moleular Diagnostics“, Isabel Landsiedler für „Spanisch für Techniker/innen (Stufe 2)“ und Barbara Siegmund für „Lebensmittelchemie und -technologie“ ausgezeichnet. 2015/16 erhielt Heidrun Gruber-Wölfler für ihre Lehrveranstaltung „Pharmazeutisches Engineering: Wirkstoffe und Prozesse“ den Lehrpreis der TU Graz.