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Ein Mini-Solarkraftwerk für den Balkon

24.03.2017 | Planet research | Young Talents

Von Ulrike Keller

Christoph Grimmer hat mit TU Graz-Kollegen ein Plug&Play-Speichersystem für Haushalte entwickelt. Damit könnte in Zukunft etwa ein Viertel des privaten Energiebedarfs gedeckt werden.

v.l.n.r.: Christoph Grimmer, Stephan Weinberger und Florian Gebetsroither stehen hinter dem Start-up „E2T – Efficient Energy Technology“.

Auf „Balkonien“ könnte sich zu Basilikum und Gemüsepflanzen demnächst ein bierkistengroßes Photovoltaik-System gesellen, mit dem Urban Gardeners ihren Strom selber ernten. Wer keinen Balkon sein Eigen nennt, kann die Anlage auch am Dach oder einer sonnenexponierten Wand installieren. Die Idee dahinter ist schnell erklärt: „Ein Photovoltaik-Panel speist den kleinen Stromspeicher, den man einfach an eine Steckdose im Haushalt anschließt. Das Plug&Play-System namens ‚Sun2Plug‘ speichert die Energie tagsüber und gibt sie völlig automatisch zu jenem Zeitpunkt ab, an dem sie benötigt wird, also in den meisten Fällen abends“, erklärt Christoph Grimmer. Gemeinsam mit seinen TU Graz-Kollegen Stephan Weinberger und Florian Gebetsroither steht er hinter dem Start-upE2T – Efficient Energy Technology“, das das Mini-Solarkraftwerk entwickelt hat und zur Marktreife führen wird.

Grüne Energie für alle

„Aktuell werden Photovoltaik-Anlagen und kombinierte Speicherlösungen nur in wesentlich größerem Maßstab angeboten. Grund dafür sind die kostspielige individuelle Planung und Installation“, so Christoph Grimmer. „Im Gegensatz dazu ist unser Produkt für ganz Europa standardisiert und somit produktionsseitig einfach skalierbar.“ Sun2Plug hat eine Kapazität von 2 Kilowattstunden, womit man etwa 25 Prozent des täglichen Stromverbrauchs eines Durchschnittshaushalts decken kann, und wird in etwa 2.000 Euro kosten.

Prototyp des Plug&Play-Speichersystems „Sun2Plug“.

Prototyp des Plug&Play-Speichersystems "Sun2Plug".

Messtechnologie als EU-Patent angemeldet

Das Alleinstellungsmerkmal der Erfindung ist die Messtechnologie des Plug&Play-Speichersystems namens „NetDetection“. Via Impedanz-Messung verfolgt sie an der Steckdose in Echtzeit, wie viel Strom im Haushalt gerade verbraucht wird. Genau diese Energiemenge wird dann über die Steckdose eingespeist. Das EU-Patent befindet sich gerade in Anmeldung. Und die jungen Start-up Gründer sind bereits in Kontakt mit mehreren österreichischen Stromanbietern. Ihre Vision: „Stromanbieter könnten ihren Kundinnen und Kunden das System zur Verfügung stellen, das dann über die Stromrechnung gegenverrechnet werden könnte. In der Auflistung des monatlichen Stromverbrauchs könnte dann aufgeschlüsselt sein, wie viel Energie über E2T Sun2Plug eingespeist wurde“, erklärt Christoph Grimmer. Sobald das System indirekt abbezahlt ist, verringern sich die Stromkosten für die Kundinnen und Kunden.
Mitte des Jahres sollen die ersten Feldtests mit dem Prototypen starten, in dem die jungen Entrepreneure auch eine Marktanalyse durchführen wollen. „Wir möchten auf jeden Fall sicher gehen, dass unser Produkt konsumentenfreundlich ist, und wollen weg von ‚Was ist technisch möglich?‘ zu ‚Welche Features wünschen sich die Verbraucherinnen und Verbraucher?‘“, so Christoph Grimmer. Geplant ist, dass das System 2018 marktreif ist.

Prototyp für neue Brennstoffzellen

Einen Meilenstein hat Christoph Grimmer bereits im Rahmen seiner Dissertation an der TU Graz gesetzt: Er hat ein Brennstoffzellensystem entwickelt und als Prototyp realisiert, das die gespeicherte Energie hocheffizient in Gleichstrom umwandeln kann. Dabei ist es ihm gelungen, komplett auf Platin als Elektrokatalysator zu verzichten und so die Kosten für die Brennstoffzelle deutlich zu reduzieren. Die Entwicklung ist eine Basis für Brennstoffzellen, die mit einfacher Systemkonfiguration auch Alkohole direkt in elektrische Energie transformieren. „In Zukunft könnte man so etwa Ethanol aus Bioabfall hocheffizient, emissionsfrei und kostengünstig verstromen“, erklärt Christoph Grimmer.
 

Hören Sie Christoph Grimmer im Webradio der vier Grazer Universitäten: „Von der Idee zum Start-up“.

Information

Für seine Dissertation wurde der 30-jährige Oberösterreicher Christoph Grimmer 2016 mit dem Award of Excellence des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft sowie mit dem Förderpreis des Forums Technik und Gesellschaft geehrt, für seine Masterarbeit errang er den 2. Platz des Johann Puch Innovation Award 2014. Neben seinem Start-up ist er noch am Institut für Chemische Verfahrenstechnik und Umwelttechnik der TU Graz beschäftigt, an dem er bereits sein Master- und Doktoratsstudium absolvierte. Im kommenden Wintersemester wird er zudem einen Master in Wirtschaftswissenschaften an der FernUniversität in Hagen abschließen.

Kontakt

Christoph GRIMMER
Dipl.-Ing. Dr.techn. BSc, B.A.(Econ.)
Institut für Chemische Verfahrenstechnik und Umwelttechnik
Inffeldgasse 25/C
8010 Graz
Tel.: +43 316 873 8784
christoph.grimmer@tugraz.at
https://www.tugraz.at/institute/ceet/home/