Wie die TU Graz-Absolventen und Founder Stefan Kremsner und Stefan Lendl mit Hilfe flexibler Algorithmen effizientere Transporte planen, Leerfahrten verringern und den CO₂-Ausstoß reduzieren, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
Bei „s2 data & algorithms“ arbeiten wir täglich daran, Transportnetzwerke zu optimieren. Wir, das sind die beiden TU Graz-Mathematik-Absolventen Stefan Kremsner und Stefan Lendl. 2020 gründeten wir unser Start-up mit der Idee, durch effiziente Planung ökonomischen und ökologischen Mehrwert zu schaffen. Inzwischen unterstützen wir mit unserem Team zahlreiche Automotive-Kundinnen und Kunden dabei, LKW und Seefrachter in der taktischen und operativen Planung täglich besser auszulasten. Unser junges Start-up liefert mittels mathematischer Optimierungsalgorithmen nicht nur verbesserte Transportpläne, sondern löst damit auch sich wiederholende Tätigkeiten bei den Disponentinnen und Disponenten ab. Wir sind den Anforderungen in Bezug auf Digitalisierung im Transportnetzwerk mit unserer flexiblen Software gewachsen und arbeiten an der nachhaltigen Mobilität der Zukunft. Wie es dazu kam?
Vom Pilotprojekt im Mathematik-Studium zum Start-up
Bereits während des Mathematik-Studiums an der TU Graz setzten wir unsere Skills in der mathematischen Optimierung und Software-Entwicklung immer wieder erfolgreich bei Anwendungsprojekten ein. So entstand auch das erste Pilotprojekt rund um ein Daimler-Werk in Ungarn. Noch während des Doktoratsstudiums wurden wir vom Geschäftsführer eines Zulieferers in das Werk eingeladen, um das Optimierungspotential in der dortigen Disposition zu analysieren. Schnell entwickelten wir einen ersten Prototyp, der die manuelle Planung stark erleichterte und die Transportauslastung signifikant erhöhte.
Informationen zum Studium Mathematik an der TU Graz gibt es auf der TU Graz Webseite. Im Bachelorstudium Mathematik beschäftigen sich Studierende bereits intensiv mit einem Vertiefungsfach ihrer Wahl.
Inzwischen ist daraus das Start-up „s2 data & algorithms“, basierend auf der Softwarelösung MasterScheduler entstanden. Wir erweiterten den ersten Prototyp um innovative Algorithmen und Planungsfunktionen, wie zum Beispiel eine detaillierte Leergut- und Milkrunsteuerung. Dabei werden mehrere Lieferantenstandorte und das Werk im Kreis angefahren und die zu transportierenden Leergutbehälter bei der Rückfahrt mittransportiert. Der Nutzen hinsichtlich reduzierter Emissionen und das Einsparungspotential durch den Einsatz unserer Software überzeugten schließlich auch internationale Unternehmen wie Magna, Yanfeng, Duvenbeck und SMP.
Know-how für uns als Start-up Gründer
Auf dem Weg dahin profitierten wir von der fundierten mathematischen Ausbildung an der TU Graz ebenso wie von den Angeboten des an der TU Graz angesiedelten Start-up-Inkubators Science Park Graz (SPG).
Der Science Park Graz (SPG) ist ein Business Inkubator, der allen Akademikerinnen und Akademikern der Grazer Universitäten unabhängig von deren Studienrichtung offensteht. Der achtwöchige SGP Academy Vorbereitungskurs schult Bewerberinnen und Bewerber in Themen wie Business Plan, Pitch und Schutz von geistigem Eigentum und bereitet für die Präsentation vor dem Auswahlgremium vor. Nach erfolgreicher Inkubation sind SGP-Mitglieder Teil eines Netzwerkes aus Start-ups, die sich gegenseitig unterstützen.
Im SPG standen uns zwei Büroplätze zur Verfügung, und wir profitierten von den spannenden Kursen, vor allem aber auch von unsere SPG Innovation Consultants, die uns immer mit Rat zur Seite standen.
Die wirtschaftlichen Tipps aus der Academy des SPG bzw. der Coaches, Mentorinnen und Mentoren waren eine zentrale Unterstützung bei den zahlreichen schwierigen Entscheidungen, die beim Aufbau eines Start-ups auf Gründerinnen und Gründer zukommen. Für uns als reine Techniker war das SPG Mentoring-Programm besonders wertvoll. Durch unsere akademische Mentorin Eranda Dragoti-Cela am Institut für Diskrete Mathematik profitierten wir gleichzeitig vom intensiven wissenschaftlichen Austausch mit der TU Graz und der Arbeit in gemeinsamen Forschungsprojekten. Sehr wertvoll war der Input unseres Mentors Gregor Egerer, der als Logistik-Experte wesentliche Inhalte aus der Praxis lieferte, um den Master-Scheduler zu dem wertvollen Produkt für die Industrie zu machen, der er heute ist.
MasterScheduler: unsere innovative Software-Lösung
Alle bisherigen Schritte – das Mathematik-Studium, das Pilotprojekt, die Learnings im Science Park – führten zum heutigen MasterScheduler als intuitive Software-Lösung. Die Software automatisiert und optimiert mittels mathematischer Algorithmen die komplexen Planungsaufgaben in der Transport-Logistik, samt Integration von Warehouse- und Produktionssteuerung. In der Cloud-basierten Software-as-a-Service-Lösung sind die Entscheidungen des Algorithmus für Planende nachvollziehbar und Lieferpläne samt LKW-Beladung in 3D einsehbar. Auf Grund der dadurch erzielten Kosten- und Kohlendioxid-Einsparungen von mehr als 20 Prozent konnten wir gemeinsam mit unserem Kunden Yanfeng bereits wichtige Branchen-Preise wie den AKJ elogistics Award und den Constantinus Award gewinnen. Von bisherigen marktüblichen Lösungen unterscheiden wir uns darin, dass wir Routen- und Laderaumoptimierung gesamtheitlich in vollem Detailgrad betrachten und leicht an Kundenprozesse anpassen können.
Qualifizierte Mitarbeitende als Schlüssel zum Erfolg
Unsere Philosophie ist es, angewandte Mathematik am Stand der neuesten Forschung gepaart mit modernster Decision-Support-Software in Unternehmen zu bringen, um betriebliche Probleme zu lösen. Nur durch unser top ausgebildetes Team ist es möglich, diese Philosophie zu leben. Bei „s2 data & algorithms“ arbeiten zum Großteil an der TU Graz oder der Universität Graz ausgebildete Expertinnen und Experten aus Mathematik, Software-Entwicklung, Physik und Betriebswirtschaft.
Unsere mathematischen Optimierungsalgorithmen werden laufend durch aktive Forschung weiterentwickelt. Aktuell entwickeln wir in einem Projekt der FFG mit Eranda Dragoti-Cela und Bettina Klinz vom Institut für Diskrete Mathematik der TU Graz Algorithmen zur robusten Transportoptimierung. Ziel der neuen Verfahren ist es, auch bei Unsicherheiten in der Supply Chain wie zum Beispiel schwankenden Bedarfen oder Verfügbarkeitsproblemen bei LKW-Fahrerinnen und -Fahrern, effiziente Transportpläne zu erstellen.
Wir sind bei „s2 data & algorithms“ offen, motivierten Menschen aus den Bereichen Mathematik, Informatik und Software-Entwicklung die Möglichkeit zu geben, gemeinsam unsere Vision von einer flexiblen, effizienten und vor allem auch ökologischen Transportplanung umzusetzen.
Wachsende Herausforderung – wachsendes Team
Wir sehen in MasterScheduler die optimale Lösung für eine nachhaltige Zukunft der Logistik. Die Herausforderungen wachsen stetig – ebenso wie das „s2 data & algorithms“-Team. In absehbarer Zeit werden auch weitere Branchen wie Retail, Lebensmittelindustrie, Bauwirtschaft, Speditionen und Dienstleister von Lösungen für die operative und taktische Planung ihres Netzwerkes profitieren. Erste Pilot-Projekte dafür sind am Start. Wir sind offen, motivierten Menschen aus den Bereichen Mathematik, Informatik und Software-Entwicklung die Möglichkeit zu geben, gemeinsam unsere Vision von einer flexiblen, effizienten und vor allem auch ökologischen Transportplanung umzusetzen.