Die intensive Nachfrage nach Mathe-Nachhilfe brachte Michael Fuchs, Universitätsassistent an der TU Graz und Nachhilfelehrer für Studierende, auf die Idee ein Unternehmen zu gründen. Hier erzählt er die Gründungsstory von Konomondo.
Manche Ideen brauchen Zeit bis zur Umsetzung. Bei Konomondo waren es acht Jahre vom ersten Konzept bis zur Start-up Gründung. 2014 war ich Studienassistent an der TU Graz und finanzierte mein Studium mit Nachhilfestunden. Ich liebte es, junge Studierende zu unterrichten, aber in erster Linie sah ich das als Brotjob. Niemals habe ich damit gerechnet, dass die Lehre einmal meine Profession werden würde.
Die zündende Geschäftsidee für attraktive Nachhilfe
Die zündende Idee wie man Nachhilfe günstiger und gleichzeitig attraktiver machen könnte, hatte ich, als Ende August 2014 die Anfragen nach Mathematik-Nachhilfe wie jeden Sommer in die Höhe schossen. Auf einem Whiteboard skizzierte ich das erste Konzept für ein Lernspiel, das erst acht Jahre später realisiert werden sollte.
Als Studienassistent und Nachhilfelehrer liebte ich es, junge Studierende zu unterrichten, aber in erster Linie sah ich das als Brotjob. Niemals habe ich damit gerechnet, dass die Lehre einmal meine Profession werden würde.
Erfahrung in der Mathematik-Lehre
2016 schloss ich mein Studium „Elektrotechnik-Toningenieur“ ab. Als kurz danach am Institut für Elektronik der TU Graz eine Stelle als Universitätsassistent frei wurde, ergab sich eine Chance, die den Grundstein zur Gründung des Unternehmens legen sollte. Wir hatten damals akuten Personalmangel, weshalb ich von unserem Institutsleiter das Angebot bekam, die Vorlesung „Elektronische Schaltungstechnik 2“ zu übernehmen. Ich wusste sofort, dass ich das so gut wie irgend möglich machen wollte und stürzte mich in die Vorbereitung. Zum Beispiel besuchte ich zahlreiche Didaktik-Kurse, die von der TU Graz angeboten wurden. Diese Kurse und das Vertrauen meines Vorgesetzten waren die Grundlage für den Erfolg der Vorlesung, welche 2020 mit dem „Preis für Exzellente Lehre“ der TU Graz ausgezeichnet wurde. Befeuert durch den Erfolg wollte ich nun endlich meine Idee von Konomondo umsetzen.
Tipp: Eine Gründungsidee kann noch so gut sein, ebenso wichtig ist es den passenden Zeitpunkt für die Umsetzung zu finden und zu erkennen.
Die Suche nach Co-Founderinnen und -Foundern
Auf einer Didaktik-Konferenz traf ich Gerhard Dorn, der gerade einen genialen, story-basierten Online-Kurs (MOOC) zum Thema „Bayesian Probability Theory“ mit Pixelart-Design fertiggestellt hatte. Genau so hatte ich mir mein Lernspiel immer vorgestellt. Als ich ihm von der Idee erzählte, war er sofort mit Feuer und Flamme dabei.
Game für Mathematiknachhilfe auf Oberstufenniveau
Noch während wir unsere Dissertationen abschlossen, begannen wir gemeinsam das Konzept des Spiels weiter auszubauen. Die Grundidee ist es, mittels eines interaktiven Roll Playing Games (RPG), also eines Rollenspiels, den Spielenden wahlweise in Single- oder Multiplayermodus gezielt mathematische Lerninhalte auf Basis des bestehenden Vorwissens zu vermitteln. Der Fokus liegt dabei auf spielerisch gestalteten, in die Story des Spiels eingebetteten Übungsaufgaben, die zu einem aktiven Lernprozess führen sollen. Das Spiel ist anfänglich rein auf Mathematiknachhilfe auf Oberstufenniveau ausgerichtet und soll später für andere Schulstufen und –gegenstände erweitert werden.
Ein fundiertes Wissen in Mathematik ist für alle Studien an der TU Graz wichtig. Falls du in der Schule nicht gleich den Draht zu Mathe findest nicht verzweifeln. Probiere beim Lernen kreative Wege, vielleicht in Zukunft mit Konomondo. Außerdem gibt es an der TU Graz die „Mathe-fit“ Auffrischungskurse für Maturantinnen und Maturanten. Sie helfen angehenden Bachelorsudierenden, das Mathematik-Wissen für den Studienbeginn zu vertiefen.
Vom Businessplan bis zum Pitch Training: die Gründungsgarage
Nun hatten wir eine klare Idee vom Produkt, aber keinen konkreten Plan wie wir eine Firma aufbauen und zur Marktreife bringen konnten. Die Gründungsgarage, ein Accelerator Programm für Gründerinnen und Gründer im Raum Graz, war für uns eine fast logische Konsequenz und die perfekte Chance.
Die Gründungsgarage unterstützt gründungsambitionierte Studierende und Forschende von Uni Graz, TU Graz, FH Joanneum, Campus 02 u.a. in der Start-up Vorgründungsphase. Interessierte bewerben sich jeweils vor Semesterstart. Die nächste Deadline ist der 9. Oktober 2022. Hier geht es zu den jeweils aktuellen Bewerbungsfristen.
Wir wurden in das Gründungsgaragen-Semester aufgenommen und sammelten dort wertvolle Erfahrungen. Von der genauen Formulierung eines Businessplans mit Überlegungen zur Finanzierung über die Definition der Zielgruppen und der entsprechenden Marketingstrategien bis zu Pitch Trainings und zahlreichen Gesprächen mit Expertinnen und Experten lernten wir als Team die Grundlagen, die ein erfolgreiches Start-up ausmachen.
Starke Mentorinnen und Mentoren
Aus der Abschlusspräsentation ging Konomondo sogar als Siegerteam hervor. Der Abschluss-Pitch in der Gründungsgarage war die Initialzündung für unser Unternehmen. Seither sind zahlreiche Experteninnen und Experten an uns herangetreten um uns Tipps rund um das Thema Unternehmensgründung und Förderungen zu geben. Derzeit werden wir von vielen von ihnen beraten und arbeiten eine Strategie für die kommenden Jahre aus. Gegründet wird voraussichtlich Mitte 2023.
Finanzierung und Prototyping in der Gründungsphase
Während der Gründungsgarage bewarben wir uns bereits um erste Fördergelder und knüpften Kontakte zu Fördergebern wie dem Austria Wirtschaftsservice (AWS) und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Schon bevor die ersten Förderungen zugesagt wurden, startete die Prototyping-Phase. Täglich sammeln wir seither neue Erkenntnisse darüber, was Schülerinnen und Schüler im Spiele-Setting brauchen und wie das Endprodukt aussehen soll. Es ist uns wichtig, das Spiel nicht an unserer Zielgruppe vorbei zu entwickeln. Bis Ende des Jahres haben wir die wichtigsten Daten gesammelt und fokussieren uns dann auf die Story und das Design. Das Gründungsteam verstärken mittlerweile die beiden Grafikerinnen Annika Schnell und Gihan El Moazen. Annika studiert Game-Design mit Fokus auf Lernspiele und Gihan studiert Biomedical Engineering, liebt Grafikdesign und hat besondere Skills in Pixelart. Sobald das erste Fördergeld da ist, starten wir mit der Spielentwicklung durch.
Tipp für Start-Ups
Einen Start-Up-Accelerator wie die Gründungsgarage halte ich für absolut essentiell, für alle, die zum ersten Mal ein Start-up planen. Wir konnten für Konomondo aus der Gründungsgarage viel mitnehmen und nehmen zur Zeit auch an anderen Accelorator-Programmen wie zum Beispiel dem Innovator‘s Road Programme, einem neunmonatigen Programm mit Seminaren quer durch ganz Österreich, teil. Viele Erfinder und Erfinderinnen haben große Expertise in ihrem Forschungsgebiet, nicht jedoch in Sachen Betriebswirtschaft und Marketing. Da gibt es für alle etwas zu lernen. Manchmal ändert sich die Start-up Idee im Laufe der ersten Monate auch noch etwas, wenn sie auf ihre marktwirtschaftliche Umsetzbarkeit geprüft wird. Dieser Prozess ist gut und notwendig und die Basis für jede Unternehmensgründung.