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Mein Auslandssemester in Graz: Die beste Erfahrung meines Lebens

Von Mattia Fenoglio | 22.04.2025
Bildquelle: Mattia Fenoglio

Eine einladende Stadt, eine inspirierende Universität, hervorragende Unterstützung und Freundschaften aus der ganzen Welt haben diese Monate zu einem unvergesslichen Abenteuer gemacht.

Hallo, ich bin Mattia Fenoglio, ich komme aus Turin, Italien, und studiere Wirtschaftsingenieurwesen im letzten Jahr des Masterstudiengangs am Politecnico di Torino. Das Wintersemester des akademischen Jahres 2024/2025 habe ich in Graz verbracht, wo ich Kurse an der TU Graz und einen Deutschkurs an der Uni Graz besuchte, und ich kann voller Überzeugung sagen, dass dies die beste Erfahrung meines Lebens war.

Starten wir beim Beginn: Warum Graz?

Es mag seltsam klingen, aber ich hatte nicht viel recherchiert: Als ich eines Abends im Dezember 2023 durch mögliche Ziele für einen Auslandsaufenthalt scrollte und Graz sah, war ich sofort fasziniert, zumal es keine Hauptstadt war und keiner meiner Freunde davon gehört hatte. Ich habe gegoogelt und mir einige Fotos der Altstadt und des imposanten Uhrturms angesehen und war sofort beeindruckt, meine Eltern vielleicht noch mehr als ich! Als ich ihre Begeisterung sah, beschloss ich trotz ihrer anfänglichen Skepsis gegenüber der Erasmus-Erfahrung sofort, mich für die Stadt zu entscheiden, ohne überhaupt zu wissen, wo sie liegt oder ob alle Kurse für meinen Studium verfügbar waren.

Heute kann ich mit Sicherheit sagen, dass es die beste Entscheidung meines Lebens war, und dank meiner häufigen Posts in den sozialen Medien wissen jetzt alle meine Freunde über jeden einzelnen Winkel von Graz Bescheid.

Schlossberg bei Nacht. (Bildquelle: Mattia Fenoglio)
 

Graz - Die Studierendenstadt

Ich bin der Meinung, dass Graz perfekt ist für uns Studierende. Die Stadt ist jung und es ist einfach, sich zu Fuß fortzubewegen. Es gibt so viele Studierende aus der ganzen Welt, was es einem ermöglicht, ständig verschiedene Kulturen zu treffen.

Was mich beeindruckt hat, war die große Aufmerksamkeit, die den internationalen Studierenden entgegengebracht wird: Man stelle sich vor, wir wurden sogar vom Bürgermeister zu einem Willkommensbuffet in der Stadt eingeladen! Das war eine schöne und unvergessliche Erfahrung.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Möglichkeit, zu ermäßigten Preisen an Kultur- und Freizeitaktivitäten teilzunehmen: Opernaufführungen, Eishockeyspiele (der Rabatt ist zwar gering, aber die Atmosphäre ist den vollen Preis wert), Museen und vieles mehr. Da Graz zentral in Europa liegt, habe ich außerdem Städte wie Prag, Budapest, Zagreb, Ljubljana, Maribor, Bratislava und Wien besucht. Alle diese Städte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die hervorragend funktionieren, leicht zu erreichen.

Besuch meiner Familie. (Bildquelle: Mattia Fenoglio)
 

Graz - Sorgt sich um die Umwelt

Ein Aspekt, der mich überrascht hat, war der starke Fokus auf Nachhaltigkeit und Abfallvermeidung. In Graz bieten einige Restaurants am Ende des Tages die Möglichkeit, großzügige Portionen zu einem sehr erschwinglichen Preis zu kaufen, anstatt Essensreste wegzuwerfen. Für Erasmus-Studierende wie uns ist es sehr praktisch, Zugang zu billigem und reichhaltigem Essen zu einem sehr erschwinglichen Preis zu haben.

Ein Tipp von mir: Lade Apps wie Too Good To Go herunter. Auch hier kann man Mahlzeiten und mehr zu einem sehr günstigen Preis finden, da es sich um Dinge handelt, die sonst am Ende des Tages weggeworfen werden würden.

Eine weitere Sache, die mir aufgefallen ist, ist, dass sowohl im Fußballstadion als auch in der Merkur-Eisarena Getränke in Plastikbechern mit einem Pfandsystem serviert werden. Das gleiche System gilt für Glassaftflaschen auf Bauernmärkten oder Glühweinbecher auf Weihnachtsmärkten. Das mag wie eine Kleinigkeit erscheinen, aber leider ist dieses System in Italien nicht üblich, sodass ich davon positiv überrascht war.

Mein Studierendenwohnheim - Ein wahrgewordener Traum

Für meinen sechsmonatigen Aufenthalt wählte ich das ÖJAB-Wohnheim im Stadtzentrum, direkt gegenüber dem Stadtpark. Ich hatte ein Einzelzimmer, ein Gemeinschaftsbad mit einer anderen Person und eine Gemeinschaftsküche, die ich mir mit mehr als 25 anderen Studierenden teilen musste. Ich weiß, dass es beängstigend sein kann, mit so vielen Menschen einen Raum zu teilen, aber wenn man die Möglichkeit hat, sollte man ein Wohnheim mit einer Gemeinschaftsküche wählen: Je mehr Menschen sich diese teilen, desto mehr wird es zu einer unglaublichen Erfahrung!

Für mich war das einer der besten Aspekte meiner Erasmus-Erfahrung. Ich hatte das Glück, besondere Menschen kennenzulernen, die mich willkommen hießen und mich nach und nach in ihr tägliches Leben einbezogen. In dieser Küche habe ich Menschen aus aller Welt kennengelernt und ihre traditionellen Gerichte und kulturellen Traditionen entdeckt. Ich probierte pakistanische, koreanische, indische, brasilianische, mexikanische und viele andere Gerichte. Ich habe nie nein gesagt, weil ich immer dachte: „Wann werde ich jemals wieder die Gelegenheit haben, das zu probieren?“

Hier ist mein Ratschlag: Wenn du kannst, sag niemals nein. Probiere alles aus, schließe nichts aus, denn dadurch wirst du Momente erleben, die du nie vergessen wirst, und vor allem wirst du eine mentale Flexibilität erlangen, die du sicher schätzen wirst.

Ich erinnere mich gerne an Abende, an denen wir uns über ernste (zum Beispiel am Tisch mit Ukrainer:innen und Russ:innen) und lustige Themen unterhielten, Karten oder Brettspiele spielten, versuchten, Sprachen zu lernen, die mir fremd und weit entfernt waren, und natürlich gemeinsam etwas tranken.

Wir organisierten unvergessliche Partys: Auf dem Bild unten ist mein letzter Samstag in Graz zu sehen, als der andere Italiener und ich auf der Etage die letzte Pizza-Party organisierten. Die Abendgarderobe war elegant, und es machte so viel Spaß zu sehen, wie wir in Anzug und Krawatte, Hemden oder schicken Kleidern für die Damen aus unseren Zimmern kamen, nur um in die Etagenküche zu gehen.

Die Atmosphäre, die wir an diesem Abend erlebten, werde ich nie vergessen. Für mich war es eine große Freude, all diese glücklichen Menschen zu sehen, die vielleicht wegen des Krieges oder Geldmangels ihre Familien seit Jahren nicht mehr gesehen hatten. Und auch, dass sie in den folgenden Tagen immer wieder von dieser verrückten Party im zweiten Stock sprachen. Nun, ja, es war wirklich ein wahr gewordener Traum.

Bist du noch auf der Suche nach einer Unterkunft für deinen Aufenthalt in Graz? Dann wirf einen Blick auf unsere Webseite „Leben in Graz“ und sieh dir den Abschnitt „Wohnen“ an, um eine umfassende Liste von Unterkunftsmöglichkeiten in Graz zu erhalten!

Meine Freundesgruppe aus dem Studierendenwohnheim. (Bildquelle: Mattia Fenoglio)
 

Erasmus: Ja, schön und gut, aber was ist mit der Universität?

Während des Semesters habe ich sowohl an der Uni Graz als auch an der TU Graz Kurse belegt. Da ich von einer so großen Universität wie dem Politecnico di Torino komme, war ich von den kleinen Klassengrößen positiv überrascht. Ich hatte nie eine Klasse mit mehr als 15 Studierenden! Das ermöglicht ein effektiveres Lernen und ein familiäreres Umfeld, in dem man zum Beispiel vor Beginn der Vorlesung gemeinsam mit den Professoren einen Kaffee trinken gehen kann.

Alle Kurse, die ich belegt habe, waren auf Englisch. Die Auswahl ist ziemlich groß, vielleicht ändern sich ein paar Dinge von Jahr zu Jahr, aber wenn man sich erst einmal auf der Website der Universität zurechtgefunden hat, ist die Auswahl der Kurse, die einem gefallen, gar nicht so kompliziert. Eine Sache, die ich sehr schätze, ist die Verfügbarkeit von Informationen: Wenn man einen Kurs wählt, kennt man bereits die Unterrichtszeiten, Tage und Prüfungstermine im Voraus. Ich denke, das ist für die Semesterorganisation sehr praktisch.

In Anbetracht meiner anfänglich schlechten Englischkenntnisse (nach sechs Monaten Kontakt mit internationalen Studierenden, vor allem in meiner Küche, aber nicht nur dort, habe ich mich auch in diesem Bereich stark verbessert) habe ich es vorgezogen, eher theoretische als praktische Kurse zu belegen. Eine Entscheidung, die ich bereut habe, denn die praktischen Kurse haben mir wirklich Spaß gemacht und ich habe sehr gute Ergebnisse erzielt. 

Leider hatte mich mein anfängliches Englischniveau sehr eingeschüchtert, daher mein Rat: Lass dich nicht einschüchtern, es ist wirklich kein Problem!

Die Kurse sind auf besondere Weise strukturiert: Es gibt traditionelle Semesterkurse und Intensivkurse, die nur wenige Tage dauern, mit Unterricht am Vormittag und am Nachmittag, und die erste Prüfung findet bereits in der darauffolgenden Woche statt. Am Anfang war ich besorgt, aber ich habe festgestellt, dass diese Methode wirklich gut funktioniert!

Eine der besten Erfahrungen war der Unterricht in einem Klassenzimmer im Harvard-Stil, in dem Fallstudien diskutiert wurden. Ich erinnere mich noch an meinen erstaunten Gesichtsausdruck, als ich meinen Platz sah: Ich war sprachlos!

Seminarraum im Harvard-Stil an der TU Graz. (Bildquelle: IIM @ TU Graz)
 

Außerdem hatte ich nach fünf Jahren am Politecnico endlich die Gelegenheit, einen Fuß in ein Universitätslabor in Graz zu setzen: Die praktische Erfahrung der studierten Theorie war wirklich hilfreich für das Lernen.

Auch der Deutschkurs war eine tolle Erfahrung. Ich habe den semesterlangen Kurs belegt, während viele andere sich für den Intensivkurs zu Beginn des Semesters entschieden haben. Die Klassen sind nicht größer als 20-25 Studierende, was eine besondere Aufmerksamkeit der Lehrkräfte gewährleistet.

Hast du dich für Graz entschieden? Dann wirst du dich mit Sicherheit nie alleine fühlen.

Einer der Orte, die ich in Graz am meisten genossen habe, war das International House: ein einfacher, aber magischer Ort, an dem man Unterstützung finden, lernen, kochen, gemeinsam essen, Tischfußball oder Brettspiele spielen kann. Für mich war es ein Fixpunkt: Hier hatte ich meine ersten Begegnungen mit anderen internationalen Studierenden bei einem Kaffee, die sich dann in der Stadt oder sogar in ganz Europa fortsetzten, meine ersten Mittagessen und, warum soll ich es verschweigen, ich habe zum ersten Mal mit jemandem gesprochen, der mir ans Herz gewachsen ist.

Eine Erfahrung, die mich sehr beeindruckt hat, war das Abendessen am Heiligen Abend, das von ESN organisiert wurde, und das völlig kostenlos war: Sie kochten traditionelles österreichisches Essen und organisierten ein Wichteln für uns alle. Das war definitiv ein Weihnachtsabend, den ich nie vergessen werde.

Im International House findet man Hilfe für jeder Art, von Universitätsangelegenheiten bis hin zur täglichen Bürokratie, immer begleitet von einem herzlichen Lächeln. Ich erinnere mich noch an die anfänglichen Probleme mit dem Learning Agreement oder an die Geschichte einer Italienerin, die nach einem Krankenhausaufenthalt, der eigentlich kostenlos sein sollte, mit einer Rechnung von 250 Euro dastand. Sie kam ins International House und das Problem wurde sofort gelöst.

Um ehrlich zu sein, hatte ich die Qualität der Unterstützung schon von Anfang an bemerkt, angefangen bei dem einfachen und unkomplizierten Anmeldeverfahren, den schnellen E-Mail-Antworten und den Willkommensveranstaltungen zum besseren Kennenlernen: Kennenlernspiele, Intercultural Awareness Sessions, Willkommensbuffet...

Auf der Suche nach einem Ort, um Menschen kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und dich in Graz zuhause zu fühlen? Das International House der TU Graz ist mehr als nur eine Anlaufstelle – es ist ein lebendiger Treffpunkt für die gesamte TU Graz Community. Ob du dich vernetzen, lernen, an Veranstaltungen teilnehmen oder einfach in den Gemeinschaftsräumen entspannen möchtest – das International House steht allen offen!

Abendessen am Heiligabend im International House. (Bildquelle: Mattia Fenoglio)
 

Graz – Mein zweites Zuhause

Kurz gesagt: Graz ist mein Zuhause geworden. Wie ich am Anfang schon sagte, kannte ich die Stadt vorher nicht persönlich – aber jetzt glaube ich, dass sie für immer einen Platz in meinem Herzen haben wird. Ich hoffe, diese wenigen Zeilen konnten dich inspirieren, selbst so eine Erfahrung zu machen. Wenn du darüber nachdenkst: Ja, mach es! Aber denk nicht zu lange nach – stürz dich einfach hinein, denn es wird eine der verrücktesten und unglaublichsten Erfahrungen deines Lebens werden, bei der Lächeln die unangefochtenen Hauptdarsteller sind.

Ich. (Bildquelle: Mattia Fenoglio)
 
Mattia Fenoglio kommt aus Turin, Italien, und studiert Wirtschaftsingenieurwesen im letzten Jahr des Masterstudiengangs am Politecnico di Torino. Er verbrachte das Wintersemester 2024/2025 als Austauschstudierender über das Mobilitätsprogramm Erasmus an der TU Graz.
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