TU Graz-Absolventinnen erzählen im Rahmen der Reihe WomenCareers, wie sie es geschafft haben, ihren persönlichen Weg zu finden, welche Hürden sie meistern mussten, was sie gerne früher gewusst hätten und welche Erfolge sie zu verzeichnen haben. In einer anschließenden Diskussionsrunde haben Teilnehmerinnen die Möglichkeit, Fragen direkt an die Referentin zu richten, sich zu informieren, auszutauschen und zu netzwerken.
Der Auftakt
Silvia Russegger, Absolventin der Technischen Mathematik, eröffnete die Reihe WomenCareers im November 2022 mit dem Thema „Frauen und Karriere im technikdominierten Umfeld – Widerspruch oder Chance?“. Sie schilderte eindrucksvoll, was frau braucht, um im technischen Bereich Fuß zu fassen, welche Fähigkeiten in Führungspositionen notwendig sind und woran es liegen mag, dass Frauen in dieser Rolle noch immer weit unterrepräsentiert sind.
Mitglieder von alumniTUGraz 1887 können den Vortrag auf der Video-Plattform alumniTOwatch nachsehen: https://alumni.tugraz.at/watch.
Silvia Russegger absolvierte das Studium der Technischen Mathematik an der TU Graz. Berufliche Stationen in der Softwareentwicklung, der Koordination, der Projektleitung und der Teamleitung im Geschäftsfeld Kultur und Kulturmanagement ebneten schließlich den Weg zur Führungsrolle. Seit zwei Jahren leitet Silvia Russegger die Forschungsgruppe von Connected Computing am Institut DIGITAL, Joanneum Research.
Unausgeschöpftes Potenzial
Laut „Forbes“ (November 2021) sind Unternehmen mit Fokus auf Diversität und mit weiblichen Führungskräften produktiver, innovativer und rentabler. Dennoch sind lediglich 16 Prozent der Führungskräfte in Europa weiblich, nur ca. 6 Prozent der 600 größten börsennotierten Unternehmen haben einen weiblichen CEO. Russegger ist eine von jenen, die eine leitende Position im Bereich der Technik innehaben. Vermeintliche Gründe für diese Unausgewogenheit betrachtet sie kritisch. Das Interesse an der Technik bei Frauen sei zwar geringer, die Annahme, dass sich zu wenige Bewerberinnen melden, möchte sie so jedoch nicht stehen lassen. Vielmehr liege es an den Ausschreibungen selbst, die häufig von Männern für Männer geschrieben seien. Dass Technik „Männersache“ sei, finde den Ursprung bereits in der Kindheit. Entsprechende Role Models in der Erziehung könnten gegensteuern, weiß Silvia Russegger aus eigener positiver Erfahrung.
Aspekte der Motivation
Für Silvia Russegger hat Führung etwas mit Veränderungswillen zu tun. Die eigene Motivation für eine leitende Position nimmt sie mit folgenden Fragen unter die Lupe: Was will ich beruflich und privat erreichen? Entspricht die Unternehmenskultur meinen Vorstellungen und Werten? Gibt es Differenzen zwischen dem, was ich will, und dem, was von mir erwartet wird? Wo liegen meine persönlichen Herausforderungen?
In der Führungsrolle fungiert Silva Russegger als Schnittstelle zwischen hierarchischen Ebenen, in Prozessen und Strategien. Sie sieht ihre Aufgabe außerdem darin, Standards und Regeln zu kontrollieren, individuelle Bedürfnisse zu erkennen, Mitarbeiterinnen zu fördern und Solidarität zu stärken. Diese bedarf der Bereitschaft, Hilfe von Frauen anzunehmen und Kooperationen und Netzwerke aufzubauen – am besten schon während des Studiums.
Aus persönlicher Erfahrung stellt es für Silvia Russegger eine Chance und auch Freude dar, Frau in der Technik zu sein: „Wir wissen, was wir können, wir können es vertreten und müssen uns nicht verbiegen.“