Wissen, das nicht weitergegeben wird, ist verlorenes Wissen: In Anerkennung der Wissensvermittlung – eine wesentliche Aufgabe der Lehre – würdigt die TU Graz alle zwei Jahre Vortragende für herausragende pädagogisch-didaktische Leistungen. Der „Preis für Exzellente Lehre 2019/2020“ wurden am Donnerstag, den 19. November 2020 in einer virtuellen Veranstaltung an die Sprachlehrende Isabel Landsiedler, die Lebensmittelchemikerin Barbara Siegmund und den Patentrechtsexperten Gunter Nitsche verliehen. Die „Sonderpreise für junge Lehrende“ gingen an die Molekularbiologin Melina Amor, den Elektrotechniker Paul Baumgartner und den Maschinenbauer Benedikt Weger. Der Elektroniker Michael Fuchs wurde mit dem heuer erstmals vergebenen „Sonderpreis für digitale Lehre“ geehrt. Das Preisgeld beträgt je 2.000 Euro. Gestiftet wurden die Preise von der TU Graz, der Arbeiterkammer Steiermark und der Industriellenvereinigung Steiermark.
Ein Interview mit Preisträger Michael Fuchs über den Einsatz digitaler Tools im Unterricht können Sie im AirCampus, den Postcast der Grazer Universitäten nachhören.
Lehrende mit Vorbildfunktion
„Die Qualität der Lehre ist ausschlaggebend für eine erfolgreiche Zukunft unserer Studierenden. Es ist uns daher wichtig, besonders erfolgreiche und motivierte Lehrkonzepte auszuzeichnen und herausragende Lehrende als Vorbilder zu würdigen. Denn exzellente Lehre verlangt von den Lehrenden großen Einsatz, viel persönliches Engagement und einen hohen Zeitaufwand“, so Stefan Vorbach, Vizerektor für Lehre der TU Graz. Vorbach betont, dass insbesondere der heuer erstmals verliehene „Sonderpreis für digitale Lehre“ die im Jahr 2020 nochmals extra beschleunigten Entwicklungen digital gestützter Lehrtechnologien widerspiegelt, „wenngleich die Entscheidung zur Auslobung dieses Preises noch vor Corona erfolgte.“
Wie wir lehren: Die Preisträgerinnen und Preisträger 2019/2020
Isabel Landsiedler
Preis für Exzellente Lehre | Spanisch für TechnikerInnen (Grundstufe 2)
Sprachen, Schlüsselkompetenzen und Interne Weiterbildung
Mit einer sehr abwechslungsreichen Lehrmethodik gestaltet Isabel Landsiedler ihre prämierte Lehrveranstaltung „Spanisch für Techniker/innen (Grundstufe 2)“. Neben einem wöchentlichen Lernportfolio versorgt sie ihre Studierenden mit täglichen Lerntipps und kurzen Arbeitspaketen, mit Audioübungen und Videoerklärungen, mit Quizzes als Lernkontrolle und selbstkorrigierenden Übungen mit QR-Code.
Barbara Siegmund
Preis für Exzellente Lehre | Lebensmittelchemie und -technologie
Institut für Analytische Chemie und Lebensmittelchemie
In Barbara Siegmunds Lehrveranstaltung „Lebensmittelchemie und -technologie“ ist Platz für den Alltag: Mithilfe praktischer Beispiele aus der Küche und anhand aktueller Fragestellungen, etwa aus diversen „Lebensmittelskandalen“, interagiert sie ganz bewusst intensiv mit ihren Studierenden und macht so die Theorie begreifbar.
Gunter Nitsche
Preis für Exzellente Lehre | Patentrecht
Für seine Lehrveranstaltung „Patentrecht“ greift Gunter Nitsche auf die sogenannte „Sokratische Methode“ zurück: Durch geeignete Fragen ermöglicht er Studierenden das Hinterfragen ihrer eigenen Standpunkte. Eine Taktik, die das Erkenntnispotenzial ungemein vergrößert. Lebensnahe Sachverhalte sollen dabei helfen, vergleichbare Situationen in der Praxis selbst beurteilen zu können.
Melina Amor
Sonderpreis für junge Lehrende | Molecular Diagnostics
Institut für Biochemie
Ganz bewusst stellt Melina Amor in ihrer Lehrveranstaltung „Molecular Diagnostics“ gesundheitsbezogene Themen ins Zentrum. Diese stoßen erfahrungsgemäß auf das größte Interesse. Amor nutzt eine Palette didaktischer und pädagogischer Strategien, um ihren Studierenden Kenntnisse über eine Vielzahl molekularbiologischer Techniken zu vermitteln.
Paul Baumgartner
Sonderpreis für junge Lehrende | Grundlagen der Elektrotechnik
Institut für Grundlagen und Theorie der Elektrotechnik
Eine der Herausforderungen der Lehrveranstaltung „Grundlagen der Elektrotechnik“ ist das sehr heterogene Vorwissen der Studierenden. Paul Baumgartner und sein Team setzen daher auf Lehrvideos für unterschiedlichste Bedürfnisse und halten sehr intensiven Kontakt mit allen Studierenden. Jährlich werden durch die Diskussion mit allen Involvierten die Elemente des Kurses neu bedacht und überarbeitet. Eine weitere Säule ist die Begabungsförderung, die durch die starke Einbinding und die Ausbildung der Studienassistent*innen berücksichtigt wird.
Benedikt Weger
Sonderpreis für junge Lehrende | Laborübung Kontinuumsmechanik
Institut für Festigkeitslehre
In seiner Lehrveranstaltung „Laborübung Kontinuumsmechanik“ setzt Benedikt Weger auf „Humor, Authentizität und Begeisterung“. Ihm ist es wichtig, den Lernprozess als Kreislauf zu gestalten und stellt allen voran sich selbst die Frage: „Wo muss ich zu erklären beginnen?“. Ein weiterer Aspekt seines Unterrichts: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seiner Lehrveranstaltungen können und sollen einander helfen.
Michael Fuchs
Sonderpreis für digitale Lehre | Elektronische Schaltungstechnik 2
Institut für Elektronik
Michael Fuchs ist der erste Preisträger des „Sonderpreises für digitale Lehre“. Er setzt in der digitalen Umsetzung seiner Lehrveranstaltung „Elektronische Schaltungstechnik 2“ auf eine Struktur mit klar definierten Lernzielen, auf Medienvielfalt mit Live-Demonstrationen, Lernspielen und diversen Apps sowie auf digitale Hilfsmittel wie die App FeedbackR und Lehrveranstaltungs-Aufzeichnungen.
Aufwendiges Auswahlverfahren: Wie der Preis vergeben wird
Der Preisvergabe geht ein langwieriges Auswahlverfahren voraus: Studierende, Studiendekaninnen und
-dekane sowie Vortragende selbst können Lehrveranstaltungen nominieren, die während der letzten drei Studienjahre stattfanden sowie im laufenden Semester der Nominierung angeboten und von mindestens fünf Studierenden evaluiert wurden. Die Nominierten müssen schließlich eine Lehrveranstaltungsbeschreibung sowie ein Konzept mit den pädagogischen und didaktischen Hintergründen einreichen. Diese Unterlagen dienen als Entscheidungsgrundlage. Auch weitere Kriterien wie die Lehrmethoden und Lehrziele, die Qualität der Unterrichtsmaterialien sowie Organisation und Termintreue fließen in die Beurteilung mit ein.
Die Letztentscheidung über die Preisträgerinnen und Preisträger trifft eine Auswahlkommission unter dem Vorsitz des Vizerektors für Lehre, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Hochschüler/innenschaft, der Universitätsleitung, der Curricula-Kommissionen, des Senates sowie externen Expertinnen und Experten zum Thema universitäre Lehre. Die ausgezeichneten Wissenschafterinnen und Wissenschafter werden für den Ars docendi-Staatspreis für Exzellente Lehre an öffentlichen Universitäten Österreichs nominiert.
Weitere Details finden sich auf der Website zum "Preis für Exzellente Lehre".