Um neues Wissen zu schaffen, muss sich der Mensch erst vorhandenes Wissen aneignen. Damit dies gelingt, ist die Lehre ein entscheidender Faktor. Genau aus diesem Grund zeichnet die TU Graz alle zwei Jahre Vortragende für herausragende pädagogisch-didaktische Leistungen bei der Wissensvermittlung aus. Mitte November war es wieder soweit und der „Preis für exzellente Lehre 2021/2022“ wurde im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung an fünf Preisträger*innen verliehen.
Exzellente Lehre als Basis für die erfolgreiche Zukunft
Über eine Auszeichnung, und damit einhergehend eine neu designte Trophäe sowie 2000 Euro Preisgeld, durften sich die Medizintechnikerin Christina Graf, die Geotechniker Franz Tschuchnigg und Andreas-Nizar Granitzer sowie die Experimentalphysiker Martin Schultze und Roland Lammegger freuen. Christina Graf hatte ihre ausgezeichnete Vorlesung und Übung als Virtual Joint Online Lecture mit Kerstin Hammernik von der TU München gehalten, die ebenfalls bei der Preisverleihung anwesend war. Da der Preis für exzellente Lehre nur an Lehrende der TU Graz vergeben wird, erhielt Kerstin Hammernik ein Präsent als Zeichen der Anerkennung.
„Exzellente Lehre an Universitäten ist die Basis für die erfolgreiche Zukunft der Studierenden, für die Innovationskraft und die Leistungsfähigkeit eines Landes. Es ist uns daher wichtig, besonders erfolgreiche und motivierte Lehrkonzepte auszuzeichnen und herausragende Lehrende als Vorbilder zu würdigen. Denn exzellente Lehre verlangt von den Lehrenden großen Einsatz, viel persönliches Engagement und einen hohen Zeitaufwand“, so Stefan Vorbach, Vizerektor für Lehre der TU Graz.
Die Preisträgerinnen und Preisträger 2021/2022 und ihre Lehrveranstaltungen
Christina Graf
Inverse Problems in Biomedical Engineering
Sowohl Christina Graf als auch ihre mitvortragende Kollegin von der TU München, Kerstin Hammernik, betreiben Forschung in verschiedenen Bereichen der Magnetresonanz. Ihnen war es wichtig, die Parallelen zwischen aktueller Forschung und der Vorlesung aufzuzeigen. Insgesamt nahmen 81 Studierende von 13 Universitäten aus sechs Ländern in fünf verschiedenen Zeitzonen an der Lehrveranstaltung „Inverse Problems in Biomedical Engineering“ teil. Trotz dieser räumlichen Entfernung gab es eine gute Zusammenarbeit der internationalen Teams. Den Studierenden gefielen die praxisnahe Anwendung und State-of-the-Art-Forschung für maschinelles Lernen und mathematische Methoden in der biomedizinischen Technik.
Franz Tschuchnigg und Andreas-Nizar Granitzer
Computational Geotechnics
Die Herausforderungen der Corona-Pandemie im Lehrbetrieb haben Franz Tschuchnigg und Andreas-Nizar Granitzer zum Anlass genommen, das Lehr-Lernkonzept der Lehrveranstaltung „Computational Geotechnics“ ganzheitlich weiterzuentwickeln. Dadurch haben sie ihrer traditionell heterogenen Studierendenschaft trotz ungewohnter Rahmenbedingungen ein hochwertiges, fachübergreifendes Lernerlebnis ermöglicht. Ihre Studierenden haben sie unter anderem durch ihre Authentizität und Begeisterungsfähigkeit sowie die den Innovationsgeist fördernden ergebnisoffenen Aufgabenstellungen überzeugt.
Martin Schultze und Roland Lammegger
Experimentalphysik 1 & 2
Die Vermittlung von Begeisterung und das Wecken von Interesse für das Fach und die Lehrinhalte in ihren Lehrveranstaltungen „Experimentalphysik 1 & 2“ sehen Martin Schultze und Roland Lammegger als das mit Abstand wichtigste Element der Lehre. Das versuchen sie, indem sie Verknüpfungen zu aktuellen Themen herstellen und explizit zu Fragen animieren. Zudem verknüpfen sie durch Schauexperimente das intellektuelle Erfassen der Inhalte mit einem sensorischen Eindruck. Die aktive Einbindung der Studierenden in die Experimente verfestigt diese Verbindung noch weiter. Im Anschluss an die Vorlesung laden Martin Schultze und Roland Lammegger auch noch zur Inspektion der Versuchsaufbauten und Diskussion ein, um so Kommunikationshürden aufzulösen.
So werden die Preisträger*innen bestimmt
Bevor sich die Gewinner*innen über ihren Preis für exzellente Lehre freuen können, haben sie bzw. ihre Lehrveranstaltungen einige Hürden zu überwinden. Zunächst müssen sie nominiert werden, das kann durch Studierende, die an der Lehrveranstaltung teilgenommen haben, durch Studiendekan*innen für ihren Wirkungsbereich oder durch Studienvertreter*innen für ihren Wirkungsbereich geschehen. Außerdem muss die Lehrveranstaltung mindestens eine Semesterwochenstunde umfassen, im laufenden Semester der Nominierung durchgeführt werden und in diesem Zeitraum von zumindest fünf Studierenden evaluiert worden sein.
Ist die Nominierung erfolgreich eingereicht, erfolgt zunächst eine Formalprüfung. Danach fällt eine Auswahlkommission unter Vorsitz von Stefan Vorbach, Vizerektor für Lehre, ihre Entscheidung. Weitere Mitglieder der Kommission sind Vertreter*innen der Hochschüler*innenschaft, der Universitätsleitung, der Curricularkommissionen, des Senats und externe Expert*innen zum Thema universitäre Lehre. Beurteilt wird von ihnen auch ein von den Nominierten ausgefüllter digitaler Fragebogen, in dem formale Aspekte der Lehrveranstaltung sowie Schlüsselaspekte für exzellente Lehre abgefragt werden.
Gestiftet wurden die Preise von der Arbeiterkammer Steiermark, der IV Steiermark und TU Graz-Alumnus Dr. Odorich von Susani.