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Die TU Graz baut gemeinsam mit der RUAG Space einen neuen Kleinsatelliten für die Europäische Weltraumagentur ESA. Der „Cubesat“ namens PRETTY (Passive REflecTomeTY) ist ein Nanosatellit aus drei Würfeln von jeweils zehn mal zehn mal zehn Zentimetern und damit etwas größer als eine Packung Milch. Seine Aufgabe ist es, als erster Nanosatellit überhaupt Eis auf Gletschern oder an den Polen sowie die Wellenbewegungen der Ozeane zu vermessen und zu registrieren. Der neue Cubesat ist Teil der weltweiten Umwelt- und Wetterbeobachtung der ESA und trägt dazu bei, den Klimawandel zu erforschen. Mit Cubesat PRETTY wird der fünfte Satellit "Made in Austria" ins All abheben.
Mit neuer Technologie ins All
„Mit unserem ersten Satelliten ‚TUGSAT-1‘ konnte eindrucksvoll gezeigt werden, dass auch anspruchsvolle wissenschaftliche und technologische Aufgabenstellungen zuverlässig erfüllt werden können. Unsere neuen Missionen bringen spannende technische Herausforderungen, die die TU Graz international sichtbar positionieren werden“, sagt Projektleiter Otto Koudelka, Leiter des Instituts für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation der TU Graz. Cubesat PRETTY ist unter anderem mit einem System zur sogenannten passiven Reflektometrie ausgestattet, welches besonders genaue Höhenmessungen bis in den Dezimeter- und Zentimeterbereich erlaubt, berichtet Otto Koudelka. PRETTY soll 2020 ins All starten und wird die Erde in einer polaren Umlaufbahn in rund 600 Kilometern Höhe umkreisen. Wie bereits bei den laufenden Satellitenprojekten sind auch bei dieser neuen Mission Nachwuchsforscherinnen und -forscher der TU Graz stark in alle Projektbereiche eingebunden.
Zum Erfolg der Weltraum-Uni TU Graz trägt laut Horst Bischof, Vizerektor für Forschung der TU Graz auch die enge Vernetzung mit den großen nationalen Playern sowie die lokale Infrastruktur bei. „Wir arbeiten sehr eng mit dem Institut für Weltraumforschung der ÖAW zusammen, haben mit dem Observatorium Lustbühel eine international anerkannte Messstation für Weltraumprojekte aller Art, betreiben am Campus der TU Graz die Bodenstation für die internationale Satellitenmission BRITE und haben österreichische Pioniere der Weltraumforschung wie Willibald Riedler, Hans Sünkel und Wolfgang Baumjohan und eben Otto Koudelka. Graz ist heute zweifelsfrei ein international sichtbares Zentrum der Weltraumforschung“.
Königsklasse der Satellitenbauer
Triple-Cubesat PRETTY ist bereits der fünfte rot-weiß-rote Satellit im All, der dritte aus den Labors der TU Graz. TUGSAT-1, der erste Austro-Satellit überhaupt ist bereits seit über vier Jahren erfolgreich im All unterwegs und misst gemeinsam mit seinem Zwillings-Satelliten UniBRITE der Universität Wien Helligkeitsschwankungen von Sternen. Der ebenfalls an der TU Graz im Auftrag der ESA entwickelte OPS-SAT wird im kommenden Jahr abheben. Er hat neue Weltraumsoftware an Bord, mit der unter anderem neue Kommunikationstechnologien für zukünftige Weltraummissionen getestet und Störquellen für Weltraumfunk gefunden werden können.
„Mit dem neuen Auftrag der ESA ist Österreich endgültig in der Königsklasse der Satellitenbauer angekommen“, freut sich auch Weltraumminister Jörg Leichtfried anlässlich der Pressekonferenz an der TU Graz. Klaus Pseiner, der Vize-Vorsitzende des Rates der Europäischen Weltraumbehörde ESA ist überzeugt vom Potenzial der Klein- und Kleinstsatelliten, die Weltraumforschung große Stücke weiterzubringen. „Denn mit den kompakten Satelliten ist es möglich, neue Weltraumtechnologien relativ rasch und kostengünstig auszuprobieren“, erklärt Pseiner.
Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Für den neuen Cubesat hat das Weltraumministerium über die ESA rund 2,5 Millionen Euro bereitgestellt. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben. Rund 120 österreichische Firmen und Organisationen mit über 1.000 Beschäftigten sind in der Weltraumindustrie tätig. Der Gesamtumsatz der Branche beträgt etwa 125 Millionen Euro im Jahr.
Die Weltraumforschung an der TU Graz ist größtenteils im Field of Expertise „Information, Communication & Computing“ verankert.