Die Promotion „sub auspiciis Praesidentis rei publicae“ gelingt nur den allerwenigsten Absolvent*innen österreichischer Hochschulen. Jetzt durften in Graz gleich sechs Wissenschafter diese Glanzleistung feiern: Der klassische Philologe Lukas Spielhofer (Universität Graz), die Informatiker Daniel Kales und Tobias Scheipel, die Mathematiker Gabriel Lipnik und Michael Missethan sowie der Physiker Tomas Kamencek (alle TU Graz) haben sich diese Auszeichnung aufgrund ihrer außergewöhnlichen schulischen und akademischen Leistungen verdient.
Stellvertretend für den Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen vollzogen am 15. März 2024 Uni Graz-Rektor Peter Riedler und TU Graz-Rektor Horst Bischof den Promotionsakt in der Aula der Alten Universität Graz im Beisein von Landeshauptmann Christopher Drexler. Der Bundespräsident wird den Ehrenring mit Bundesadler der Republik Österreich den Promovenden am 18. März bei einem Empfang in der Wiener Hofburg persönlich überreichen.
Ein Vorbild für alle Studierenden
„Die sub auspiciis-Promotion stellt ein Fest der Wissenschaft und der akademischen Exzellenz dar“, sagte Uni Graz-Rektor Peter Riedler. „Ich bin überzeugt, dass die heutigen Promovenden mit ihrem Wissen und ihrer Expertise weiterhin wichtige Beiträge zur wissenschaftlichen Entwicklung und zum Wohle der Gesellschaft leisten werden. Ihre außergewöhnlichen Errungenschaften sind ein Vorbild für alle Studierenden und eine Erinnerung daran, dass die Universitäten des 21. Jahrhunderts eine Kaderschmiede für hervorragende Talente sind. Herzliche Gratulation!“
TU Graz-Rektor Horst Bischof hob in seiner Rede die hohe Motivation und Leistungsbereitschaft der ausgezeichneten Absolventen hervor: „Alle Sub auspiciis-Promovenden haben bereits in ihrer Jugend außerordentliche schulische Erfolge erzielt und ihre Motivation zum Lernen und zur Leistung über das gesamte Studium hinweg aufrechterhalten können. Das ist ein großartiger persönlicher Erfolg, zu dem ich herzlich gratuliere! Mit ihrer hervorragenden Forschungsarbeit im Rahmen des Doktorats tragen die Promovenden aber auch zum guten Ruf und Ansehen unserer Universitäten in der weltweiten Scientific Community bei, wofür ich mich sehr bedanke.“
„Die steirischen Hochschulen als Zentren für Wissenschaft und Forschung gehören zu den wichtigsten Ressourcen unseres Bundeslandes“, sagte Landeshauptmann Christopher Drexler. „Deswegen ist die Freude umso größer, dass heute besonders hervorragende Leistungen, die an der TU Graz und der Uni Graz erbracht wurden, eine bemerkenswerte Anerkennung erfahren. Die Promotion sub auspiciis ist eine wirklich außergewöhnliche Leistung, die größten Respekt verdient. Dass ich innerhalb eines Monats bereits zum zweiten Mal an dieser Auszeichnung teilnehmen kann, unterstreicht die exzellente Qualität des steirischen Universitäts- und Forschungsstandortes. Ich gratuliere den Promovenden sehr herzlich zu diesem beeindruckenden Erfolg und Meilenstein in der akademischen Karriere!“
Biografische Skizzen der Promovenden
Daniel Kales
Daniel Kales wurde 1992 in Villach geboren. Als Schüler stand für ihn früh fest, dass er beruflich „etwas mit Computern machen“ wollte: Er besuchte die HTL für Netzwerktechnik in Villach und studierte anschließend Information and Computer Engineering an der TU Graz. Entscheidenden Einfluss auf Daniel Kales‘ Laufbahn hatte Maria Eichlseder, Kryptographie-Expertin vom Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie der TU Graz, die ihn in ihrer Vorlesung zu Verschlüsselungstechnologien für dieses Thema begeisterte und später auch seine Masterarbeit betreute. Ab 2018 arbeitete Kales im Rahmen seiner von Christian Rechberger betreuten Doktorarbeit daran, moderne kryptographische Protokolle zu verbessern. In EU-Projekten, an denen Daniel Kales als Doktorand beteiligt war, hieß es häufig, dass die Forschungsergebnisse noch sehr weit von einer praktischen Anwendung in der Wirtschaft entfernt seien. Seit 2022 beweist Kales das Gegenteil: Nach seinem Doktorat gründete er mit Christian Rechberger und zwei Doktoratskollegen das Unternehmen TACEO, das modernste Verschlüsselungstechnologien und verwandte Dienstleistungen für Unternehmen anbietet.
Tomas Kamencek
Tomas Kamencek wurde 1993 in Leoben geboren. Schon als Schüler faszinierte ihn, wie sich Vorgänge der Natur mathematisch exakt beschreiben lassen. Dank seines Physiklehrers entdeckte er in der Oberstufe die Möglichkeiten der höheren Mathematik im Bereich der Physik. Noch während seiner Schulzeit nahm Kamencek an mehreren nationalen und internationalen Physikwettbewerben teil und arbeitete zwei Sommerferien in der Arbeitsgruppe des Physikers Christian Teichert an der Montanuniversität Leoben mit. 2013 begann er an der TU Graz sein Physikstudium, eineinhalb Jahre später nahm er parallel dazu das Maschinenbaustudium auf. Nach seinen Bachelorabschlüssen folgten Masterabschlüsse in Technischer Physik und Advanced Materials Science. Richtungsweisend war für Kamencek eine Vorlesung zur Quantenmechanik seines späteren Doktorvaters Egbert Zojer: „Mich hat fasziniert, durch quantenmechanische Simulationen die Eigenschaften von Molekülen und Festkörpern vorhersagen zu können.“ Seine Expertise in Physik, Materialwissenschaft und Maschinenbau nutzt Tomas Kamencek seit 2022 bei der Andritz AG, um Elektrolyseanlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff zu entwickeln.
Gabriel Lipnik
1996 geboren und im Bezirk Völkermarkt in Kärnten aufgewachsen, absolvierte Gabriel Lipnik nach seiner Matura ein Bachelorstudium in Technischer Mathematik an der Universität Klagenfurt. Mit einem Stipendium der Privatstiftung Kärntner Sparkasse studierte er 2018 Mathematik an der ETH Zürich, bevor er 2019 sein Masterstudium in Klagenfurt abschloss. Seine Abschlussarbeit erhielt 2020 den Würdigungspreis für die besten Diplom- und Masterabschlüsse des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Für sein Doktoratsstudium in Technischer Mathematik wechselte Gabriel Lipnik an die TU Graz. Parallel dazu absolvierte er an der Uni Graz eine Ausbildung in Mediation, Kommunikation und Konfliktmanagement. Seit dem Abschluss seines Doktorats arbeitet Gabriel Lipnik 2023 als Softwareentwickler und Operations Research Analyst beim Klagenfurter IT-Unternehmen Anexia, wo er für österreichische Unternehmen Businessprozesse und Systeme analysiert und mit Hilfe mathematischer Methoden optimiert. „Neben meiner Arbeit liegt es mir besonders am Herzen, Mathematik für möglichst viele Menschen greifbar und verständlich zu machen“, sagt Gabriel Lipnik. Seine Begeisterung für sein Fach gibt er daher als Dozent am Institut für Mathematik der Universität Klagenfurt an junge Studierende weiter.
Michael Missethan
Michael Missethan wurde 1994 geboren und wuchs in Gleisdorf auf. Schon als Kind beschäftigte er sich gern mit Zahlen und mathematischen Rätseln. „An der Mathematik fasziniert mich die Möglichkeit, Probleme des Alltags exakt beschreiben und lösen zu können“, sagt er. Sein großes Talent zeigte sich früh: Den Känguru-Wettbewerb und die Mathematik-Olympiade gewann er auf Bundesebene jeweils zweimal. Nach der Matura und dem Zivildienst studierte Michael Missethan an der TU Graz Mathematik mit den Schwerpunkten Diskrete Mathematik und Algorithmentheorie. Im anschließenden Doktorat lag sein Schwerpunkt im Bereich Kombinatorik und Wahrscheinlichkeitstheorie. „Das Tüfteln an einem unbekannten mathematischen Problem bereitet mir jedes Mal aufs Neue große Freunde. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn es dafür keine Vorlage gibt und ich mir selbst einen Lösungsweg erarbeiten muss.“ Seit 2023 arbeitet Michael Missethan als Software Developer bei der evon GmbH, die Software und Dienstleistungen im Bereich Automatisierung anbietet.
Tobias Scheipel
Tobias Scheipel wurde 1991 in Braunau am Inn geboren. Nach seiner Matura im Fachbereich „Elektronik und Technische Informatik“ an der HTL Braunau studierte er Telematik an der TU Graz. Sein besonderes Interesse erweckte dabei das Thema „Eingebettete Systeme“, und so schrieb er auch seine Bachelor- und Masterarbeit in diesem Bereich. Für letztere erhielt er 2017 den „Preis für eine herausragende Masterarbeit“ der Deutschen Gesellschaft für Informatik. Nach seinem Masterabschluss nahm Tobias Scheipel eine Universitätsassistentenstelle am Institut für Technische Informatik an der TU Graz an, die mit einer dreijährigen Nebenanstellung bei AVL List als Projektmanager im Bereich Forschung und Entwicklung einherging. In dieser Zeit begann er sein Doktoratsstudium, das er Ende 2022 mit der Dissertation „Advances in Dynamic and Reconfigurable Embedded Systems Design“ abschloss. Seither forscht Tobias Scheipel als Postdoc in der Forschungsgruppe „Embedded Architectures & Systems“ am Institut für Technische Informatik zu flexiblen, modularen und zur Laufzeit rekonfigurierbaren Prozessorarchitekturen für eingebettete Systeme.
Lukas Spielhofer
Lukas Spielhofer, 1994 in Graz geboren, ist ein Forscher, der sich in seiner Arbeit insbesondere mit griechischer und lateinischer Literatur beschäftigt. Nach dem Abschluss seiner Schulausbildung mit Auszeichnung am Bundesgymnasium im steirischen Gleisdorf absolvierte er mehrere Studien an der Universität Graz, darunter in Klassischer Philologie, Erziehungswissenschaften, Romanistik und Digitalen Geisteswissenschaften. In seiner Dissertation befasste sich Spielhofer mit der Fabeldichtung der römischen Kaiserzeit, genauer mit der Gedichtsammlung des Babrios (2./3. Jh.). Seine Arbeiten sind in anerkannten internationalen Publikationsorganen erschienen. Für seine Forschungen erhielt Spielhofer mehrere Auszeichnungen, darunter ein Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und ein Erwin Schrödinger-Fellowship des Österreichischen Wissenschaftsfonds. An der Universität Graz sammelte er Erfahrungen als wissenschaftlicher Projektmitarbeiter, Lehrbeauftragter und zuletzt Universitätsassistent. Derzeit lehrt und forscht er an der Universität Oxford.
Weitere Infos
Bei der „Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae” handelt es sich um eine Auszeichnung für hervorragende Leistungen in Schule und Studium. Sub auspiciis-Promovierende haben alle Oberstufenklassen, die Matura und das Studium inklusive Doktorat mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen und sich durch ihr Verhalten sowohl an der Hochschule als auch außerhalb als auszeichnungswürdig erwiesen.