Die Idee des Niederländers ist simpel und effizient zugleich: Lassen wir im Winter doch einfach die Sonne rein! Kurbeln wir Jalousien und Rollos insbesondere in den kalten Monaten hoch und erlauben der Sonne hineinzustrahlen. So nutzen wir die kostenlose Wärmeenergie der Sonne und sparen Heizkosten.
TU Graz people: Herzliche Gratulation – Sie haben den Hauptpreis gewonnen! Was hat Sie bewogen, an dem Wettbewerb mitzumachen?
Robbin Steentjes: Ich versuche auch privat, Energie zu sparen. Aber das gesamte Einsparungspotenzial ist für eine Universität natürlich um ein Vielfaches größer. Der Wettbewerb war daher eine ausgezeichnete Möglichkeit, Ideen zu sammeln und sie in größerem Umfang ein- und umzusetzen. Außerdem macht es mir Spaß, mit (Energie-)Daten herumzuspielen.
Können Sie Ihren preisgekrönten Vorschlag fürs Energiesparen kurz vorstellen?
Robbin Steentjes: Es braucht keine Sonnenkollektoren oder eine PV-Anlage, um die Kraft der Sonne zu nutzen. Die Sonne scheint ganzjährig auf Gebäude und durch Fenster und wärmt Gebäude so mit sehr hoher Effizienz. Die Energiemengen, die in der Heizsaison auf Fenster strahlen, sind riesig, für manche Ausrichtungen sogar höher als im Sommer. Diese kostenlose Energie wird aber oft nicht genutzt und hereingelassen, weil Jalousien unnötig heruntergelassen sind. Das (komplette) Öffnen von Jalousien kann den Heizbedarf signifikant senken. Das zeigen auch meine Berechnungen.
Wie haben Sie die Berechnungen durchgeführt?
Robbin Steentjes: Es ist eine Kombination aus der Himmelposition der Sonne und aus Wetterdaten. Die Himmelposition der Sonne ändert sich ständig von Minute zu Minute für den Standort Graz. Zum Glück kann man solche Daten online abrufen. Die Position bestimmt auch, wie viel Energie an atmosphärische Absorption verloren geht. Dann berechnet man anhand geometrischer Überlegungen, wie/in welchem Winkel der Strahl auf ein Fenster trifft. Scheint die Sonne senkrecht hinein oder in einem bestimmten Winkel? Am Ende gibt es noch einen Korrekturfaktor für das Wetter, der auf monatlichen Sonnenstunden basiert. Das Ergebnis dieser Rechnung ist beachtlich: Auf 340 m2 nach Süden ausgerichtete Fenster strahlt von Oktober bis März 165 MWh an Energie hinein, das ist ein Prozent des jährlichen Heizbedarfs der TU Graz. (Vgl. dazu die Daten im TU4U)
Im Herbst 2022 rief die TU Graz einen Energiespar-Wettbewerb aus. 71 Ideen wurden eingereicht, Robbin Steentjes heimste für seinen Vorschlag den Hauptpreis ein.
Wie kamen Sie auf diese Idee?
Robbin Steentjes: Man spürt einfach, wie stark die Sonne ist, wenn sie reinstrahlt. In der TU Graz-Lehrveranstaltung „Solar Energy Use“ habe ich gelernt, wie man die Sonne aktiv und passiv nutzen kann. In einem unnötig verdunkelten Raum habe ich mich einmal gefragt, ob es sich lohnen würde, die Jalousien zu öffnen, und habe dann einfach zu rechnen begonnen.
Wie achten Sie in Ihrem Privatleben darauf, Energie zu sparen?
Robbin Steentjes: Wie gesagt: Da, wo Wärme ist, wird viel Energie verbraucht. Richtig lüften und heizen bewirkt mit wenig Aufwand große Einsparungen. Beim Kochen spart man Energie, indem man einen Deckel verwendet oder die Herdplatte so herunterdreht, dass das Wasser mit möglichst niedrigem Energiebedarf am Kochen bleibt. Auch der Boiler ist zu Hause so eingerichtet, dass nie zu viel oder zu warmes Wasser unnötig aufbereitet und gespeichert wird.