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Harald Kainz: 12 Jahre an der Spitze der TU Graz

19.07.2023 |

Von Ines Hopfer-Pfister

Zwölf Jahre, drei Amtsperioden – niemand vor Harald Kainz blickt auf eine derart lange Wirkungszeit als Rektor an der TU Graz zurück. Im Interview mit TU Graz people zieht er Resümee.

 

TU Graz people: Herr Rektor Kainz, warum haben Sie sich entschieden, nicht für eine weitere Periode für die Funktion des Rektors zur Verfügung zu stehen?

Rektor Kainz: Für mich stand von Anfang an fest, dass ich die Funktion des Rektors nur für eine bestimmte Zeit ausübe. Für eine Universität ist es sehr wichtig, dass nach zwölf Jahren ein neuer Schwung mit frischen Ideen reinkommt. Darüber hinaus ist es auch ein fordernder Job und ich werde in Kürze 65 Jahre alt.

TU Graz people: Wenn Sie die vergangenen Jahre Revue passieren lassen – welche ist Ihre schönste Erinnerung?

Rektor Kainz: Es gibt viele Höhepunkte, an die ich mich mit Freude zurückerinnere. Das Schönste ist, wenn nach langer und intensiver Vorbereitung ein Vorhaben erfolgreich abgeschlossen wird. So hat es mich gefreut, dass der Senat nach vielen Diskussionen das Thema Internationalisierung breit unterstützt hat. Ein Thema, das gerade in Vorbereitung ist und in das ich auch viel Zeit und Energie gesteckt habe, ist unser Masterplan für die Entwicklung des Campus Inffeldgasse. Hier befinden wir uns – mit dem Beschluss des Flächenwidmungsplans im Grazer Gemeinderat – gerade in der Zielgeraden.

TU Graz people: Sie haben es gerade angesprochen, ein zentrales Thema Ihrer Amtszeit ist die Internationalisierung. Seit 2022 ist die TU Graz nun Mitglied von Unite! Wie sehen Sie die Rolle der TU Graz in dieser Partnerschaft?

Rektor Kainz: Wir haben in den letzten zehn Jahren an der TU Graz sehr vieles vorbereitet und möchten das nun auch in dieser Partnerschaft einbringen bzw. auf den Boden bringen. Unite! setzt vorrangig auf die Lehre, wir haben die Internationalisierung an der TU Graz auch stark im Bereich der Forschung gesehen. Ich denke, dieser Ansatz fehlt nicht nur bei Unite!,  sondern auch auf höherer, auf europäischer Ebene. Wir müssen stärker auf die Forschung setzen – durch internationale Forschungsprojekte werden Leute motiviert, mitzuarbeiten. Ich bin optimistisch, dass sich die Zusammenarbeit in diese Richtung bewegen wird.

TU Graz people: Sie sind als reger „Baumeister“ bekannt. Warum ist Ihnen eine Campusentwicklung, insbesondere eine nachhaltige, so wichtig?

Rektor Kainz: Die Infrastruktur macht den Unterschied zwischen einer exzellenten und einer durchschnittlichen Universität. Wenn die TU Graz entsprechende Angebote an Professor*innen und Wissenschafter*innen im Bereich der Infrastruktur machen kann, dann bekommen wir auch die Besten. Das ist ein wichtiger Schritt, um langfristig gute Leute zu halten und zu gewinnen. Wir haben gerade eine Vielzahl von Gebäuden mit sehr, sehr hohen Summen in der Pipeline. Darunter sind das Graz Center of Physics, das Graz Geocenter, das Cyber Security Center Graz, ein neuer Hörsaaltrakt und ein neues Produktionstechnikzentrum, die alle in den nächsten acht bis zehn Jahren fertiggestellt werden. Die Vorbereitungen dazu laufen seit über zehn Jahren.

TU Graz people: Und das Thema Nachhaltigkeit?

Rektor Kainz: Ich bin Siedlungswasserwirtschaftler und in der Wasserwirtschaft muss man in Jahrzehnten denken. Das passt gut zur Nachhaltigkeit. An der TU Graz gibt es viele Kolleg*innen, die mit großer Begeisterung das Projekt der Klimaneutralen TU Graz unterstützen. Dank ihnen konnten wir einen tollen Masterplan, eine Roadmap, mit zahlreichen Maßnahmen erstellen. Die TU Graz war damit Vorreiterin in Österreich, und unser Know-how dazu ist auch international gefragt. TU Graz-Mitarbeiter*innen stellen an der ETH Zürich oder in München unsere Projekte vor. Das ist ein Zeichen, dass wir damit auf einem sehr guten Weg sind.

 

Die Ära Kainz in Bildern: Hier geht´s zur Fotogalerie.

TU Graz people: Auf welche Projekte während Ihrer Amtszeit sind Sie noch besonders stolz?

Rektor Kainz: Auf die vielen Erfolge unserer Mitarbeiter*innen. Ich bin auch stolz, dass unsere Studierendenteams praktisch jährlich mit Weltmeistertiteln nach Hause kommen. Das ist ein klares Signal, dass die Ausbildung bei uns sehr gut ist. Weiters haben wir 2021 den Preis für die unternehmerischste Universität in Österreich bekommen. Die TU Graz liegt österreichweit auf Platz 1 im Bereich universitärer Unternehmensgründungen. Und ich bin stolz, dass CAMPUSonline in den letzten Jahren das führende Campus-Managementsystem im deutschsprachigen Raum geworden ist. Ein weiterer Punkt, der an der TU Graz hervorragend funktioniert, ist die Zusammenarbeit mit den anderen Universitäten und Hochschulen, sowie der Wirtschaft und Politik in der Steiermark. Das ist sicher ein Teil unseres Erfolges.

TU Graz people: Was fanden Sie herausfordernd?

Rektor Kainz: Vieles, aber genau das macht die Sache so spannend. Ich gehöre zu den Menschen, die Herausforderungen lieben. In vielen Fällen kann man einen Beitrag leisten, zum Teil muss man die Dinge, so wie sie passieren, zur Kenntnis nehmen. Letztendlich machen mir Herausforderungen Freude, was kann man heute weiterbringen, wie kann man jemanden am besten unterstützen?

TU Graz people: Im November vergangenen Jahres sind Sie gemeinsam mit Studierenden und Mitarbeitenden auf die Straße gegangen, um auf die gravierende Budgetsituation der Universitäten aufmerksam zu machen. Wie stellt sich die finanzielle Situation der TU Graz Ihrer Meinung nach zukünftig dar?

Rektor Kainz: Es gibt inzwischen Konsens mit dem Wissenschaftsministerium und der Universitätenkonferenz über den finanziellen Bedarf für die Periode 2022–2024. Wer hier im Boot noch fehlt, ist der Finanzminister, aber ich bin optimistisch. Für das Jahr 2023 haben wir eine Teuerungsabgeltung bekommen, die Frage ist, wie viel wir für das Jahr 2024 bekommen werden. Hier hoffen wir auf eine Zusage vom Finanzministerium in den nächsten Wochen.

TU Graz people: Im September endet Ihre Zeit als Rektor der TU Graz. Was machen Sie ab dem 1. Oktober 2023?

Rektor Kainz: Ich bin derzeit am Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Landschaftswasserbau karenziert und werde wieder dorthin zurückkehren. Ich habe vor, mein Arbeitspensum etwas zu reduzieren, um mehr Zeit für meine Familie, meine fünf Enkelkinder und für Sport zu haben. Gleichzeitig gibt es schon viele Anfragen. So wurde ich zum Beispiel vom bayrischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst in die Gründungskommission der TU Nürnberg berufen, das ist vergleichbar mit dem Universitätsrat. Vor Kurzem wurde ich zum Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirates der Österreichischen Forschungsgesellschaft gewählt und darüber hinaus werde ich – im Rahmen der TU Austria – die nächsten Jahre die Rektorenkonferenz der technischen Universitäten Europas organisieren.

TU Graz people: Was werden Sie am meisten vermissen?

Rektor Kainz: Einen Großteil meiner Lebenszeit verbringe ich an und mit der TU Graz, ich bin eigentlich hier zu Hause. Das ganze Umfeld, meine Mitarbeiter*innen, werden mir sehr fehlen. Zu vielen Personen hat sich in den letzten zwölf Jahren eine intensive und gute, auch persönliche Beziehung aufgebaut.

TU Graz people: Und worauf freuen Sie sich am meisten?

Rektor Kainz: Ich bin jemand, der immer nur nach vorne schaut, und ich werde mir neue Herausforderungen suchen, das brauche ich. Ein Tag ohne Herausforderung ist kein guter Tag. In allem, was ich tue, werde ich versuchen, die TU Graz bestmöglich zu vertreten.

 

Bildquelle: Daniela Hinterreiter

 

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Information

Diesen Beitrag und weitere Artikel zum Schmökern finden Sie in TU Graz people #85, dem Magazin für TU Graz-Mitarbeitende und Interessierte.