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Gemeinsam Barrieren abbauen

06.02.2024 |

Von Victoria Graf

Das Team der Servicestelle Barrierefrei Arbeiten und die Behindertenvertrauenspersonen an der TU Graz unterstützen Mitarbeitende mit Behinderung, psychischer oder chronischer Erkrankung.

Andreas Gößler, Elisabeth Lenz, Daniela Agrinz und Thomas Wallner (von links) unterstützen TU Graz-Mitarbeitende mit Behinderung, psychischer oder chronischer Erkrankung. Bildquelle: Lunghammer – TU Graz

Geht es um Arbeiten mit Behinderung, denken viele zuerst an die Kollegin im Rollstuhl oder an den Kollegen mit Blindenstock. Doch Andreas Gößler ist sicher: „Du kennst viele Kolleg*innen mit Behinderung und weißt es gar nicht.“ Denn die meisten Behinderungen sind nicht auf den ersten Blick sichtbar, etwa psychische oder chronische Erkrankungen wie depressive Störungen oder Diabetes. Entsprechend individuell sind auch die Beratungsangebote der Behindertenvertrauenspersonen und der Servicestelle Barrierefrei Arbeiten an der TU Graz.

Andreas Gößler kam 1991 als Lehrling für technisches Zeichnen an die TU Graz, seit mittlerweile zehn Jahren leitet er die OE Einkaufsservice. Zugleich ist er gewählte Behindertenvertrauensperson an der TU Graz – und das schon so lange, dass er gar nicht mehr ganz genau sagen kann, wann er das Ehrenamt erstmals übernommen hat. Er nimmt diese Aufgabe gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Daniela Agrinz wahr, die am Institute of Biomedical Imaging als Sekretärin tätig ist. Daniela Agrinz machte ebenfalls eine Lehre für technisches Zeichnen an der TU Graz und ist seit 1988 an unserer Universität tätig. Sie ist auch Mitglied des Betriebsrates für das allgemeine Universitätspersonal. Alle Behinderten­vertrauenspersonen gehören dem Kreis der begünstigt behinderten Menschen an.

Eng mit den beiden zusammen arbeitet seit einem Jahr das Team der Servicestelle Barrierefrei Arbeiten an der TU Graz, die im Februar 2023 gegründet wurde: Thomas Wallner ist ausgebildeter Sozialbetreuer mit einem Studienabschluss in Erziehungs- und Bildungswissenschaften, er kam 2022 an die TU Graz und war anfangs in der Servicestelle Barrierefrei Studieren tätig. Seit Herbst ist Elisabeth Lenz seine Kollegin in der Servicestelle Barrierefrei Arbeiten. Die promovierte Sozialpädagogin hat auch eine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin absolviert und gehört selbst dem Kreis der begünstigt behinderten Menschen an.

Erste Anlaufstelle für Mitarbeitende mit Behinderung

Die Behindertenvertrauenspersonen und die Servicestelle Barrierefrei Arbeiten dienen als erste Anlaufstelle für Mitarbeitende mit Behinderung, psychischer und/oder chronischer Erkrankung – sie können sich vertrauensvoll an jedes Teammitglied wenden. Gemeinsam unterstützen Andreas Gößler, Daniela Agrinz, Thomas Wallner und Elisabeth Lenz zum Beispiel bei Antragstellungen, beraten zu Fördermöglichkeiten und informieren rund um barrierefreies Arbeiten. Ein zentrales Thema ist dabei der Status als begünstigt behinderte Person, der im Arbeitsleben einige Vorteile mit sich bringt.

An der TU Graz wissen wir von rund 50 Beschäftigten, die zum Kreis der begünstigt behinderten Menschen zählen. Sie profitieren von individuellen Förderungsmaßnahmen (z. B. technische Hilfsmittel oder eine persönliche Assistenz am Arbeitsplatz), von Entgelt-, Diskriminierungs- und erhöhtem Kündigungsschutz, steuerlichen Vergünstigungen und Zusatzurlaub. Tatsächlich könnten aber viel mehr Kolleg*innen dem Kreis der begünstigt behinderten Menschen angehören. Jede Person mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent hat die Möglichkeit, diesen Status beim Sozialministerium zu beantragen und auf Wunsch auch wieder zurückzulegen. Arbeitnehmer*innen, die zum Kreis der begünstigt behinderten Menschen zählen, können außerdem an der Wahl zur Behindertenvertrauensperson teilnehmen.

Veranstaltungen und Infos für alle Mitarbeitenden

Die Angebote der Servicestelle Barrierefrei Arbeiten richten sich nicht nur an Mitarbeitende mit Behinderung, sondern an alle, die sich für das Thema Inklusion am Arbeitsplatz interessieren. So wurde in den vergangenen Monaten eine Reihe von Veranstaltungen organisiert, um Interessierte zum Thema zu informieren und Mitarbeitende zu sensibilisieren. Ob ein Keksstand im Winter zum Kennenlernen in gemütlicher Atmosphäre oder eine Buchpräsentation zum Thema „Unbehindert arbeiten“, die Angebote waren gut besucht. „Das Thema brennt spürbar unter den Nägeln“, meint Thomas Wallner. Ab März 2024 lädt die Servicestelle Barrierefrei Arbeiten monatlich zu einer Vortragsreihe ein, Themen werden dabei u. a. Mobilitätseinschränkungen und Krebserkrankungen sein. TU Graz-Mitarbeitende werden rechtzeitig über alle Termine informiert.

Andreas Gößler berichtet, dass Kolleg*innen mit Behinderung in der Regel positive Erfahrungen damit machen, mit Vorgesetzten und in ihrem Team offen darüber zu sprechen: „Wenn Führungskräfte Bescheid wissen, können sie entsprechend agieren und Arbeit angemessen zuweisen. Und unter Kolleg*innen sorgt die Offenheit für Akzeptanz, zum Beispiel wenn jemand regelmäßige Pausen für Insulinspritzen benötigt.“

TU Graz,Servicestelle Barrierefrei Arbeiten (Thomas Wallner und Elisabeth Lenz),Behindertenvertrauenspersonen (Andreas Gößler und Daniela Agrinz)

Die Servicestelle Barrierefrei Arbeiten bietet auch Informationsmaterial für Mitarbeitende und Interessierte an.

Kein Patentrezept

Andreas Gößler und Thomas Wallner sind sich einig: Das Thema Barrierefreiheit wird an der TU Graz sehr offen diskutiert und ist dem Rektorat ein zentrales Anliegen. Es ist jedoch gar nicht so einfach, Barrieren abzubauen, stellt Thomas Wallner fest: „Es gibt dafür kein Patentrezept, denn jeder Mensch ist individuell.“ Werden Barrieren für eine Gruppe abgebaut, können dadurch für andere Menschen neue Barrieren entstehen – so kann etwa besonders helles Licht am Arbeitsplatz für Betroffene einer Sehbehinderung hilfreich, zugleich jedoch für andere störend sein. Andreas Gößler betont, dass eine Behinderung nichts darüber aussagt, wie gut eine Person ihre Arbeit macht. Thomas Wallner ergänzt: „Wir müssen als Gesellschaft gemeinsam daran arbeiten, Barrieren abzubauen – es ist nicht die Aufgabe einer einzelnen Person, sich anzupassen.“

Darauf zielt auch unsere Universität im Satzungsteil Gleichstellungsplan ab: „Die TU Graz bekennt sich zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, psychischen, physischen und/oder chronischen Erkrankungen und schafft Rahmenbedingungen für die gleichberechtigte Teilhabe im gesamten Lehr-, Forschungs- und Verwaltungsbetrieb.“ Ein Ziel der TU Graz ist es, noch mehr Menschen mit Behinderung und Personen, die zum Kreis der begünstigt behinderten Menschen zählen, zu beschäftigen.

Unterstützung für Studierende

Neben den Angeboten für Mitarbeitende unterstützt an der TU Graz die Servicestelle Barrierefrei Studieren schon seit dem Jahr 2012 Studierende mit Behinderung, Beeinträchtigung und/oder Erkrankungen. Zudem wurde im Jänner 2022 GESTU-Graz gegründet, eine an der TU Graz angesiedelte Servicestelle für gehörlose und schwerhörige Studierende aller Hochschulen in Graz. „Wir tauschen uns laufend mit den Kolleg*innen von Barrierefrei Studieren und GESTU-Graz aus. Barrieren im Studium sind ja auch ein wichtiges Thema für Vortragende, die darauf eingehen sollten“, erklärt Thomas Wallner. Als Hilfestellung finden Lehrende im Intranet TU4U einen Leitfaden für inklusive Lehre an der TU Graz (auf Deutsch und Englisch verfügbar) ebenso wie einen Leitfaden für die Erstellung barrierefreier Dokumente: Barrierefrei Studieren – Informationen für Bedienstete.

Information

Diesen Beitrag und weitere Artikel zum Schmökern finden Sie in TU Graz people #87, dem Magazin für TU Graz-Mitarbeitende und Interessierte.

Kontakt

Servicestelle Barrierefrei Arbeiten
Mandellstraße 9, 1. Stock
8010 Graz
barrierefrei-arbeitennoSpam@tugraz.at