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Förderpreis für TU Graz-Abschlussarbeiten

01.07.2020 | TU Graz news | Events

Von Ute Wiedner

Mit gesellschaftlich besonders relevanten Themen wie IT-Sicherheitslücken, Batterien, Influencer-Netzwerken und mehr befassten sich die prämierten Studienarbeiten – ausgelobt vom Forum Technik und Gesellschaft.

Den roten Teppich rollt die TU Graz Studierenden und Forschenden aus, die mit ihren Abschlussarbeiten einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft geleistet haben – coronabedingt nur im übertragenen Sinn. Die Preisträgerinnen und Preisträger des „Förderpreis 2020“ stehen fest.

Unter 74 Einreichungen zum „Förderpreis 2020“ zeichnete eine Fachjury kürzlich die sechs besten Abschlussarbeiten an der TU Graz aus und vergab zudem einen Sonderpreis für die innovativste Arbeit. Das „Forum Technik und Gesellschaft“ verleiht die mit 4000 Euro für die beste Dissertation und 2000 Euro für die beste Masterarbeit dotierten Preise jährlich an Autorinnen und Autoren von Dissertationen und Masterarbeiten mit besonderer Bedeutung für die Gesellschaft.

Lebensdauer von Lithium Ionen Batterien

Alterungseffekte von Lithium Ionen Batterien untersuchte Gregor Klinser in seiner Forschungsarbeit, die den erste Platz bei den Dissertationen belegte. Die Alterung der Batterien verkürzt die Lebensdauer von Geräten wie Smartphones, Laptops ebenso wie die von Elektroautos. Klinser ist es gelungen, die kontrovers diskutierten elektronischen Prozesse in Batteriekathoden eindeutig zu klären und jene Vorgänge zu identifizieren, die für unumkehrbare Reaktionen in den Batteriekathoden – und damit für die Alterung – mitverantwortlich sind. Seine Erkenntnisse tragen wesentlich dazu bei, die Prozesse in Lithium Ionen Batterien besser zu verstehen und diese Batterienart weiter entwickeln zu können.

IT-Sicherheitslücken

Die erstgereihte Masterarbeit von Martin Schwarzl beschäftigt sich mit der Datensicherheitslücke „NetSpectre“. Nachdem Forschende der TU Graz 2018 die gravierende Sicherheitslücke „Spectre“ entdeckt hatten, die eine Milliarde in Smartphones und PCs verbaute Prozessoren angreifbar machte, forschte Schwarzl eine neue Angriffsart aus. Während sich die Schwachstellen bei „Spectre“ im Gerät befinden und nur über direkten Zugriff ausgenutzt werden können, ermöglicht „NetSpectre“ Angriffe über das Netzwerk. Schwarzl diskutiert in seiner Masterarbeit Sicherheitsmaßnahmen gegen „Spectre“ und gegen „NetSpectre“.

Untersuchung von Influence-Netzwerken

Den Sonderpreis für eine sehr innovative Arbeit erhielt Barbara Gigerl. Sie wendete in ihrer Masterarbeit die statistische Methode der „Transfer Entropy“ an, um mehr über die Struktur von Influence-Informationsnetzen herauszufinden, über die Werbung oder Fake News ausgetauscht werden. Denn „Influencer“, einflussreiche Personen in sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Co, beeinflussen mit ihrem Verhalten Kaufentscheidungen ebenso wie die Verbreitung politischer Nachrichten und Meinungen. Ein Paradebeispiel dafür ist Donald Trump. Problematisch wird dies, wenn es sich bei den verbreiteten News um Fake News, also Falschmeldungen, handelt.

Lärmpotential, Mikrobiomforschung und Gehirn-Computer Schnittstellen

Ob es mit der geltenden EU-Richtlinie für Motorradtypisierungen tatsächlich gelingt, das psychoakustische Lärmpotential von Motorrädern realistisch zu bewerten, ist Thema der zweitplatzierten Masterarbeit von Laura Herbst. Besonders in ländlichen Gebieten Österreichs ist die Belästigung durch Motorradlärm psychisch belastend. Herbst berücksichtigt in ihrer Arbeit durch akustische und psychoakustische Messwerte das menschliche Empfinden von Verkehrslärm.

Olivia Laggners drittplatzierte Masterarbeit bildet die Grundlage für die Entwicklung eines Biokontrollmittels, welches für Nutzpflanzen in Ostafrika eingesetzt werden soll. Dafür untersuchte sie das Mikrobiom der dort heimischen Blattgemüsesorten Okra, Nightshade, Spiderplant und Black Jack. Laggner will angesichts ungünstiger Umweltbedingungen, die durch den Klimawandel verschärft werden, widerstandsfähige Nutzpflanzen als Nahrungsgrundlage für Menschen in Ostafrika sichern.

Ausgangsbasis für Maria Obermeiers Dissertation ist, dass Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren immer häufiger gegen gängige Schutzmittel und Medikamente immun werden. Antimikrobielle Resistenzen (AMR) breiten sich weltweit in Lebensräumen von Menschen, Tieren und Pflanzen aus. Neue Antibiotika und Wirkstoffe gegen Pilze, sogenannte Fungizide, werden dringend benötigt. Obermeier widmete sich in ihrer Arbeit dem Mikrobiom von Sphagnum Moosen (Torfmoos) und entdeckte bislang unbekannte Gene, die dem bei Menschen häufig krankheitserregenden Pilz „Candida albicans“ entgegenwirken. Sie errang damit den zweiten Förderpreis für Dissertationen.

Patrick Ofner zeigte in seiner Forschungsarbeit, dass es möglich ist, feine Bewegungsversuche wie Hand öffnen, Hand schließen, oder Drehen des Unterarms bei Querschnittgelähmten auch aus dem laufendem EEG Signal zu erkennen. Bisher war es über Gehirn-Computer Schnittstellen lediglich möglich, einzelne Gliedmaßen anzusprechen. Mit seiner drittplatzierten Dissertation trägt er wesentlich zur Erforschung einer intuitiven und natürlichen Ansteuerung von motorischen Neuroprothesen bei. Bei solchen Prothesen werden motorische Nerven elektrisch stimuliert und leiten den Reiz dann an die jeweiligen Muskeln weiter, um eine Kontraktion auszulösen.

Förderpreis 2020 – Preisträgerinnen und Preisträger

Masterarbeiten

1. Platz: Dipl.-Ing. Martin Schwarzl BSc
Titel: NetSpectre - Leaking Arbitrary Memory From Remote Systems
2. Platz: Dipl.-Ing. Laura Herbst BSc
Titel: Psychoakustische Analyse von Motorradlärm
3. Platz: Dipl.-Ing. Olivia Laggner BSc
Titel: Exploring the microbiome of indigenous leafy greens in East Africa
Sonderpreis Masterarbeit: Dipl.-Ing. Dipl.-Ing. Barbara Gigerl BSc BSc
Titel: Verwendung von Transfer Entropy zur Extrahierung von Influence Netzwerken

Dissertationen

1. Platz: Dipl.-Ing. Dr.techn. Gregor Klinser BSc
Titel: Operando Untersuchungen von Ladungsvorgängen in Batteriekathoden mit Magnetometrie und Positronen Annihilation Lithium Ionen
2. Platz: Dr.rer.nat. Melanie Maria Obermeier BSc MSc
Titel: Erforschung des Sphagnum-Mikrobioms für Agrarwirtschaft und Medizin
3. Platz: Dipl.-Ing. Dr.techn. Patrick Ofner BSc
Titel: Evaluierung von niederfrequenten EEG-Signalen als ein intuitives Bewegungssteuerungssignal für Gehirn-Computer Schnittstellen

Information

Mehr über den Förderpreis des „Forum Technik und Gesellschaft“ und über die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger erfahren Sie auf der Webseite des alumni-Vereins „alumniTUGraz 1887“.

Kontakt

Katharina MITSCHE
DI Dr.techn.
alumniTUGraz 1887
Petersgasse 10
8010 Graz
Tel.: +43 316 873 5293
katharina.mitschenoSpam@tugraz.at