„Wir hatten uns schon vor der Pandemie das Ziel gesetzt, unsere molekularbiologische Laborübung zu überarbeiten und mit digitalen Lehrmitteln zu unterstützen. Nun standen wir vor der Aufgabe, die Übung unter verschärften Hygienemaßnahmen und coronabedingten Einschränkungen durchzuführen und den Lernerfolg der Studierenden bestmöglich zu unterstützen,“ erklärt Robert Kourist, Leiter des Instituts für Molekulare Biotechnologie an der TU Graz, die Ausgangssituation. „Mit der Lernsoftware „LabBuddy“ eines niederländischen Unternehmens stellten wir den Ablauf unserer Laborversuche digital nach. In der neuen Laborversion bereiten die Studierenden zu Hause selbstständig Experimente mit Aufgabenstellungen vor. Videoanleitungen, Infoboxen und Arbeitsprotokolle vermitteln nötiges Hintergrundwissen, Übungsfragen zur Selbstkontrolle sind Teil des Ablaufs.“ Coronabedingt wurde der Umfang der Experimente im Labor etwas reduziert und im Schichtbetrieb ausgeführt. Dank „LabBuddy“ und großem Engagement des Lehrteams war es dennoch möglich, einen Großteil der Lehrinhalte aller Experimente an immerhin 36 Übungsteilnehmende zu vermitteln.
Details zur Digitalisierung von Laborinhalten mit „LabBuddy“ finden Sie im online Beitrag auf der Webseite „UNInteressant? Ideen, die unser Leben verbessern“ der Österreichischen Universitäten-konferenz (uniko).
Lehrende an der TU Graz haben Laborinhalte mit Hilfe der Software „LabBuddy“ digitalisiert – ein Beispiel für die Kreativität, mit der Lehrinhalte trotz coronabedingter Lockdowns vermittelt werden.
Gefördert: Kreativität in der Lehre
Die Digitalisierung von Laborinhalten mit „LabBuddy“ ist ein Beispiel für die Kreativität, mit der Lehrende versuchen, das Beste aus einer ungewollten Notsituation zu machen. Und sie ist eines von 13 Projekten, die die TU Graz 2020 erstmals mit Mitteln aus dem neu initiierten „Projektfonds für die Lehre“ finanziell unterstützte, der im Rahmen des strategischen Projekts „Lehre 2020plus“ etabliert wurde. Ziel der zukünftig jährlichen Ausschreibung ist es, neue Lehr- und Lernformate in Lehrveranstaltungen zu etablieren. Die vielseitigen Einreichungen zeugen davon, wie kreativ viele Lehrende der TU Graz auf die Herausforderungen der Fernlehre reagieren.
Lehre von hinten aufgezäumt
Ein weiteres Beispiel dafür ist die Nutzung von Tablets, Convertibles – also Laptops, die auch wie ein Tablet nutzbar sind – und digitalen Weißwandtafeln, um Lösungswege und Skizzen bei mathematischen Aufgaben live von zu Hause zu übertragen. Lehrende übermitteln ihre Inhalte dabei digital und speichern Tafelbilder direkt ab, wodurch sie nicht verloren gehen. Studierende können von zu Hause aus an die „digitale Tafel“ geholt werden, anstatt im Hörsaal vorzurechnen. Die Aufzeichnungen werden zur Vorbereitung auf darauffolgende Einheiten in Anwesenheit genutzt – die stattfinden so es die Corona-Situation zulässt.
Lehre nach der Pandemie – was bleibt
Einige große Lehrveranstaltungen sollen mit den Fördermitteln dauerhaft auf den sogenannten „Flipped Classroom“ umgestellt werden. Dabei erarbeiten Studierende die Lerninhalte – unterstützt durch Videos oder Audios – entgegen der üblichen Vorgangsweise zuerst zu Hause. So kann im Präsenzunterricht gezielt daran gearbeitet werden, den Stoff anzuwenden und zu vertiefen. Willkommener Nebeneffekt: Durch die digitale Korrektur von Hausübungen oder Laborprotokollen können in einigen Lehrveranstaltungen, die pro Studienjahr von knapp 1.000 Studierenden besucht werden, rund 20.000 Blatt Papier eingespart werden.
Das Lehrteam am Institut für Molekulare Biotechnologie wird ebenfalls zukünftig auf Erfahrungen aus der Pandemie aufbauen. Denn die Rückmeldungen der Studierenden waren durchwegs positiv. „LabBuddy“ soll daher bleibend als Unterstützung und Vorbereitung für den praktischen Laborkurs angeboten werden.
So erweist sich die Pandemie zwar weiterhin als Plage, aber auch als Booster für einen Innovationschub – von neuer Infrastruktur und deren Anwendung bis hin zur Erprobung und Etablierung innovativer Lehrmethoden.