Das Modell „Stadtteil Ragnitz“ (1967–69) von Günther Domenig und Eilfried Huth wird am Dienstag, den 5. November 2024, um 18:30 Uhr in der Hauptbibliothek der TU Graz, Technikerstraße 4/3, 8010 Graz, der Öffentlichkeit präsentiert. Aufgrund einer großzügigen Schenkung gelangt das Architekturarchiv Steiermark (ASt) der TU Graz in den Besitz eines Nachbaues des legendären Modells „Stadtteil Ragnitz“ von Günther Domenig und Eilfried Huth, einer utopischen Megastruktur, die 1969 den Grand Prix d’Urbanisme et d'Architecture in Cannes gewann und die Grazer Schule der Architektur international bekannt machte. Dazu Marie-Ange Brayer, Chefkuratorin am Centre Pompidou, Paris: „Im Jahr 1969 stahl das ‚Ragnitz‘-Modell von Eilfried Huth und Günther Domenig in Cannes allen die Schau und überzeugte eine Jury bestehend unter anderem aus Louis Kahn, J.B. Bakema, Jean Prouvé, Jürgen Joedicke, Heikki Siren, Karl Schwanzer und Bruno Zevi. In seiner Komplexität, Dimension und Radikalität gilt ‚Ragnitz‘ als eines der vollkommensten Megastrukturprojekte neben Yona Friedmans ‚spatial towns‘-Projekt im Jahr 1958 und späteren Werken wie dem Pariser Centre Pompidou von Piano und Rodgers, die von Domenigs Projekt stark beeinflusst wurden. Die Megastrukturstadt wird von ihrem unendlichen Ausdehnungsvermögen, ihrer Modularität und – dank einer offenen Basisstruktur – von ihrer Planungsfreiheit geprägt. Urbaner Raum wird zu einem Netzwerk bebauter Flächen und einem Freiraum für die Schaffung von Wohneinheiten. Die Projekte von Domenig und Huth sind Ausdruck eines grundlegenden Wandels: Architektur wird zu einem kognitiven Feld […] und verlässt dabei ihren fixen Status als Objekt, um sich in eine Lebenswelt zu verwandeln.“ Das Originalmodell wurde 1969/70 in vielen Ausstellungen in Europa gezeigt, aber bei seinem Rücktransport nach Graz zerstört. 2001 ließ das FRAC Centre Orléans einen Nachbau herstellen, der seither Teil der dortigen Sammlungen ist. 2022 ließen Wolfdieter Dreibholz und Michael Zinganel für die Ausstellung „Wir Günther Domenig“ im Kunsthaus Mürzzuschlag und mit Unterstützung von Eilfried Huth einen zweiten Nachbau im Ursprungsmaterial Balserholz anfertigen. Mit der Herstellung wurde Architekt Peter Kaschnig betraut, der bereits für den ersten Nachbau von 2001 verantwortlich war. Mit der Hilfe einer Reihe von Sponsoren und der Unterstützung des ehemaligen Rektors der TU Graz, Harald Kainz, ist es gelungen, eine dauerhafte Präsentation dieses Nachbaus des Modells „Stadtteil Ragnitz“ im Architekturlesesaal der Hauptbibliothek der TU Graz einzurichten, das künftigen Generationen von Studierenden und Lehrenden als Forschungsobjekt dienen wird.
Hauptbibliothek der TU Graz - Architekturarchiv Steiermark - Fakultät für Architektur
5. November 2024, 18:30 - 21:00
TU Graz, Campus Alte Technik, Hauptbibliothek, Technikerstraße 4/3, 8010 Graz
Abhaltungssprache: Deutsch
Annalena Arminger
GAM.Lab
gam.lab@tugraz.at
Tel.: +433168734186