Man soll ja aus einer schlechten Situation „immer das Beste machen“. Im Sommer 2018 fiel mir das offen gesagt eher schwer. Hätte ich damals gewusst, welche Auswirkungen ein kaputtes Handy auf mein Leben haben würde, wäre mein Frust sehr schnell verflogen. Aber long story short – was geschah? In einem unachtsamen Moment ließ ich beim Wandern mein Smartphone fallen. Fels und Elektronik sind wahrlich nicht die besten Freunde und vertragen sich eher begrenzt. Es kam wie es kommen musste: Das Smartphone ging kaputt. Bitter.
Hätte ich damals gewusst, welche Auswirkungen ein kaputtes Handy auf mein Leben haben würde, wäre mein Frust sehr schnell verflogen.
Als Student im Bachelorstudium Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau dachte ich nach diesem Vorfall sofort an eine mögliche Lösung. Also ran ans Reißbrett. Entwickeln und Tüfteln war angesagt. Einige Zeit später hielt ich den ersten Prototyp meines Sicherungstools in den Händen.
Doch was nun? Wie ließe sich das Tool vermarkten? Wie die Vermarktung und Produktion finanzieren? Und wer außer mir selbst würde sein Smartphone sichern wollen? Zusammengefasst: Wie schaffe ich es, eine Idee in ein erfolgreiches Produkt zu verwandeln? Die Antworten auf diese Fragen versuche ich in fünf persönlichen Learnings aus meinem bisherigen Startup-Abenteuer zusammenzufassen.
Learning #1: Idee schützen
REELOQ sichert Kamera, Smartphone & Co. mit einem ausziehbaren Seil griffbereit am Körper. Das Besondere ist der Mechanismus, der den lästigen Seilzug sperrt. Somit kann das Equipment uneingeschränkt benutzt werden. Diesen neuartigen Mechanismus habe ich zum Patent angemeldet. Er bietet einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Das Patent deckt alle Anwendungsgebiete ab. Egal ob beim Outdoorsport, für Einsatzkräfte oder in der Industrie, das REELOQ-System ist als ganzheitliches Anti-drop-System gedacht.
Du bist dir nicht sicher, ob deine Idee schützbar ist? Ab zu den Patentsprechtagen der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Dort bekommst du gratis eine Einschätzung, wie du dein intellektuelles Eigentum schützen kannst. Du hast etwas Neues entwickelt und deine Erfindung kann durch ein Patent geschützt werden? Perfekt! Mit dem Patentscheck der FFG kannst du um eine Förderung ansuchen, die 80 Prozent deiner Kosten für ein Patent abdeckt.
Learning #2: Unterstützung suchen
Die Idee ist da, der Prototyp funktioniert, ein Patent ist eventuell schon eingereicht, was nun? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Nun ist es Zeit für Unterstützung! Die gute Nachricht: Hier in Graz ist man bestens aufgehoben. Sei es die Gründungsgarage, das Ideentriebwerk oder die WKO, überall wird man mit wertvollen Tipps, Tools und Know-How rund ums Gründen und Unternehmertum ausgestattet. Einfach informieren und die vielzähligen Veranstaltungen bestmöglich nutzen!
Die Idee ist da, der Prototyp funktioniert, ein Patent ist eventuell schon eingereicht, was nun? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Nun ist es Zeit für Unterstützung!
Im Wintersemester 2018 war ich Teil des 11. Volume der Gründungsgarage. In einem spannenden und lehrreichen Semester konnte ich meine Idee weiter verbessern. Vor allem als Techniker fehlt oft das nötige wirtschaftliche Know-how, um ein Produkt erfolgreich zu vertreiben. Ich bin der Meinung, dass jede und jeder, die oder der eine Idee hat und diese umsetzen will, sich unbedingt bei der Gründungsgarage bewerben sollte. Die Mentoring Sessions und Workshops können den nötigen Boost geben, um so richtig durchzustarten!
Lukas Watzinger präsentiert sein Anti-drop-System REELOQ bei den Final-Pitches der Gründungsgarage.
Die Gründungsgarage ist eine interuniversitäre Initiative der Universität Graz und der TU Graz zur Förderung des Unternehmertums an steirischen Hochschulen. Studierende aller Studienrichtungen und Hochschulen, die ins Startup-Semester aufgenommen werden, entwickeln ihre Geschäftsideen weiter und finden Unterstützung bei der Umsetzung
Learning #3: Entwickeln, Testen, Anpassen
Auch die beste Idee muss zuerst am Markt getestet werden. Das bringt die Sicherheit, die für jedes Startup essentiell ist. Konzepte allein reichen hier nicht aus, das beste Feedback gibt der Kunde oder die Kundin selbst. Das Produkt sollte daher auf jeden Fall von Kunden ausprobiert und darauf aufbauend weiterentwickelt werden. Ein Produkt funktioniert dann, wenn damit ein Problem gelöst wird. Ganz nach dem Motto: Don’t love the solution, love the problem!
Daher startete ich im Sommer 2019 eine große BETA-Testphase. Insgesamt 100 Stück des Prototyps konnten von Interessierten gekauft und getestet werden. So hab ich sehr viel Feedback erhalten und weiß nun:
- REELOQ wird gekauft und Testpersonen lieben das Produkt
- Es gibt Feinjustierungen, die noch mehr Mehrwert für Nutzerinnen und Nutzer schaffen.
Feedbackschleifen und Produktadaptionen sind essentiell, damit ein Produkt für Kundinnen und Kunden funktioniert.
Mit diesen Erkenntnissen im Gepäck steht den nächsten Schritten nichts mehr im Wege. Geplant ist, dass REELOQ im April 2020 für die breite Masse zur Verfügung stehen wird. Wenn du neugierig geworden bist, wie sich die REELOQ-Story weiter entwickelt, abonniere den Newsletter auf www.reeloq.com. Auf den sozialen Kanälen Instagram und Facebook kannst du Teil des REELOQ-Abenteuers werden.
Learning #4: Leidenschaft
Die Verwirklichung einer Idee beansprucht viel Zeit. Es kann manchmal sehr schwierig werden, ein Studium und das eigene Projekt unter einen Hut zu bekommen. Wer aber eine Idee hat und mit Leidenschaft dafür brennt, schafft jede noch so große Hürde. Oftmals ergänzen sich Studieninhalte mit Fragestellungen im Projekt und es entstehen super Synergien zwischen Theorie und Praxis.
Wer eine Idee hat und mit Leidenschaft dafür brennt, schafft jede noch so große Hürde.
Learning #5: Spaß
So ernst und geradlinig sich die oben genannten Strategien auch anhören, verliert dabei nie den Spaß an der Sache. Das Wichtigste ist, sich am Weg zum Ziel die Freude zu erhalten. Es wird nicht immer alles sofort funktionieren und Rückschläge sind vorprogrammiert. Doch wie mein kleines Wandermissgeschick zeigt: Einfach das Beste daraus machen!
Sich selbständig zu machen erfordert vollen Einsatz. Es gilt, die Freude am Weg nicht zu verlieren.
Fazit: Step by step
Mein großes Ziel für REELOQ ist ganz einfach: für die unterschiedlichsten Anwendungen innovative Anti-drop-Systeme entwickeln und anbieten zu können. Diesem Ziel bin ich nun ein kleines Stück näher gekommen. Die Reise ist noch weit und birgt sicher viele Hürden, die mir die Chance geben werden, daran zu wachsen. Klar ist: Ich freue mich, weiter mit Leidenschaft und Begeisterung an der eigenen Idee weiterzuarbeiten. Das eigene Produkt in Händen zu halten und zu sehen, wie Kundinnen und Kunden deine Entwicklung kaufen und Freude damit haben, ist unbezahlbar.
Die eigene Produktidee zur Marktreife zu bringen ist der große Traum von TU Graz-Student Lukas Watzinger.
Deshalb kann ich nur jede oder jeden ermutigen, die eigene Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Setzt den ersten Schritt und kommt eurem Traum ein Stück näher. Denn eines darf man nie vergessen: Auch das größte Abenteuer beginnt immer mit dem ersten Schritt.
Setzt den ersten Schritt und kommt eurem Traum ein Stück näher.