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Die Luftfahrt ist mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von über drei Prozent weltweit im Aufwind. Um dieses Potenzial zu nutzen, wurde an der TU Graz gemeinsam mit den Industriepartnern voestalpine, Fuchshofer Präzisionstechnik, TCM International und Diamond Aircraft Industries eine eigene Stiftungsprofessur ins Leben gerufen. Seit März ist diese BMVIT Stiftungsprofessur für Luftfahrt mit dem aus Brasilien stammenden Werkstoffwissenschafter Sergio Amancio offiziell besetzt. Ziel der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist es, ein internationales Kompetenzzentrum für die Entwicklung zukunftsweisender Werkstoffe und Fertigungstechniken im Luftfahrtbereich zu etablieren. Die voestalpine als größter Industriepartner zählt bei Hochleistungswerkstoffen und Spezialschmiedeteilen, die als höchstbelastbare Struktur-, Triebwerks- oder Fahrwerksteile eingesetzt werden, zu den weltweit bedeutendsten Zulieferern für die Flugzeugindustrie.
Verbesserte Materialeigenschaften für Flugzeugbau
In punkto Werkstoffqualität ist die Luftfahrt das Maß der Dinge: Höchstbeanspruchte Bauteile, wie zum Beispiel in Antriebsaggregaten, müssen in bis zu 12.000 Metern Flughöhe bis zu 10.000 Umdrehungen pro Minute sowie Temperaturschwankungen zwischen plus 600 °C und minus 50 °C standhalten. Gleichzeitig sollen innovative Materialien aus höchstfesten Stahl-, Titan- oder Nickelbasislegierungen dazu beitragen, Flugzeuge noch leichter zu machen und so Treibstoff einzusparen. Die neue Stiftungsprofessur für „Innovative Werkstoffe und Fertigungstechnik in der Luftfahrt“ an der TU Graz wird sich neben der Erforschung verbesserter Materialeigenschaften auch neuen Verarbeitungstechniken – insbesondere additiven Verfahren – für den Flugzeugbau widmen.
Hotspot für Luftfahrttechnologien
„Mit der neuen BMVIT Stiftungsprofessur für Luftfahrt und dem an der TU Graz verfügbaren Expertenteam entsteht in Graz ein wissenschaftlicher Hotspot, der eng mit der regionalen Luftfahrtzulieferindustrie verbunden ist. Unser Ziel ist es, ein international sichtbares Zentrum auf dem Gebiet Luftfahrt-Werkstoffe und -Fertigungstechnologien zu werden“, so Harald Kainz, Rektor der TU Graz. Neben den voestalpine-Produktionsgesellschaften voestalpine Böhler Edelstahl und voestalpine Böhler Aerospace mit Sitz im steirischen Kapfenberg sind mit Fuchshofer Präzisionstechnik, TCM International und Diamond Aircraft Industries heimische Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Werkstoffhersteller und -bearbeiter, über den Komponentenfertiger bis hin zum Flugzeugbauer – als Kooperationspartner beteiligt. In den ersten fünf Jahren wird die Stiftungsprofessur zudem vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützt.
Neue wissenschaftliche Impulse für voestalpine
Schon heute setzen alle großen Flugzeughersteller, darunter Airbus, Boeing, Bombardier oder Embraer, auf Produkte der voestalpine. „Um unsere internationale Innovationsführerschaft im Luftfahrtbereich weiter auszubauen, betreiben wir neben eigener Forschungs- und Entwicklungstätigkeit seit Jahren auch eine gezielte Zusammenarbeit mit Universitäten. Die Stiftungsprofessur an der TU Graz ist daher ein wichtiger Schritt, um neue Impulse für weiteres Wachstum sowie eine Erweiterung unserer bestehenden Fertigungskompetenzen in diesem Zukunftsmarkt zu erzielen“, so Franz Rotter, Vorstandsmitglied der voestalpine AG und Leiter der High Performance Metals Division. Der voestalpine-Konzern erwirtschaftet rund 330 Millionen Euro (GJ 2016/17) im Kundensegment Aerospace – mittelfristig soll dieser Anteil auf 500 Millionen gesteigert werden.
Deutsch-Brasilianischer Werkstoff-Experte forscht ab sofort in Graz
Am 1. März wurde der in Brasilien geborene Werkstoff-Experte Sergio Amancio (42) für die BMVIT Stiftungsprofessur für Luftfahrt, die am Institut für Werkstoffkunde, Fügetechnik und Umformtechnik der TU Graz angesiedelt ist, berufen. „An unserem Institut wird Sergio Amancio die Forschungsschwerpunkte Werkstoffdesign und Fügetechnik maßgeblich verstärken und mit dem Institut für Fertigungstechnik und dem Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz intensiv kooperieren“, so Christof Sommitsch, Leiter des Institutes für Werkstoffkunde, Fügetechnik und Umformtechnik. Nach diversen Forschungstätigkeiten in Brasilien und Deutschland, zuletzt als Gruppenleiter am Helmholtz-Zentrum Geesthacht, war Sergio Amancio die letzten sieben Jahre als Juniorprofessur für ,,Fügetechnologien für Metall-Polymer-Verbunde" am Institut für Verbundwerkstoffe der TU Hamburg-Harburg (TUHH) tätig.
Die Technische Universität Graz
Die TU Graz ist die traditionsreichste technisch-naturwissenschaftliche Forschungs- und Bildungsinstitution in Österreich und spielt seit über 200 Jahren eine zentrale Rolle im internationalen Forschungs- und Bildungsnetzwerk. In ihren fünf Exzellenzbereichen, den Fields of Expertise, erbringt die TU Graz internationale Spitzenleistungen und setzt auf intensive Zusammenarbeit mit anderen Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie mit Wirtschaft und Industrie weltweit. Die TU Graz hat sieben Fakultäten mit rund 100 Instituten und beschäftigt knapp 2.400 Mitarbeiter. 14.000 Studierende aus rund 100 Ländern studieren an der TU Graz. Aufbauend auf wissenschaftlichen Bachelor-Studiengängen, konzentriert sich die TU Graz auf forschungsorientierte Master-Studiengänge, die zunehmend in englischer Sprache angeboten werden, und PhD-Programme. Der Forschungsbereich Werkstoffe ist im Field of Expertise „Advanced Materials Science“ verankert, einem der fünf Forschungsschwerpunkte der TU Graz.
Der voestalpine-Konzern
Die voestalpine ist ein in seinen Geschäftsbereichen weltweit führender Technologie- und Industriegüterkonzern mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Die global tätige Unternehmensgruppe verfügt über rund 500 Konzerngesellschaften und -standorte in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten. Sie notiert seit 1995 an der Wiener Börse. Mit ihren qualitativ höchstwertigen Produkt- und Systemlösungen aus Stahl und anderen Metallen zählt sie zu den führenden Partnern der europäischen Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie weltweit der Luftfahrt- und Öl- & Gasindustrie. Die voestalpine ist darüber hinaus Weltmarktführer in der Weichentechnologie und im Spezialschienenbereich sowie bei Werkzeugstahl und Spezialprofilen. Im Geschäftsjahr 2016/17 erzielte der Konzern bei einem Umsatz von 11,3 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 1,54 Milliarden Euro und beschäftigte weltweit rund 50.000 Mitarbeiter.
An der TU Graz ist dieses Forschungsgebiet in den Fields of Expertise „Advanced Materials Science“ sowie „Mobility & Production" verankert, zwei von fünf strategischen Forschungsschwerpunkten.