Für Aufsehen sorgte das Team der TU Graz rund um Institutsleiter Gernot Müller-Putz zuletzt im Sommer 2017 mit einer Publikation zur Musikkomposition mittels BCI. Mit einer speziellen Brain-Computer-Interface-Anwendung können einigermaßen musikalische Personen Melodien in ihren Einzelbestandteilen direkt auf das Notenblatt „denken“. Eigentlich ein „Nebenschauplatz“ der sehr regen Forschungsaktivität des Instituts, dessen Fokus auf BCI-Anwendungen liegt, die körperliche Funktionen ersetzen oder erweitern und so Menschen mit beeinträchtigen motorischen Fähigkeiten mehr Selbstständigkeit verschaffen. „Wir arbeiten intensiv an der Weiterentwicklung gedankengesteuerter Neuroprothesen, die motorische Befehle direkt an der Kopfoberfläche mittels Gehirnstrommessung erkennen und in die entsprechenden Bewegungen umsetzen. Solche Prothesen sind zwar heute schon vereinzelt in der Anwendung, allerdings noch nicht sehr ausgereift und mühsam in der Handhabung. Für gesunde Menschen ist das nicht offensichtlich, aber alleine das Greifen ist eine hochkomplexe Bewegung“, erklärt Gernot Müller-Putz.
Science Slam: BCI-Forschung auf der Bühne
Auch das Rahmenprogramm der Konferenz hat einiges zu bieten: Neben einem Hackathon für Brain-Computer-Interface Designer gibt es erstmals in Österreich einen BCI Science Slam, eine Bühnenshow, bei der sich Wissenschaft von ihrer unterhaltsamen Seite zeigt. Fünf BCI-Expertinnen und -Experten präsentieren in sechsminütigen Darbietungen ihre jeweiligen Forschungsschwerpunkte auf der Bühne, unterstützt von allerlei Requisiten, verständlich und mit viel Humor. Das Publikum kürt den Science Slam Champion des Tages.Reinhold Scherer, Forscher am Institut für Neurotechnologie und selbst ehemaliger Science Slam Staatsmeister, gibt einen Vorgeschmack: „Die Shows erzählen von BCI-Anwendungen für Pilotinnen und Piloten, von der menschlichen Gehirnaktivität im Weltraum oder von BCI-Technologien als Unterstützung in der Behandlung von Kindern mit ADHD.“