„Die Lage in der Türkei ist verheerend. Natürlich ist ein Putschversuch in einer Demokratie inakzeptabel. Das Erdogan-Regime missbraucht die Gelegenheit nun aber offenkundig für eine diktatorisch anmutende Säuberungswelle. Dabei trifft es, nicht zum ersten Mal, auch die Angehörigen der Universitäten, in einer Form und Heftigkeit, die man heutzutage nicht für möglich gehalten hätte“, erklärt Vitouch.
Offenbar würden alle, die möglicherweise nicht „auf Linie“ sind, vorsorglich entfernt, Wissenschafter und Wissenschafterinnen mit Sprech- und Reiseverboten belegt, Rektoren und Dekane pauschal zum Rücktritt aufgefordert oder gleich abgesetzt. Vitouch: „Hier wird mundtot gemacht, flächendeckend gesäubert, intellektuelle Kritik im Keim erstickt und strukturell verunmöglicht. Das ist inakzeptabel und von EU und UNO auf das Schärfste zu verurteilen.“ Überhaupt wundere man sich zusehends, was im Europa des 21. Jahrhunderts alles möglich ist. „Wenn es uns nicht gelingt, die offene Gesellschaft zu bewahren, die uns allen als selbstverständliche Errungenschaft erschien, dann werden wir uns noch viel mehr wundern“, ergänzt der uniko-Präsident.
Das Rektorat der TU Graz unterstreicht die Aussagen von Oliver Vitouch und unterstützt die Autonomie und akademische Freiheit der türkischen Hochschulen.