Steigende Mietpreise und der ständig wachsende Kampf um Wohnraum zeigen, dass der Wohnungsmarkt in Europa mit seinen stereotypen Grundrisstypologien nicht mehr in der Lage ist, flexibel auf veränderte Anforderungen und die sich verschärfende soziale Lage zu reagieren. Statt erschwinglichen Wohnraum über immer kleinere Wohnflächen zu erreichen, schlagen Gastredakteurin und Gastredakteur Andreas Lichtblau und Sigrid Verhovsek ein zusätzliches Angebot an Raum vor, den man sich teilt. Die Autorinnen und Autoren von GAM.16 zeigen anhand unterschiedlicher Analysen, Fallstudien und Entwürfe das Potenzial von solchen Wohnkonzepten auf, die auf lokaler und internationaler Ebene räumliche und wirtschaftliche Ressourcen sinnvoll im Kollektiv nutzen.
Mit dieser Ausgabe bringt GAM das Thema des gemeinschaftlichen Wohnens wieder auf die Agenda der Architektur – mit dem Ziel, leistbaren Wohnraum auch in prekären Lebenssituationen sicher zu stellen. Damit löst das Magazin seinen Anspruch ein, ein aktuelles Diskussionsforum für Entwurf, Kritik und architektonische Wissenschaft zu sein, das eine weiterführende Perspektive auf Themen der Gegenwart bietet.
Von der „Ware Wohnen“ zu „Probebühnen“ des Zusammenlebens
Unter dem Begriff „Realitäten“ stellt GAM.16 im ersten Themenblock die theoretische Auseinandersetzung mit Wohnen als Ware an den Beginn der aktuellen Ausgabe. Die Beiträge untersuchen anhand konkreter Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart die bewusste politische Steuerung und Erfassung dessen, was uns „privat“ erscheint. Der zweite Themenblock „Ungewohnt“ stellt historische wie auch zeitgenössische Wohnbeispiele vor, die sich jenseits der Konvention bewegen, wie zum Beispiel die Pop-Up Siedlungen der philippinischen Community im heutigen Finanzzentrum Hongkongs oder US-amerikanische Landkommunen der 1960er Jahre. „Common“, der dritte und letzte Teil von GAM.16, schlägt mögliche Wohnformen vor, die auf derzeitige soziale und familiäre Konstellationen reagieren und damit neue räumliche Synergien ermöglichen.
GAM.16 erscheint mit Beiträgen von
Massimo Bricocoli, Gregory Cowan, Heike Delitz, Alexander Hagner, Rebekka Hirschberg, Marson Korbi, Gesa Königstein, Andreas Lichtblau, Christina Linortner, Karla Mäder, Manfred Omahna, Jakob Öhlinger, Gennaro Postiglione, Nikolai Roskamm, Jomo Ruderer, Stefania Sabatinelli, Philipp Markus Schörkhuber, Fritz Strempel, Günther Uhlig, Sigrid Verhovsek
Nähere Informationen: auf der Website der Fakultät für Architektur der TU Graz