Im internationalen Wettbewerb der Standorte und Regionen ist der Bereich Software und Data Management als ein zukunftsrelevantes Stärkefeld und zentrales Innovationspotenzial der Steiermark stark ausbaufähig und dabei für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes mindestens ebenso entscheidend wie die Expertise der Region im Bereich smarter Produktionen und Dienstleistungen: Zu dieser Einschätzung gelangt Burton Lee, Experte für European Entrepreneurship and Innovation der Stanford University. Im Auftrag der TU Graz und weiterer Partner aus Wirtschaft, Industrie und Politik widmete sich Lee im vergangenen Juni der steirischen Innovations- und Gründerlandschaft und analysierte Potenziale und Herausforderungen der Region.
Von der Maschinenbaukultur zur Digitalkultur
Software, Gaming und Data Management gehören in der Steiermark zu den am stärksten wachsenden Geschäftsfeldern mit hohem Start-up Potenzial, werden jedoch in ihrer strategischen Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Standortes bisher weit unterschätzt. Burton Lee: „Im Bereich Software und Data Management für Unternehmen und für Konsumenten, Stichwort Gaming, ebenso wie für Anwendungen in Unterricht und Fortbildung, Stichwort EduTech, und im eGovernment liegen große Chancen für die Region. Die Steiermark hat enormes Potenzial, in diesem Bereich zu einer der führenden europäischen Regionen zu werden.“ Lee verweist auf vorhandene Stärken der steirischen Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Cluster und Unternehmen und empfiehlt den massiven weiteren Ausbau des Sektors Software und Daten auf Ebene der Standortpolitik, in Aus- und Weiterbildung und im Bereich Executive Education und Management: „Das schafft neue Arbeitsplätze bzw. stillt die Nachfrage der Industrie nach hellen Köpfen im Bereich Software- und Datenmanagement.“ Es brauche eine digitale Transformation weit über Industrie 4.0 hinaus, so Lee, einen Wandel in der unternehmerischen Arbeitskultur und die gezielte Wahrnehmung des globalen Wachstumspotenzials von Produkten, Services, Lösungen und Anwendungen im Bereich der Consumer Software.Lessons from Silicon Valley - Lessons for Steiermark
Für Weiterentwicklung der Maschinenbaukultur zu einer integrierten Digitalkultur schlägt der Experte für European Entrepreneurship gezielte Initiativen vor. Einige ausgewählte Handlungsempfehlungen von Burton Lee sind:- Software und Data Talentinitiative
gemeinsame Ausbildungsinitiative steirischer Universitäten und Fachhochschulen. Durch eine Vervielfachung des Kursangebotes wird die Anzahl der Studierenden im Bereich Softwareentwicklung, App Entwicklung und Gaming innerhalb kurzer Zeit gesteigert. Die Steiermark entwickelt eine Ausbildungs- und Trainings-Roadmap für den Software Bereich und startet eine Initiative zur Profilsteigerung des Karrierebildes von Software- und Datenspezialistinnen und -spezialisten. Wünschenswert ist auch eine einhergehende Ausbildungsoffensive in allen Altersstufen an steirischen Schulen.
- Code Camps (Hackathons)
Etablierung von regelmäßigen Code Camp-Wettbewerben in der Steiermark mit regionaler und internationaler Beteiligung aus allen Disziplinen, die sich realen digitalen Herausforderungen steirischer Betriebe, Cluster, Forschungseinrichtungen oder Regierungsorganisationen widmen.
- Emerging Software + Data Cluster
Software und Data Management wird in der Steiermark als eigenständiger Bereich abseits von Initiativen wie Mikroelektronik-Cluster oder IT-Cluster etabliert und ist als Querschnittsmaterie anerkannt, die alle vorhandenen Industrie-Cluster und Ausbildungsinitiativen unterstützt.
- Steiermark Software Council (or Working Group)
Einrichtung eines Gremiums zur Entwicklung einer Vision und Förderung von Potenzialen der Region in den Bereichen Software Entwicklung, Gaming und Data Management, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern von Start-ups und etablierten Unternehmen zusammensetzt. Software Entrepreneurs gehören diesem Gremium ebenso an wie CEOs und CIOs aus der Industrie, Designer/innen, Forschende und Studierende sowie Cluster-Vertretende.