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Eingebettet in die internationale RoboCup Federation führt die Bildungsinitiative RoboCupJunior Schülerinnen und Schüler von 10 bis 19 Jahren mit fußballspielenden, tanzenden, virtuellen und helfenden Robotern spielerisch an die Themen Software und Programmierung heran. Seit 10 Jahren gibt es auch in Österreich intensive RoboCupJunior-Aktivitäten, jährliche Staatsmeisterschaften inklusive. Besondere Treiber sind die TU Graz, die FH Kärnten und die FH Technikum Wien. Diese drei Hochschulen haben 2015 ein loses RoboCupJunior-Netzwerk in den Verein „RoboCupJunior Austria“ umgewandelt, der Robotik-Kurse und Workshops für Kinder und Jugendliche umsetzt, Schulen im robotikbezogenen Unterricht unterstützt, Sommercamps, Forschungswochen und offene Labortage veranstaltet und die jährlichen Robotik-Nachwuchsmeisterschaft organisiert, die „RoboCupJunior Austrian Open“.
Drei Hochschulen, ein Robotikverein
Horst Bischof, Vizerektor für Forschung der TU Graz und selbst Informatiker betont: „Informatikerinnen und Informatiker sind ungebrochen extrem stark nachgefragt. Laut der Wirtschaftskammer Österreich fehlen alleine steirischen Betrieben derzeit mehr als 2.000 Fachpersonen. Wir wollen die besten jungen Köpfe dazu bewegen, ein Informatikstudium zu beginnen und natürlich auch abzuschließen. Wenn junge Leute schon in der Schule mit Informatik, mit Programmieren, mit Software spielerisch und wettbewerbsorientiert in Berührung kommen, kann ein Funke überspringen und eine bewusste Entscheidung für ein Informatikstudium ermöglichen. Roboter sind hier ein erfolgreicher Hebel, weil sie vom Kindergarten aufwärts faszinieren. Die TU Graz investiert schon seit vielen Jahren beträchtliche Ressourcen in die Robotik-Nachwuchsförderung, und wir ernten auch die Früchte. Unsere Studierendenteams im Bereich Rettungsrobotik und Robotik für Logistikanwendungen haben beim RoboCup 2016 einen 1. und einen 3. Platz erzielt und zählen damit zu den besten der Welt.“
Auch die Studierenden der FH Kärnten in Villach sind mit der Eigenentwicklung von drei Rettungsrobotern in der RoboCup Rescue League sehr erfolgreich aktiv und tragen einen Weltmeistertitel: Beim RoboCup 2016 in Leipzig gab es den 1. Platz im Spezialwettbewerb „Geschicklichkeit“. Wolfgang Werth, Leiter des Studiengangs „Systems Engineering“ führt aus: „RoboCup für Studierende und RoboCupJunior für Kinder und Jugendliche eignet sich für alle, die spielerisch und kreativ in die Welt der Robotik eintauchen wollen. Die FH Kärnten unterstützt als RoboCupJunior-Regionalzentrum Schulen durch Workshops, den Verleih von Robotern und in der Wettbewerbsvorbereitung von Teams.“ Zusätzlich war die FH Kärnten Organisator der RoboCupJunior Austrian Open in den Jahren 2010 und 2015.
Die FH Technikum Wien ist bereits seit 2004 erfolgreich im RoboCup aktiv. „Seither hat sich der gesamte Bereich der Robotik sehr stark an der FH Technikum Wien verankert. Erst kürzlich haben wir den Forschungsschwerpunkt Automation & Robotics gestartet. Die RoboCup Studierendenwettbewerbe sind ein Fixpunkt, die Teilnahmen werden fachlich und finanziell unterstützt. So konnten die Austrian Kangaroos, ein Gemeinschaftsteam der Studierenden der FH Technikum Wien mit der TU Wien, den Weltmeistertitel im Dribbling nach Hause holen.“, erzählt Rektor Fritz Schmöllebeck begeistert. Zusätzlich ist die FH Technikum Wien Gründungsmitglied im Verein sowie als Regionalzentrum der RoboCupJunior-Initiative seit Beginn an aktiv. Die FH Technikum Wien war Organisator der Austrian Open in den Jahren 2009 sowie 2014, wobei jeweils Teams sich für die Weltmeisterschaften 2009 in Graz und 2014 in Brasilien qualifizieren konnten.
Karriereleiter RoboCup(Junior)
Schon in Kindergärten und Volksschulen bietet der Verein RoboCupJunior Austria Schnupperworkshops in Robotik an, mit Robotern in Bienenform für die ganz Kleinen und Legorobotern für die etwas größeren Kinder. In der Unterstufe und Oberstufe können sich Schülerinnen und Schüler in der RoboCupJunior Primary und Secondary League einbringen. Studierende ab dem Masterlevel aufwärts sind in den RoboCup Majors (als Seniors) aktiv. Für Bachelorstudierende gibt es momentan kein Angebot im Rahmen der Initiative RoboCup, die TU Graz hat daher für diese Altersklasse heuer erstmals die „TU Graz Robotics Challenge“ ins Leben gerufen. Gerald Steinbauer, Robotikexperte der TU Graz, führt aus: „Wir sehen ganz deutlich, dass der RoboCupJunior einen positiven Einfluss nicht nur auf die technisch-naturwissenschaftlichen und auch auf soziale, teamorientierte Fähigkeiten hat, sondern oft auch Schul- und Studienlaufbahnen prägt und die Brücke zur tollen Karrieren legt. Wir haben zahlreiche extrem engagierte Schulen in Österreich, die regelmäßig mit Erfolgen bei RoboCupJunior-Bewerben aufhorchen lassen, etwa das BRG Kepler, die HTL Weiz, die VMS Nenzing in Vorarlberg oder HBLWM Annahof in Salzburg, nur um einige Beispiele zu nennen. Hinter solchen Erfolgen steckt unheimlich viel Engagement nicht nur der unterstützenden Hochschulen, sondern vor allem von involvierten Lehrerinnen und Lehrern“.
Zwei Role Models im Kurzporträt
Julia Nitsch und Stefan Loigge sind wahre Role Models für den RoboCupJunior in Österreich: Beide sind schon während der Schulzeit mit Robotik in Berührung gekommen, beide haben sich in weiterer Folge für informatikbezogene Studien entschieden und beide werden nach wie vor vom Thema Robotik begleitet und geprägt.
Julia Nitsch
Geboren 1992 in Graz war Julia Nitsch schon als Schülerin des BRG Kepler im RoboCupJunior aktiv und mit der TU Graz in Kontakt. Sie absolvierte das Bachelor- und Masterstudium in Telematik an der TU Graz mit Auszeichnung und befasste sich in beiden Abschlussarbeiten mit Robotikaspekten. Sie war jahrelang Studienassistentin und Mitglied eines der erfolgreichsten Studierendenteams der TU Graz, TEDUSAR, das Such- und Bergeroboter zur Unterstützung von Rettungskräften bei Katastropheneinsätzen entwickelt und konstruiert. Nach Praktika bei Joanneum Research sowie Forschungsaufenthalten an der TU Darmstadt und an der Universität Zürich arbeitet Julia Nitsch bei Ibeo Automotive Systems in Hamburg, dem Marktführer in der Entwicklung von LIDAR Technologie, die von der Automobilindustrie zur Umfeldwahrnehmung verwendet wird. Sie strebt ein Doktoraststudium in Kooperation mit Ibeo Automotive Systems und der ETH Zürich an und klärt dafür derzeit die Formalitäten mit der Schweizer Spitzenuni.
Stefan Loigge
Stefan Loigge, Jahrgang 1990, war Feuer und Flamme, als sein Lehrer an der HTL Kaindorf mit einer Legokiste in die Klasse kam und einen Roboter bauen wollte. Während der gesamten restlichen Schulzeit war er dann im RoboCupJunor aktiv und entschied sich nach dem Abschluss für ein Telematikstudium an der TU Graz, wo er auch Julia Nitsch kennenlernte. Gemeinsam entwickelten sie im Rahmen ihrer Bachelorarbeiten einen Soccer Roboter für den RoboCupJunior und wurden später zu Mitgliedern des RoboCup Rescue Teams der TU Graz. Stefan Loigge war Teil des Teams, das bei der RoboCup Weltmeisterschaft 2016 in Leipzig den 1. Platz in der Autonomen Exploration belegte. In seiner Masterarbeit befasste sich Stefan Loigge mit einer universellen und zuverlässigen Software-Architektur für autonome Roboter. Derzeit befindet er sich zusammen mit einigen Teamkollegen mitten in der Gründung eines Startup, das Robotik Software anbietet und es so Firmen ohne eigene Robotikabteilung ermöglichen soll, ihre Produkte zu autonomisieren.
RoboCupJunior Austrian Open am 21. und 22. April in Weiz
Vom 21. bis 22. April 2017 finden in der Stadthalle Weiz die 10. RoboCupJunior Austrian Open statt, mit den Disziplinen Soccer, onStage, Rescue und CoSpace Rescue. Kreativität und Spaß stehen dabei an erster Stelle beim Experimentieren mit Elektronik, Programmieren und Robotik. Jugendliche nationaler und internationaler Schulen lernen sich kennen und messen sich spielerisch. Die besten österreichischen Teams qualifizieren sich für die RoboCup-Weltmeisterschaft 2017 in Nagoya, Japan. Organisiert werden die RoboCupJunior Austrian Open dieses Jahr vom Elternverein der HTL Weiz, erwartet werden rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 10 Ländern.