News+Stories: Das Positive zuerst: Worauf kann sich Ihr Nachfolger Christian Dobnik freuen?
Anna Maria Moisi: Eigentlich auf alles. Es ist eine extrem spannende, interessante Arbeit im Studienservice. Wir haben ständig mit Menschen zu tun und ich wusste am Morgen nie, was der Tag so mit sich bringen würde. Eine kurze E-Mail-Anfrage kann drei Tage intensive Beschäftigung bedeuten. Beim Aussortieren meiner Unterlagen ist mir richtig bewusst geworden, womit ich mich eigentlich befasst habe – ein riesiges Gebiet, aber extrem spannend.Was war Ihnen besonders wichtig?
Anna Maria Moisi: Meine Hauptaufgabe habe ich immer darin gesehen, den Servicegedanken gegenüber den Studierenden zu leben. Ich habe immer studierendenorientiert gedacht. Denn unsere zentralen Kundinnen und Kunden sind natürlich die Studierenden. Auf der anderen Seite sind aber Professorinnen und Professoren, Assistentinnen, Assistenten, alle Institute, die Sekretariate und vor allem die Dekane, Dekanate, Studiendekane zentrale Ansprechpartnerinnen und –partner.Meine Hauptaufgabe habe ich immer darin gesehen, den Servicegedanken gegenüber den Studierenden zu leben.
Wie haben sich die Anliegen der (angehenden) Studierenden in all den Jahren verändert?
Anna Maria Moisi: Die Anliegen sind ähnliche. Trotz der Studienberatung durch die Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft und durch Fachkräfte im Haus kommen Fragen zur Studienwahl. Allerdings werden die Anfragen durch den steigenden Anteil internationaler Studienwerbender immer mehr und komplexer. Wir bekommen unglaublich unterschiedliche Zeugnisse aus allen Ecken der Welt vorgelegt mit der Frage, ob eine Zulassung möglich ist. Zum Glück haben wir im internationalen Bereich Mitarbeitende, die sprachlich fit und inhaltlich top sind. Generell geht es häufiger um Finanzielles – Studienbeitrag, studienbeitragsfreie Zeit, mögliche Studienversionen. Und wir stellen immer öfter fest, dass Eltern zur Erstanmeldung mitkommen, besonders die Mütter. Bisweilen passiert es auch, dass Reifezeugnisse vorgelegt werden und erst beim genauen Hinsehen klar wird, dass die Reifeprüfung nicht bestanden ist.Wir bekommen unglaublich unterschiedliche Zeugnisse aus allen Ecken der Welt vorgelegt mit der Frage, ob eine Zulassung möglich ist. Zum Glück haben wir im internationalen Bereich Mitarbeitende, die sprachlich fit und inhaltlich top sind.
Welche Themen sind Dauerbrenner der letzten Jahre?
Anna Maria Moisi: Anfragen Studierender, die nach einem abgeschlossenen Bachelorstudium oder nach einem abgebrochenen Studium an der Fachhochschule (FH) für das Masterstudium an die Universität wechseln wollen. Der Trend wird immer stärker. Das wird nie Routine sein, weil immer neue Studiengänge kommen. Manche Studienwerber kommen auch mit abgeschlossenem Masterstudium von der FH und wollen ein Doktorat bei uns anschließen. In jedem Fall muss überprüft werden, ob das jeweilige Bachelor- oder Masterstudium in Hinblick auf die Zulassung zum Master- oder Doktoratsstudium gleichwertig ist. Dieser sogenannte „atypische Zugang“ erfordert sehr viel Arbeit. Es kommen ja nicht nur Studierende von österreichischen FH an die TU Graz, sondern Studierende von FH weltweit, vor allem natürlich aus Deutschland.Was waren die größten Herausforderungen in über 30 Jahren?
Anna Maria Moisi: Die riesigen Gesetzesnovellen. Zuerst die Umstellungen nach dem Universitäts-Organisationsgesetz (UOG) 1993 mit der Neuorganisation der gesamten Verwaltung – die Universitätsdirektion, der ich auch angehörte, fiel weg. Es gab dann das Rektorat bestehend aus Rektor sowie Vizerektoren und Vizerektorinnen. Das damalige Studienservice wurde dem Vizerektorat Lehre zugeordnet. Ich bekam danach alle vier Jahre einen neuen Chef. Allerdings hatte ich immer Glück mit meinen Chefs (lacht). 1997 kam das Universitäts-Studiengesetz und dann 2002 mit dem Universitätsgesetz (UG) die ganz große Novelle. Damit verbunden war die Umsetzung des Bologna-Prozesses – wir legten die Schienen von den Diplomstudien zu den Bachelor- und Masterprogrammen. Konkret hieß das, über Jahre hindurch genau zu verfolgen, was bei welchen Studien umzustellen ist. Das war extrem aufwändig. Dazu kam die Einführung der Studienbeiträge 2002. Und ebenfalls mit UG’02 setzte der Senat eine entscheidungsbefugte Curricula-Kommission zur Entwicklung der Lehrpläne ein.Wir legten die Schienen von den Diplomstudien zu den Bachelor- und Masterprogrammen. Konkret hieß das, über Jahre hindurch genau zu verfolgen, was bei welchen Studien umzustellen ist.
Welchen Anteil hatte das Studienservice bei der Entwicklung der Lehrpläne?
Anna Maria Moisi: Entwickelt werden die Studienpläne von den Arbeitsgemeinschaften (AG) in den einzelnen Fachbereichen. Aber in der Curricula Kommission war sicherzustellen, dass die Lehrpläne rechtlich in Ordnung und umsetzbar sind. Dafür war ich – als Nicht-Juristin – Auskunftsperson. Da konnte ich mir keinen Fehler leisten. Und ich musste dafür sorgen, dass die Lehrpläne auch EDV-mäßig aufbereitet und im TUGRAZonline, das heißt im Campusmanagementsystem, umgesetzt wurden.Und dann kam NAWI Graz?
Anna Maria Moisi: Genau, Karl-Franzens-Universität Graz und TU Graz setzten unter dem Titel „NAWI Graz“ gemeinsam Bachelor-, Master- und Doktoratsstudien auf. Im Studienjahr 2003/2004 wurde erstmals darüber gesprochen und überlegt, wie die beiden Universitäten das angehen könnten. Die Umsetzung kam ab 2005. Das alles im Detail abzustimmen war extrem kompliziert. NAWI Graz und in letzter Zeit das neue Verbundstudium Lehramt aller burgenländischen, kärntnerischen und steirischen Hochschulen im Bachelor- und Master-System – da war ich schon heilfroh, als letztes Jahr Christian Dobnik kam und mich entlastet hat. Das war nicht mehr zu schaffen. Ich habe meine Grenzen überschritten.Was hat Ihnen dabei geholfen, weiter zu machen?
Anna Maria Moisi: Mein Team. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich habe großartige Mitarbeitende gehabt, das muss ich wirklich sagen – und auch wirklich gute Vorgesetzte. Angefangen mit den Vizerektoren Lehre bis zu den Rektoren. Ich hatte immer die Unterstützung der Rektoren, von Schuy, über Domiati, Haberfellner, Schelling, Kahlert, Wohinz, Killmann, Hödl und Sünkel bis zu Kainz. Phantastisch. Trotzdem hat ein Achtstundentag nie gereicht.Was geben Sie Ihrem Nachfolger Christian Dobnik mit auf den Weg?
Anna Maria Moisi: Mit Christian Dobnik haben wir einen großartigen neuen Studienservice-Leiter gefunden. Er kennt die TU Graz aus dem Blickwinkel eines Studierenden. Als Mitarbeiter und als Vorsitzender der Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der TU Graz war er in vielen Gremien vertreten. Er hat nicht nur das Studium „Softwareentwicklung-Wirtschaft“ abgeschlossen, sondern steht auch im letzten Teil des Studiums der Rechtswissenschaften. Seit über einem Jahr ist er bei mir Projektmitarbeiter. Und er kann gut mit Menschen umgehen. Mitgeben kann ich ihm nur das, was er immer zu mir sagt: „Es wird alles gut“ (lacht herzlich).Mit Christian Dobnik haben wir einen großartigen neuen Studienservice-Leiter gefunden.