Paul Langhans und Rudolf-Martin Gradinger studieren im Masterstudium „Geospatial Technologies" und werken derzeit an Ihrer Masterarbeit für das Projekt „Amadee-20 Mars Simulation" des Österreichischen Weltraum Forums. Gemeinsam mit dem für die Entwicklung des Mars-Rovers verantwortlichen autonomen Robotik-Team betreuen sie das Experiment „Exoscot“, eines von 16 Experimenten der Simulation. Dabei erarbeiten sie eine Applikation zu Geodatenintegration, -management und -visualisierung für einen automatisierten Zugriff auf die gesammelten Daten eines Mars-Rovers. Als Teil des interdisziplinären Teams der Mars-Feldsimulation werden sie ihre Anwendung zwischen 15. Oktober und 15. November 2020 in der Negev Wüste in Israel in möglichst marsähnlichen Szenarien einsetzen.
An einem Projekt wie der „Amadee-20 Mars Simulation“ mitzuarbeiten, davon wagte ich damals nicht einmal zu träumen. Dabei werden sechs analoge Astronauten, ausgerüstet mit Mars-Rover, Raumanzügen und anderem Equipment, vier Wochen lang vielfältige Aufgaben erfüllen. (Gradinger)
News+Stories: Sie sind an einem extrem spannenden Punkt Ihres Studiums „Geospatial Technologies“ angelangt. Hätten Sie sich das träumen lassen, als Sie Ihr Studium begonnen haben?
Langhans: Nein auf keinen Fall! Ich wollte immer an Weltraumthemen forschen, hatte allerdings nicht den Mut, Astronomie oder Ähnliches zu studieren. Ich freue mich sehr, dass ich nun über Umwege die Chance erhalten habe, an einer „Marsmission“ mitarbeiten zu dürfen.
Gradinger: Ich habe meinen Bachelor in Geographie absolviert und wusste zu Beginn meines Studiums noch nicht, dass es mich später in die Weltraumforschung verschlagen würde. An einem Projekt wie der „Amadee-20 Mars Simulation“ mitzuarbeiten, davon wagte ich damals nicht einmal zu träumen. Dabei werden sechs analoge Astronauten, ausgerüstet mit Mars-Rover, Raumanzügen und anderem Equipment, vier Wochen lang vielfältige Aufgaben erfüllen. Die Ausrüstung der Astronauten wird auf Herz und Nieren getestet. Jedes erstellte Programm und jeder Roboter muss für alle Eventualitäten gewappnet sein.
Was ist Ihre Rolle im Projekt „Amadee-20 Mars Simulation“ und wie kam es dazu?
Langhans: Es wurde eine Mail an alle Studierenden am Institut für Geodäsie der TU Graz ausgeschrieben und Rudolf-Martin (Gradinger) und ich bewarben uns als Team. Nach der Zusage haben wir uns – neben Prüfungen und Projekten für die Uni – auf die Simulation vorbereitet. Unsere Rolle ist es, die Daten, welche der Rover aufnimmt, automatisch zu georeferenzieren, das heißt einer bestimmten Position im geographischen Raum zuzuordnen, und dann sämtliche Daten für die Analyse in unserem Visualisierungstool bereitzustellen.
Gradinger: Die Schwierigkeit liegt darin, die verschiedenen Prozesse zu automatisieren.
„Was soll ich studieren“? Haben Sie sich wie so viele Schülerinnen und Schüler nach der Matura diese Frage gestellt oder hatten Sie schon damals ein klares Ziel?
Ein Studium war während meiner Schulzeit nicht meine erste Wahl. (Langans)
Langhans: Ein Studium war während meiner Schulzeit nicht meine erste Wahl. Während meines Zivildienstes habe ich dann gemeinsam mit einem ehemaligen Schulkollegen beschlossen, die Aufnahme für das Lehramt zu machen. Ich wählte zu Beginn die Fächerkombination Geographie/Englisch und wechselte nach einem Semester zu Geographie/Deutsch. Ins Lehramtsstudium habe ich nie so richtig hineingefunden – und abgesehen von Geographie sprachen mich meine Fächer nicht wirklich an. Nach zwei Semestern an der Uni wollte ich aufhören zu studieren und mir einen Lehrberuf suchen. Ich habe darüber viel mit meinen Eltern und Verwandten geredet. Zum Start des Wintersemesters entschied ich mich doch für das Bachelorstudium Geographie.
Gradinger: Klares Ziel hatte ich damals keines. Ich konnte mich lange nicht entscheiden, welches Studium ich wählen sollte. Schlussendlich fiel die Wahl aus dem Bauch heraus auf das Bachelorstudium Geographie. Eigentlich wollte ich mich auf Raum und Stadtplanung spezialisieren, entdeckte aber im Laufe des Studiums meine Leidenschaft für die geographischen Technologien wie Geographische Informationssysteme (GIS) und Fernerkundung und beschloss, meinen Master in „Geospatial Technologies“ zu machen.
Gibt es auch andere Wege zum Masterstudium „Geospatial Technologies“?
Langhans: Die typischen Wege führen über das Bachelorstudium Geographie oder Umweltsystemwissenschaften / Naturwissenschaften-Technologie oder auch Geodäsie an der Universität Graz oder TU Graz zum Masterstudium. Es kommen aber auch viele Studierende aus Innsbruck, Klagenfurt oder München nach Graz, um dieses Studium machen zu können. Je nach Vorstudium sind dann einige Auflagen erfüllen.
Gradinger: Geospatial Technologies ist ein NAWI Graz Studium und verbindet die technischen Aspekte mit den naturwissenschaftlichen Hintergründen. Im Bachelorstudium Geodäsie liegt der Schwerpunkt klar auf den technischen Aspekten, während er im Geographie-Studium auf der Naturwissenschaft liegt.
(Anmerkung der Redaktion: NAWI Graz ist eine Kooperation der Karl-Franzens-Universität Graz und der TU Graz. 18 Studien werden am Standort Graz gemeinsam angeboten.)
Die typischen Wege führen über das Bachelorstudium Geographie oder Umweltsystemwissenschaften / Naturwissenschaften-Technologie oder auch Geodäsie an der Universität Graz oder TU Graz zum Masterstudium „Geospatial Technologies“. (Langhans)
Hatten Sie auch Tiefpunkte im Bachelor- oder Masterstudium und wenn ja, welche?
Langhans: Ja die hatte ich, auch deswegen, weil ich meine Stärken und Interessen nicht richtig einordnen konnte. Ich habe anfangs ein Studium gewählt, welches nicht zu mir passte und wollte ganz aufhören zu studieren. Im Master gab es keine richtigen Tiefpunkte mehr, weil mir das Studium von der ersten Lehrveranstaltung an gefallen hat. Das einzig negative Erlebnis: Ich musste einen Kurs wegen fehlender Vorkenntnisse aufgeben. Es war hart, sich das einzugestehen. Mittlerweile habe ich ihn aber nachgeholt – und geschafft.
Ich glaube jeder Student oder jede Studentin hat einmal den Moment, wo man sich fragt, ob das Studium das richtige ist. Wichtig ist es, nicht gleich die Nerven zu verlieren sondern mit einer gewissen Ruhe an das Thema heranzugehen. (Gradinger)
Gradinger: Ich glaube jeder Student oder jede Studentin hat einmal den Moment, wo man sich fragt, ob das Studium das richtige ist. Wenn eine Prüfung nicht so ausfällt, wie ich es mir vorgestellt habe, kann die Motivation am Studieren schnell verloren gehen. Wichtig ist es, nicht gleich die Nerven zu verlieren sondern mit einer gewissen Ruhe an das Thema heranzugehen.
Haben Sie schon eine konkrete Vorstellung von Ihrem Beruf nach dem Studium?
Langhans: Während des Masterstudiums habe ich meine Leidenschaft für das Programmieren entdeckt und erkannt, dass darin meine Stärke liegt. Ich möchte also definitiv in der Informatikbranche Fuß fassen. Zurzeit steht noch die Fragen offen, ob ich nach dem Master weiterstudieren werde oder direkt in die Arbeitswelt einsteige – wahrscheinlich letzteres.
Gradinger: Konkrete Vorstellungen habe ich noch keine. Durch meine Masterarbeit habe ich aber zur Leidenschaft für die Geoinformatik gefunden. Ich würde gerne in diesem Bereich weiterarbeiten und mich verbessern.
Wem würden Sie Ihr Studium empfehlen?
Langhans: Jedem. Die Anfangsphase war sehr anspruchsvoll, weil ich durch mein Vorstudium Geographie einiges nachzuholen hatte. Aber bereits in den ersten Wochen lernt man extrem viel. Ich habe meinen Schwerpunkt auf Informatik-Lehrveranstaltungen gelegt. Wenn dir das nicht liegt, kannst du das Studium auch in andere Bereiche individualisieren. Auf Facebook gibt es eine Gruppe, der Interessierte beitreten können. Darin wird vieles geteilt, von Informationen zu Veranstaltungen über Projekte bis zu möglichen Jobchancen.
Gradinger: Ich würde das Studium allen empfehlen, die sich für durch Mensch oder Natur getriebene Prozesse auf der Erde oder im erdnahen, von Satelliten erfassten Raum interessieren. Durch die Kombination von Naturwissenschaften mit Technik ist für jeden etwas dabei.