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Ein Universitätsassistent mit Freude an ungelösten Fragen

11.04.2023 | Face to face

Von Lisa Wagner

Doktorand und Universitätsassistent Andreas Granitzer entwickelt sich in seinem Job an der TU Graz persönlich und fachlich weiter, sucht am liebsten nach neuen Antworten und coacht gern junge Talente.

Andreas Granitzer arbeitet im Bereich Bauingenieurwissenschaften als Universitätsassistent an der TU Graz.

Sie befinden sich derzeit im Doktoratsstudium Bauingenieurwissenschaften. Was waren die Beweggründe für das Doktorat?

Andreas Granitzer: Nach dem Abschluss meiner beiden Diplomstudien „Rohstoffgewinnung und Tunnelbau“ und „Industrial Management and Business Administration“ an der Montanuniversität Leoben war es für mich die beste Möglichkeit, Antworten auf ungelöste Fragen in der Praxis zu erforschen – und dabei in der Tiefe Fragestellungen nachzugehen, die mich interessieren und motivieren. Die persönliche und fachliche Weiterentwicklung war auch ein ausschlaggebender Grund. Eine Universität sehe ich als perfekten Ort dafür.

Für mich gibt es keine bessere Möglichkeit, Antworten auf ungelöste Fragen in der Praxis zu erforschen.

Was bedeutet für Sie persönliche und fachliche Weiterentwicklung?

Andreas Granitzer: Für mich spielt sich persönliche Entwicklung auf vielen Ebenen ab, manche sind mir gar nicht bewusst. Ein wesentlicher Faktor der Weiterentwicklung ist die Fähigkeit, die Sichtweise des Gegenübers einnehmen und nachvollziehen zu können – unabhängig von gesellschaftlicher Stellung und Funktion. Diese Fähigkeit wird hier an der Universität bei den regelmäßigen Meetings mit nationalen und internationalen Kolleginnen und Kollegen, beim Coaching von Studierenden, beim Kanu-Polo nach der Arbeit oder auch bei der abendlichen Verabschiedung beim Portier entwickelt. Meine Funktion als Universitätsassistent bietet dafür gute Voraussetzungen, da ich im Zentrum eines dichten Geflechts sozialer Beziehungen verortet bin. Die Frage nach der fachlichen Entwicklung ist einfacher zu beantworten – es gibt ein schier unendliches Weiterbildungsportfolio, das ich als Teil meiner Arbeit nutzen kann. Zurzeit besuche ich beispielsweise eine Lehrveranstaltung, die sich mit Design Patterns von Softwarelösungen auseinandersetzt. Die Universität bietet vielfältige Wissensquellen und den eigenen Interessen kann nachgegangen werden.

Für Mitarbeitende der TU Graz (wissenschaftliches sowie nichtwissenschaftliches Personal) gibt es umfassende Weiterbildungsangebote – darunter unterschiedliche Möglichkeiten, einen geförderten Auslandsaufenthalt zu absolvieren, um sich international weiterzubilden.

Sie machen Ihr Doktorat im Rahmen einer Universitätsassistenzstelle am Institut für Bodenmechanik, Grundbau und Numerische Geotechnik der TU Graz. Was sind Ihre Aufgaben als Universitätsassistent?

Andreas Granitzer: Die Forschung ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit als Universitätsassistent. Anfang des Jahres mache ich hierzu eine Jahresplanung, die zeigt, welche Konferenzen ich besuchen werde, welche Publikationen geplant sind und welche Zeiträume zur Bearbeitung der verschiedenen Forschungsfragen zu Verfügung stehen. Das Hauptziel ist aber die Verfassung meiner Dissertation – und das muss gut geplant und organisiert werden.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am meisten?

Andreas Granitzer: Das fachdisziplinübergreifende Arbeiten macht mir irrsinnig Spaß. Wir haben derzeit eine Kooperation mit dem Bereich Betonbau – andere relevante Fachdisziplinen sind zum Beispiel Geoinformatik, Computational Mechanics, Software Engineering oder Mining. In der Wissenschaft braucht es die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen. Es ist wichtig, über den Tellerrand zu blicken. Im Tunnelbau benötigen die Ingenieurinnen und Ingenieure beispielsweise Input aus der Kunststofftechnik, um das Problem der Versinterung (Kalkablagerungen) in den Drainageleitungen besser in den Griff zu bekommen. Mir gefällt es sehr, dass ich mich einem Forschungsgebiet – mit all seinen Querverzweigungen – widmen kann, das mich interessiert. Hier kann ich eigene Ideen einbringen und umsetzen. Nach Antworten auf viele offene Fragen zu suchen und an neuartigen Dingen zu arbeiten motiviert mich jeden Tag.

Nach Antworten auf viele offene Fragen zu suchen und an neuartigen Dingen zu arbeiten motiviert mich jeden Tag.

An welchen Forschungsfragen arbeiten Sie am Institut derzeit?

Andreas Granitzer: Aktuell bin ich in ein Forschungsprojekt mit einem holländischen Softwareunternehmen involviert. Dabei geht es darum, ein numerisches Strukturelement zur Abbildung von geotechnischen Strukturelementen in numerischen Berechnungen zu entwickeln. Geotechnische Strukturelemente können zum Beispiel Pfähle, Anker oder Bodennägel sein. Das entwickelte numerische Strukturelement soll in Zukunft von Geotechnikerinnen und Geotechnikern als verlässliches Tool in der Planungspraxis eingesetzt werden können. So wollen wir die Berechnungszeit der Simulationen wesentlich reduzieren. Dazu ist es natürlich auch notwendig, die Zuverlässigkeit der numerischen Berechnungen anhand von Messungen zu überprüfen.

Das klingt etwas theoretisch. Sind Ihre Forschungsaufgaben eher theoretisch oder findet man Sie zum Beispiel auch auf Baustellen?

Andreas Granitzer: Die Aufgaben sind derzeit eher theoretisch und erfordern ein breites Grundlagenwissen. Gerade in der Baubranche ist es aber notwendig, Messungen und praktische Untersuchungen auf der Baustelle mit zu denken. Es gibt in meinem Bereich also meistens einen sehr starken Praxisbezug – und gerade das finde ich so spannend. Mir ist es wichtig, praxisnahe zu arbeiten. Als Universitätsassistent im Bereich Bauingenieurwissenschaften sitze ich nicht in einem Elfenbeinturm, sondern habe neben meiner Forschungstätigkeit mit vielen Praxisprojekten zu tun. In Zürich haben wir zum Beispiel jüngst an einem Gründungskonzept für einen über 80 Meter hohen Bürokomplex gearbeitet. Ein anderes Projekt hat sich mit der Trassenwahl für ein Wasserkraftprojekt beschäftigt, welches österreichische Haushalte künftig mit nachhaltiger Energie versorgen wird.  

Als Universitätsassistent im Bereich Bauingenieurwissenschaften sitze ich nicht in einem Elfenbeinturm, sondern habe neben meiner Forschungstätigkeit mit vielen Praxisprojekten zu tun. (…) Zum Beispiel haben wir uns mit der Trassenwahl für ein Wasserkraftprojekt beschäftigt, welches österreichische Haushalte künftig mit nachhaltiger Energie versorgen wird.

Gibt es neben der Forschung noch weitere Schwerpunkte in Ihrer Arbeit?

Andreas Granitzer: Die Lehre ist an einer Universität sehr wichtig. Ich habe eine Riesenfreude dabei, junge Talente bei ihren Masterarbeiten zu coachen. Dabei geht es nicht immer um fachliche Themen – in manchen Fällen bin ich auch Anlaufstelle für persönliche Fragen. Ich fand es schön, als ein Masterand kürzlich erwähnte, dass er mich mehr als einen Freund denn als einen Betreuer erlebt. Zudem wirke ich in unterschiedlichen Lehrveranstaltungen als Lehrender mit – wobei meine Lieblingslehrveranstaltung zweifelsohne „Computational Geotechnics“ ist. Hier organisiere und betreue ich die Übung. Die Lehrveranstaltung „Computational Geotechnics“ wurde übrigens mit dem „Preis für exzellente Lehre 2021/2022“ der TU Graz ausgezeichnet.

Die TU Graz unterstützt Lehrende mit zahlreichen Angeboten – von innovativen Lehrtechnologien über Aus- und Weiterbildungsangebote bis hin zu Unterstützungs- und Mentoring-Programmen. Mehr darüber erfahren Sie auf der Webseite „Überblick Lehre an der TU Graz“.

Was sind die Voraussetzungen für Ihren Job?

Andreas Granitzer: Für eine Stelle als Universitätsassistentin oder Universitätsassistent ist ein abgeschlossenes Master- oder Diplomstudium Voraussetzung. Soziale Intelligenz, Einfühlungsvermögen und Freude am Arbeiten mit Menschen sind wichtige Qualifikationen für diesen Job. Diese Eigenschaften sind besonders in der Lehre entscheidend. Vortragende entwickeln, motivieren und unterstützen junge Talente. Eine Universitätsassistentin oder ein Universitätsassistent sollte auch offen für Neues sein und Forschergeist mitbringen. Das bloße Ziel „Doktortitel“ ist aus meiner Sicht der falsche Ansatz.

Für eine Stelle als Universitätsassistentin oder Universitätsassistent ist ein abgeschlossenes Master- oder Diplomstudium Voraussetzung. Die TU Graz bietet zahlreiche Masterstudien in deutscher sowie englischer Sprache.

Wie finde ich eine Universitätsassistenzstelle an der TU Graz, wenn ich alle Voraussetzungen erfülle?

Andreas Granitzer: Alle offenen Stellen sind auf dem Jobportal der TU Graz oder auf den einzelnen Webseiten der Institute ausgeschrieben. Außerdem treten Professorinnen und Professoren häufig an Studierende heran, um diese für eine Stelle als Universitätsassistent oder Universitätsassistentin zu begeistern – so wie es bei mir der Fall war. Ich empfehle auch bereits während des Studiums erste Erfahrungen als Studienassistent oder Studienassistentin zu sammeln, falls das Ziel nach dem Masterstudium ein Doktoratsstudium ist. Hier gibt es die Möglichkeit, die Universität und das Team kennenzulernen und erste Einblicke in den wissenschaftlichen Arbeitsbereich zu erhalten.

Alle aktuellen offenen Stellen sowie weitere Informationen zu Karrieremöglichkeiten an der TU Graz finden Sie auf der Karriereseite.

Welche Lebensweisheit geben Sie anderen mit auf den Weg?

Andreas Granitzer: Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden.

Information

Name: Dipl.-Ing. Dipl.-Ing Andreas Granitzer, BSc
Organisationseinheit:  Institut für Bodenmechanik, Grundbau und Numerische Geotechnik / Arbeitsgruppe Numerische Geotechnik
Aktueller Job:     Universitätsassistent / Doktoratsstudent
Ausbildung: Laufend Doktoratsstudium Bauingenieurwissenschaften
Masterstudium Rohstoffgewinnung und Tunnelbau
Masterstudium Industrial Management and Business Administration

Kontakt

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