Filigran und luftig kommt die Brückenkonstruktion aus Stahl daher, die die TU Graz-Studierenden Markus Auer, Franz Kiem, Dominik Matzler und Stefan Wetscher über ein mehrstufiges Auswahlverfahren als einziges österreichisches Team in die Endausscheidung der BRICO 2018 im Mai in Tallinn führt. Trotz der Einladung nach Estland, wo das Finale im Mai ausgetragen wird, sind noch lange nicht alle Hürden genommen. Was für das Team das Spannende am Wettbewerb ist und was noch zwischen den „Steel Panthers“ und Tallinn steht, erzählen Teamleiter Markus Kettler vom TU Graz-Institut für Stahlbau und Bauingenieurstudent Dominik Matzler im Interview.
News+Stories: Was ist die Challenge bei der „Nordic Steel Bridge Competition (BRICO) 2018“?
Markus Kettler: Die „BRICO“ ist ein internationaler Studierenden-Wettbewerb. Es geht darum, eine stählerne Brücke von fünf Metern Länge zu planen, zu fertigen, sie vor Ort in schnellstmöglicher Zeit selbst aufzubauen und sie vor einem internationalen Publikum im Ausland zu präsentieren, selbstverständlich auf Englisch. Das ist schon eine Herausforderung an ein Studierenden-Team.
Was war für Euch persönlich so spannend daran?
Dominik Matzler: Die Brücke soll eine Last von bis zu 1000 Kilogramm tragen können und sich dabei nicht zu stark verformen. Es wäre leicht gewesen, eine massive Konstruktion zu planen. Es geht bei der BRICO aber um die Effizienz der Konstruktion. Effizienz bedeutet geringes Eigengewicht, das heißt das Material sparsam einzusetzen und dennoch stabil zu bauen – eine massive Konstruktion mit viel Materialeinsatz wäre also schlecht. Außerdem soll die Konstruktion aus mehreren Bauteilen bestehen, wobei ein Segment maximal 1,20 Meter lang sein darf. Jedes einzelne Segment muss in eine Box von 25 x 25 x 120 Zentimeter hineinpassen und darf nicht mehr als sechs Kilogramm wiegen. Die Teile müssen so geplant sein, dass sie das Team vor Ort möglichst schnell zusammenbauen kann – wenn man ins Finale kommt, ist das nämlich ein Kriterium. Und zusätzlich spielen auch die Originalität und Ästhetik des Tragwerk-Entwurfes eine Rolle in der Bewertung.
Wie habt ihr das gelöst?
Markus Kettler: Intern, bevor wir uns überhaupt beworben haben, gab es ein paar Varianten, die ausgearbeitet wurden – dabei haben wir jeweils auf einen Aspekt gesetzt. Zum einen die Aufbaugeschwindigkeit: Wir hatten ein Modell mit dem doppelten Gewicht der jetzigen Konstruktion, das wäre aber sehr schnell aufzubauen gewesen. Und dann gab es noch eine andere Herangehensweise, nämlich auf die leichteste Konstruktion zu setzen, die aber beim Zusammenbauen etwas schwieriger ist. Dafür haben wir uns am Ende entschieden.
Die Stabstatik, das heißt welche Querschnitte bei den Traggliedern der Brücke verwendet werden, ist in der ersten Wettbewerbsstufe entscheidend. In der zweiten Stufe ist im Detail zu zeigen, wie die Stäbe miteinander verbunden sind.
Natürlich muss dieser filigrane Entwurf trotzdem das vorgeschriebene Gewicht tragen können. Unsere Brücke wiegt jetzt in Summe 50 Kilogramm und kann eine Last von einer Tonne aufnehmen, sie ist also ein sehr effizientes Tragwerk. Damit wollen wir in der Kategorie „Konstruktionseffizienz“ punkten, was uns hoffentlich in der Gesamtbewertung weit nach vorne bringt.
Ich glaube an die Idee des Wettbewerbs und die Motivation für Studierende, die davon ausgeht. (Markus Kettler, TU Graz)
Wie kam es überhaupt zur Teilnahme?
Markus Kettler: Die BRICO gibt es heuer zum dritten Mal, wir haben aber noch nie teilgenommen. Ende letzten Sommers bin ich durch Zufall auf die Ausschreibungsunterlagen gestoßen. Ich glaube an die Idee des Wettbewerbs und die Motivation für Studierende, die davon ausgeht. Da können sie ihr ganzes Know how einsetzen. Daher war ich in den letzten Jahren immer auf der Suche nach einem Bewerb im Stahlbau. Ziemlich schnell haben sich dann auch vier Studierende gemeldet, die teilnehmen wollten.
Wie haben sich die „Steel Panthers“ gefunden?
Dominik Matzler: Ich saß gerade mit zwei Kollegen aus dem Masterstudium „Bauingenieurwissenschaften – Konstruktiver Ingenieurbau“ in einer Bar, als eine Mail von unserem zweiten Betreuer Friedrich Novak mit der Ausschreibung hereinkam. Für Franz, Stefan und mich war gleich klar, dass wir das machen wollen, und als sich noch Markus gemeldet hat, war unser Team komplett. Schon Anfang Dezember haben wir am Institut unterschiedliche Entwurfsvarianten präsentiert und anschließend institutsintern eine Ästhetikbewertung durchgeführt. Bei der graphischen Aufbereitung der Projektunterlagen kam uns dann auch Stefans bereits abgeschlossenes Masterstudium „Architektur“ zugute.
Logo und Namen der Steel Panthers sind vom steirischen Wappentier, dem Panther, inspiriert – nicht von der namensverwandten Glam-Metal-Band aus LA.
Was beschäftigt Euch gerade am meisten im Projekt?
Dominik Matzler: Die konkrete Umsetzung der Brücke mit Finanzierung und allem, was dazu gehört. Wir haben einen Stahlhändler gefunden, der uns das Material zur Verfügung stellt, ein Stahlbauer schneidet unsere Bauteile, eine andere Firma stellt die Bogenform für die Stäbe her, am Institut für Fertigungstechnik haben wir Leute gefunden, die die Bauelemente bearbeiten. Damit haben wir die Hälfte der insgesamt 10.000 Euro an Fertigungskosten als Sachleistungen aufgetrieben.
Markus Kettler: Bei einem ästhetisch ansprechenden Bauwerk sind die Fertigungskosten relativ hoch. Und wir rechnen mit Reisekosten in der Höhe von 4.000 Euro für vier Studierende und einen Betreuer. Obwohl uns die Fakultät für Bauingenieurwesen der TU Graz tatkräftig unterstützt, müssen wir noch rund 8.000 Euro aufstellen, um den gemeinsamen Traum vom Finale in Tallinn zu finanzieren. Aber wir sind zuversichtlich!
Wer die Steel Panthers beim BRICO 2018 Instagram-Fotowettbewerb unterstützen will, likt das Bild auf der Seite des Veranstalters. Das Team mit den meisten Likes“ erhält einen Sonderpreis beim Wettbewerb.
Nachtrag: Die Steel Panthers haben sich nicht nur als einziges österreichisches Team für die Endausscheidung der BRICO 2018 im Mai in Tallinn qualifiziert sondern auch den 1. Platz belegt. Hier das Video zu Steel Panthers Erfolgsgeschichte.