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Search smarter: KI als Recherche-Assistent

Von Viola Mayerhofer | 27.01.2025
Bild generiert mit Magic Media| Canva. Prompt: Erstelle ein Bild zum Thema Literaturecherche mit KI-Tools in Bibliotheken

KI bei der Literaturrecherche nutzen? In unserem neuen Blogbeitrag erfahren Sie, welche Tools sich für die Recherche eignen und wie Sie sie optimal in Ihren Workflow einbinden können.

Die Literaturrecherche ist ein wichtiger Bestandteil jeder wissenschaftlichen Arbeit. Mit dem Aufkommen von künstlicher Intelligenz haben sich neue Wege eröffnet, die Suche nach relevanter Fachliteratur effizienter zu gestalten. Doch welche KI-Tools sind für die wissenschaftliche Recherche geeignet, und wie unterscheiden sie sich von traditionellen Datenbanken? In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, wie Sie KI in den Literaturrecherche-Prozess integrieren können und was Sie dabei beachten müssen.

Was ist Künstliche Intelligenz & Generative KI?

Künstliche Intelligenz, kurz KI, bezieht sich auf Systeme oder Maschinen, die Aufgaben ausführen, für die normalerweise menschliche Intelligenz erforderlich wäre. Dabei kann es sich um eine Vielzahl von Tätigkeiten handeln, z. B. Datenanalyse, Bilderkennung oder das Erstellen von Texten.

Wie funktioniert ChatGPT?

ChatGPT gehört zur generativen KI, einem speziellen Bereich der Künstlichen Intelligenz. Es basiert auf einem Large Language Model (LLM) und wurde mit einer großen Menge an Textdaten trainiert, die aus verschiedenen Internetquellen stammen, darunter Wikipedia, Nachrichtenseiten und teilweise auch Portale mit wissenschaftlichen Publikationen. Der zugrunde liegende Textkorpus umfasst mehrere Hundert Milliarden Wörter. Diese Texte wurden genutzt, um das neuronale Netz zu trainieren, damit es lernt, wie Sprache strukturiert ist, also welche Wörter typischerweise aufeinander folgen. Ziel des Trainings war es, menschenähnliche und natürlich klingende Texte zu generieren.

Wie kann ich KI bei der Literaturrecherche einsetzen?

ChatGPT & Co eignen sich nicht für die Literaturrecherche, da oft fehlerhafte Literaturangaben generiert werden. Sie können ChatGPT & Co für andere Aufgaben bei der Literaturrecherche einsetzen. KI kann bei der Ideenfindung, der Vorbereitung und Durchführung der Literaturrecherche helfen – aber auch beim Textverständnis unterstützen. Allerdings ist es wichtig, die von der KI generierten Ergebnisse kritisch zu betrachten und dem aktuellen Forschungsstand und eigenen Fachwissen abzugleichen.

Themenfindung

Am Anfang jeder Recherche steht die Wahl eines passenden Themas. KI-Tools wie ChatGPT, Google Gemini oder der Copilot von Microsoft können hier eine wertvolle Unterstützung bieten.

Ein möglicher Prompt könnte lauten: „Ich möchte eine wissenschaftliche Arbeit über […] schreiben. Kannst du mir bei der Themenfindung helfen?“

Forschungsfrage

Nachdem Sie ein Thema gefunden haben, geht es darum, eine präzise Forschungsfrage zu formulieren. KI-Tools wie ChatGPT können Ihnen dabei helfen, mehrere mögliche Forschungsfragen zu generieren.

Beispiel für einen Prompt: “Entwickle drei Forschungsfragen für das Thema […].”

Literaturrecherche vorbereiten

Nachdem Sie eine präzise Forschungsfrage formuliert haben, ist der nächste Schritt die systematische Literaturrecherche. ChatGPT & Co können helfen, indem sie Suchbegriffe generieren, Suchstrings erstellen oder auch geeignete Datenbanken für die Suche empfehlen. Hier ist es wichtig, Synonyme, Oberbegriffe, Unterbegriffe und verwandte Begriffe zu identifizieren, um eine effektive Suche in Datenbanken durchzuführen. Durch die Kombination von KI-generierten Suchbegriffen und traditionellen Suchmethoden wie der Verwendung von Booleschen Operatoren können Sie Ihre Suchergebnisse optimieren.

Prompt: „Erstelle eine Literatursuche für die Forschungsfrage […]. Bitte identifiziere Schlüsselbegriffe zum Thema. Finde Synonyme und verwandte Begriffe und präsentiere diese in einer Tabelle. Trunkiere die Begriffe im nächsten Schritt. Erstelle sinnvolle Suchstrings für die Literatursuche in Datenbanken.“

Obwohl diese Arbeitsabläufe gut von KI unterstützt werden können, liegt die fachliche Kontrolle der Begriffe immer bei der nutzenden Person. Den erstellten Suchstring können Sie nun in Datenbanken wie Web of Science oder Scopus in die Suche einfügen. Achten Sie dabei auf die Hilfeseite der einzelnen Datenbanken, eventuell werden bestimmte Suchoperatoren nicht unterstützt.

Unter diesem Link können Sie den Chatverlauf mit diesen Prompts in ChatGPT nachlesen.

Literaturrecherche durchführen

Wenn Sie das Gefühl haben in traditionellen Datenbanken anzustehen, dann sollten Sie spezialisierte KI-Tools für die Literaturrecherche verwenden, um nach weiteren wissenschaftlichen Publikationen zu suchen. Spezialisierte KI-Tools für die Literaturrecherche, wie Scite, Semantic Scholar oder Consensus kombinieren die Suche in wissenschaftlichen Datenbanken mit KI-Techniken wie Natural Language Processing (NLP) oder semantischer Suche. Dadurch sind diese Tools in der Lage, den Kontext einer Suchanfrage besser zu erfassen und große Datenmengen schneller zu verarbeiten. Diese Tools greifen auf wissenschaftliche Datenbanken zu und berücksichtigen zitierfähige Quellen. Sie können nicht nur relevante Artikel identifizieren, sondern auch prägnante Zusammenfassungen und visuelle Darstellungen liefern.

Ähnliche Literatur finden

Um Ihre Literaturrecherche zu vertiefen, können Sie den sogenannten Snowball-Effekt nutzen. Auch für diesen Arbeitsschritt gibt es wieder geeignete KI-Tools, beispielsweise Connected Papers. Connected Papers ist ein Literatur-Mapping Tool, das dabei hilft, wissenschaftliche Arbeiten und ihre Verbindungen zu anderen Arbeiten zu erkunden. Es generiert eine visuelle Karte von wissenschaftlichen Artikeln, basierend auf einem „Seed-Paper“, und zeigt deren Beziehungen zueinander an. Diese Beziehungen werden anhand von Ähnlichkeiten in den Zitierungen und dem Inhalt der Arbeiten festgestellt.

Wir haben Ihnen hier nur eine kleine Auswahl an Tools exemplarisch vorgestellt. Mehr KI-Tools und deren Funktionen finden Sie in dieser Übersicht.

Herausforderungen: Worauf Sie bei KI-gestützter Recherche achten müssen

Unklare Datenbasis

Die Datenbasis vieler KI-Tools ist oft intransparent, und die Anbieter geben wenig bis gar keine Informationen darüber preis. Häufig beziehen sich die Modelle auf öffentlich zugängliche Inhalte, insbesondere Open-Access-Inhalte, während lizensierte oder kostenpflichtige wissenschaftliche Datenbanken in der Regel nicht berücksichtigt werden. Zudem ist der Großteil der Daten in englischer Sprache verfügbar.

Gefahr von Fehlinformation (Hallucinations)

Ein weiteres Problem bei der Nutzung von KI-Tools ist die Gefahr von Halluzinationen – falschen oder erfundenen Informationen, die wie verlässliche Informationen erscheinen können. KI-Modelle nutzen häufig Abstracts und Metadaten wie Titel und Autoren, um Inhalte zu generieren. Diese Kurzfassungen können jedoch nur oberflächliche Informationen liefern, und wichtige Details oder kontextuelle Aspekte gehen verloren.

Daher ist es entscheidend, die Zitationen und Quellenangaben stets zu überprüfen, um sicherzustellen, dass die angegebene Information korrekt ist. Wenn ein KI-Tool keine Volltexte anzeigt, sollte der Zugang zu den entsprechenden Quellen über Bibliothekszugänge oder Fernleihe sichergestellt werden.

Kosten und Abos

Viele KI-Tools bieten nur eine eingeschränkte Grundversion ihrer Dienste kostenlos an. Der volle Zugriff auf erweiterte Funktionen und verlässliche Daten erfordert in der Regel ein kostenpflichtiges Abonnement. Hier sollten Nutzer abwägen, ob die angebotenen Leistungen den Preis wert sind und welche Funktionen für die eigene Recherche wirklich notwendig sind.

Datenschutz

Ein weiterer kritischer Punkt ist der Datenschutz, insbesondere bei Tools, die ihren Sitz in den USA haben und somit den dortigen Datenschutzbestimmungen unterliegen. Wenn für die Nutzung eines Tools eine Anmeldung erforderlich ist, sollte dies in Hinblick auf den Umgang mit persönlichen Daten und die damit verbundenen Risiken berücksichtigt werden.

Fazit

KI-Tools sind eine wertvolle Ergänzung zur klassischen Literaturrecherche. Sie können den Rechercheprozess beschleunigen und neue Perspektiven eröffnen. Dennoch bleibt die klassische Literaturrecherche in wissenschaftlichen Datenbanken unverzichtbar, da diese Zugang zu verlässlichen, zitierfähigen und qualitätsgesicherten Quellen bietet.

Ein bewusster und kritischer Einsatz beider Methoden ermöglicht eine fundierte und umfassende Recherche. Überprüfen Sie die gefundenen Quellen immer auf Ihre Richtigkeit und Zitierfähigkeit und denken Sie an die gute wissenschaftliche Praxis.

Taskcards KI-Tools für die Literaturrecherche

 

Viola Mayerhofer ist Bibliothekarin an der TU Graz. Sie unterstützt Forschende und Studierende bei Literaturrecherchen und Fragen zu Literaturverwaltungsprogrammen.
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