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Worauf muss ich bei der Antragstellung eines ERC Grants achten?

18.07.2024 |

Von Ines Hopfer-Pfister

Sie zählen zu den höchstdotierten Förderungen der europäischen Forschungslandschaft: die ERC Grants des Europäischen Forschungsrats. Gernot Müller-Putz gibt Einblick in eine erfolgreiche Bewerbung.

Wer kann einen ERC Grant beantragen?

Alle Forschende, die ein Doktorat abgeschlossen haben. Die Antragsteller*innen sollten innerhalb ihrer Forschungscommunity bereits „sichtbar“ sein und sich einen Namen gemacht haben. Die Ausschreibungen sind für alle Themen und Disziplinen offen. Der Europäische Forschungsrat (European Research Council – ERC) vergibt unterschiedliche Grants an Nachwuchsforschende (Starting Grants), an bereits in der Forschungscommunity verankerte Wissenschafter*innen (Consolidator Grants), an etablierte Größen der Wissenschaft (Advanced Grants) und an Forschende, die bereits einen Grant erhalten haben (Proof of Concept).

Worauf muss ich bei der Antragstellung achten?

Interessierte sollten sich genügend Zeit für die Antragstellung einplanen, der Richtwert ist ein Jahr. Das Thema muss bahnbrechend sein, es darf keine Fortsetzung sein von etwas, was bereits von der*dem Bewerbenden erforscht wurde. Die gesamte Antragstellung (ein Kurzantrag/Proposal von 5 Seiten, CV sowie die detaillierte Antragstellung von 14 Seiten und eine Budgetplanung) muss perfekt durchdacht sein.

Wie läuft eine ERC-Bewerbung bzw. Evaluierung ab?

Die Bewerbung besteht aus einem zweistufigen Verfahren. In der ersten Stufe wird ein Kurzantrag von 5 Seiten durch das zuständige ERC-Panel nach den Kriterien Exzellenz des Projekts und Exzellenz der*des Antragstellenden evaluiert. Wenn diese Hürde geschafft ist, folgt die zweite Stufe: Der 14-seitige Antrag, der gleichzeitig mit dem 5-seitigen Konzept eingereicht wurde, wird evaluiert. Es folgt ein Hearing mit Vortrag und Interview mit der*dem für den Grant Kandidierenden in Brüssel. In der zweiten Evaluierungsphase werden auch externe Gutachter*innen hinzugezogen.

Wer unterstützt mich an der TU Graz bei der Bewerbung für einen ERC Grant?

Das F&T-Haus sowie der TU Graz ERC-Club unterstützen in jeder Phase der Bewerbung und geben wertvolles Feedback: Das F&T-Haus erstellt u. a. Zeitpläne für die Antragstellung, schickt Reminder aus und prüft, ob die formalen Kriterien für den Antrag erfüllt sind. Die Mitglieder des ERC-Clubs, sogenannte TU Graz-ERC-Grantees, die bereits einen ERC Grant in der Tasche haben, lesen die jeweiligen Bewerbungen durch, geben Anregungen, und trainieren – sofern die erste Evaluierungsstufe geschafft wurde – individuell das Hearing mit Grant-Kandidat*innen. „An der TU Graz gibt es viele Forscher*innen, die das Zeug zu einem ERC Grant hätten, davon bin ich überzeugt“, so Gernot Müller-Putz, „die Wissenschafter*innen müssen es sich nur zutrauen.“ Interessierte sind daher herzlich zu den TU Graz ERC-Club-Abenden eingeladen.

Wie entscheidend ist mein CV?

Der Lebenslauf ist sehr entscheidend, schließlich handelt es sich bei den Grants um eine persönliche Auszeichnung. Das heißt, neben der Exzellenz des Projekts/Themas ist auch die Qualifikation der Grant-Kandidat*innen ausschlaggebend.

Welche Fehler passieren am häufigsten?

Fehler passieren, wenn sich die Bewerber*innen zu wenig Zeit für einen Antrag geben. Ein guter Antrag verlangt Perfektion. Jedes Wort muss stimmen – und das braucht Zeit. Im fünfseitigen Proposal müssen Personen überzeugt werden, die nicht alle Fachleute auf dem jeweiligen Gebiet sind – und genau diese Personen müssen von der bahnbrechenden Forschungsleistung überzeugt werden. Auch die Aufbereitung des Antrags muss perfekt sein, absolutes No-Go: Rechtschreibfehler und schlecht aufgelöste Grafiken, sowie Ungenauigkeiten und Oberflächlichkeit.

Information

2021 initiierte Gernot Müller-Putz gemeinsam mit Gerald Pichler vom F&T-Haus den TU Graz ERC-Club: Erfolgreiche TU Graz-Grantees unterstützen in diesem Rahmen TU Graz-Forscher*innen bei der ERC-Antragstellung. Das nächste Treffen findet im Herbst statt, Voranmeldung erbeten bei Gerald Pichler (gerald.pichlernoSpam@tugraz.at) vom F&T-Haus.

Diesen Beitrag und weitere Artikel zum Schmökern finden Sie in TU Graz people #89, dem Magazin für TU Graz-Mitarbeitende und Interessierte.

Kontakt

TU Graz expert: Gernot Müller-Putz

  • Seit 2000 an der TU Graz
  • Dekan der Fakultät für Informatik und Biomedizinische Technik, leitet das Institut für Neurotechnologie
  • 2015 erhielt Müller-Putz mit dem Projekt „FEEL YOUR REACH“ den renommierten ERC Consolidator Grant. Fördervolumen: zwei Millionen Euro für fünf Jahre