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Gesamtsystem Bahn: Die Steiermark als internationales Forschungs- und Innovationszentrum

23.06.2021 | TU Graz news | Forschung

Von Barbara Gigler

TU Graz, voestalpine, ÖBB, Siemens Mobility Austria und Virtual Vehicle bündeln ihre Eisenbahn-Kompetenzen: Die gemeinsame Initiative Research Cluster Railway Systems markiert den Start für nachhaltige Maßnahmen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn weiter steigern sollen.

Präsentierten gemeinsam die Forschungsinitiative Research Cluster Railway Systems (v.l.n.r.): Mark Topal-Gökceli (ÖBB), Franz Kainersdorfer (voestalpine), Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, Jost Bernasch (Virtual Vehicle), Harald Kainz (TU Graz), Arnulf Wolfram (Siemens Mobility Austria). © Lunghammer – TU Graz

Im Europäischen Jahr der Schiene 2021 finden die österreichischen Key-Player des Eisenbahnwesens noch stärker zusammen: TU Graz, voestalpine, ÖBB, Siemens Mobility Austria und Virtual Vehicle arbeiten künftig im engen Schulterschluss an einem noch effizienteren und noch wettbewerbsfähigeren Bahnsystem der Zukunft.
Hierzu haben die Partner die Forschungsinitiative Research Cluster Railway Systems (RCRS) an der TU Graz gegründet. Im Mittelpunkt dieses Vorhabens stehen die Bereiche Schienenfahrzeugtechnik, Bahninfrastruktur und Bahnbetrieb mit Fokus auf Synergiepotentiale und auf die digitale Transformation. Akkreditierte Test-, Prüfungs- und Simulationseinrichtungen stehen im RCRS ebenso am Plan wie die interdisziplinäre Ausbildung des ingenieurwissenschaftlichen Nachwuchses für die Bahntechnik von morgen.

Neue Professuren, gemeinsames COMET-Projekt

Die TU Graz ist seit vielen Jahrzehnten eine fixe Größe in der bahnbezogenen Forschung und Innovation. Um diese Schwerpunktsetzung an der TU Graz weiter zu verankern, wurden zwei neue Professuren für Betriebsfestigkeit und Schienenfahrzeugtechnik (an der Fakultät für Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften) sowie für Eisenbahn-Infrastrukturdesign (an der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften) eingerichtet. Inhaber der Professuren und zugleich Leiter der gleichnamigen Institute sind Martin Leitner und Ferdinand Pospischil. Zusätzlich wollen die RCRS-Partner gemeinsame Forschungsprojekte forcieren und bei entsprechenden Förderprogrammen einwerben. Auftakt ist das FFG-geförderte COMET-Projekt Rail4Future, das unter dem Lead der ÖBB im Frühjahr 2021 startete. Im Projekt wird an einer neuen virtuellen Plattform gearbeitet, mit der neue Szenarien und Entwicklungen am Bahnsektor unter Betriebs- und Umwelteinwirkungen simuliert werden können. Neben dem RCRS-Konsortium sind weitere Partner aus Wissenschaft und Industrie an Bord, wie etwa die TU Wien, die TU München, die Wiener Linien oder der Weltmarktführer für Gleisbaumaschinen Plasser & Theurer.

Gemeinsam auf Schiene

Das COMET-Projekt Rail4Future und die RCRS-Forschungsinitiative zahlen beide auf das ultimative Ziel der fünf Partner ein, im engen Schulterschluss innovative Systemlösungen für ein noch effizienteres und wettbewerbsfähiges Bahnsystem zu erarbeiten. Diesem Bestreben sollen sich zukünftig weitere heimische Unternehmen, Bahnbetreiber und wissenschaftliche Einrichtungen anschließen, um gemeinsam einen europaweit sichtbaren Leuchtturm österreichischer Eisenbahnkompetenz zu schaffen.
„Wir alle wollen das System Bahn besser machen. Das funktioniert nur mit intensivem Austausch und Zusammenarbeit auf Augenhöhe – ein Vorhaben, zu dem wir fünf Partner uns ganz dezidiert bekennen und für das wir unsere jeweiligen Kompetenzen sozusagen auf eine gemeinsame Schiene bringen wollen“, sagt Harald Kainz, Rektor der TU Graz, stellvertretend für alle Projektpartner.

Wirtschafts- und Forschungslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl bekräftigt: „Die Bahn spielt für die Mobilität der Zukunft eine wesentliche Rolle. Die Steiermark hat sich dank innovativer Unternehmen und herausragender Forschungseinrichtungen in den vergangenen Jahren einen Namen in diesem Bereich gemacht. Die neue Forschungsinitiative wird unsere Position als international sichtbares Innovations- und Forschungsland festigen. Außerdem stärken wir damit den Mobilitätssektor, der ein besonderes wirtschaftliches Stärkefeld der Steiermark ist.“

Nachhaltig, sicher, intelligent und komfortabel

Die Bahn zählt zu den nachhaltigsten Formen des Personen- und Güterverkehrs: Etwa 75 Prozent aller EU-weiten Bahnkilometer werden elektrisch befahren, Tendenz steigend. Auf die Schiene entfallen damit lediglich 0,4 % der Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors, die insgesamt etwa ein Viertel der Gesamtemissionen der EU ausmachen. Darüber hinaus ist die Schiene der einzige Verkehrsträger, der seine Emissionen und seinen Energieverbrauch zwischen 1990 und 2017 kontinuierlich gesenkt hat und dabei zunehmend auf erneuerbare Energiequellen setzt. (Quelle: https://europa.eu/year-of-rail/why-rail_de)

Harald Kainz, Rektor der TU Graz: „Die Bahn ist unbestritten ein besonders nachhaltiges, intelligentes, sicheres und auch komfortables Verkehrsmittel, das einen großen Beitrag zum Ziel des europäischen Grünen Deals – Klimaneutralität bis 2050 – leisten wird. Es ist ein echtes Herzensthema der TU Graz, das Gesamtsystem Bahn durch entsprechende Forschungs-, Innovations- und Kooperationsarbeit gemeinsam mit hochkarätigen und schlagkräftigen Partnern aus Forschung, Betrieb und Industrie noch wettbewerbsfitter zu machen und Ingenieurinnen und Ingenieure für das Zukunftssystem Bahn auszubilden. Die beiden neuen Professuren setzen weitere Forschungsakzente an der TU Graz und erhöhen gleichzeitig unsere europaweite Sichtbarkeit in der bahnbezogenen Forschung. “

Mark Topal-Gökceli, CTO ÖBB: „Im Sinne des Klimaschutzes führt kein Weg an der Bahn vorbei. Alleine im Verkehrssektor muss Österreich bis 2030 zusätzlich rund 8 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Und die ÖBB sind hier ganz klar Teil der Lösung. Daher ist jeder Schritt, den wir heute für die Mobilität von morgen setzen enorm wichtig. Wir müssen Mobilität neu denken, damit vernetzte Systeme die Wettbewerbsfähigkeit pushen – Kooperationen helfen dabei. In der Forschungsinitiative Research Cluster Railway Systems ist das geballte Know-how der Bahnindustrie vertreten. Gemeinsam können wir gezielt an Lösungen für die täglichen Herausforderungen arbeiten. Im Bereich des Rad-Schiene-Systems sind das Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit und damit verbunden neue innovative Möglichkeiten des Instandhaltungsmanagements inklusive der Kosteneffizienz, insbesondere für weniger stark befahrene Strecken im Regionalbahnbereich.“

Franz Kainersdorfer, Mitglied des Vorstands voestalpine AG: „Um den Anforderungen im Hinblick auf eine 24/7 Verfügbarkeit bei gleichzeitig immer stärkerer Beanspruchung des Fahrweges entsprechen zu können, ist eine exakte Kenntnis der Wechselwirkungen zwischen Fahrzeug und Fahrweg essentiell. Mit Hilfe digitaler Zwillinge des real existierenden Gesamtsystems können Simulationen und Analysen beschleunigt und Erkenntnisse für die Gestaltung des Gesamtsystems abgeleitet werden. Dazu ist das Zusammenwirken aller Partner Voraussetzung, die in dieser Kooperation nicht nur ihr Wissen teilen, sondern gemeinsam an der Zukunft Bahn arbeiten.

Arnulf Wolfram, CEO Siemens Mobility Austria: “Forschung und Entwicklung haben bei uns einen traditionell großen Stellenwert. Wir melden allein in Österreich jedes Jahr rund 30 Patente für Schienenfahrzeuge und Bahninfrastruktur an. Mit unseren Partnern sind wir bereits am Kompetenzzentrum VIF verbunden, das wir nun mit RCRS in die Zukunft führen. So wollen wir zu einem großen Ziel beitragen: eine innovative und starke Bahn, die auch global gesehen essenziell im Kampf gegen den drohenden Klimawandel ist.“

Jost Bernasch, CEO Virtual Vehicle: „In seinem Forschungsbereich Railway Systems setzt Virtual Vehicle international beachtete Schwerpunkte in den Bereichen Virtualisierung und Digital Operation. Unsere Forschungsschwerpunkte liegen auf Simulation, Künstlicher Intelligenz und Digital Twins. Mit Hilfe von Digital Twin Netzwerken können bereits in der Entwicklungsphase elementare Entscheidungsgrundlagen für die Auslegung von Fahrwerks- und Fahrzeugkomponenten gewonnen werden. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist auch unser Engagement bei Shift2Rail - die erste und einzige europäische Initiative für fokussierte Forschung und Entwicklung im Bereich marktorientierter Bahn-Lösungen. Zusammengefasst ist das Virtual Vehicle, als Europas größtes Forschungszentrum für virtuelle Fahrzeugentwicklung, somit auch im Bahnbereich ein zentraler Key Enabler für zukunftsfähige, resiliente und grüne Technologien in der Mobilität."


Nähere Informationen zum Research Cluster Railway Systems www.tugraz.at/go/rcrs

Kontakt

Medienkontakt TU Graz
Barbara GIGLER
Pressesprecherin
Mobil.: + 43 664 608736006
Email: barbara.giglernoSpam@tugraz.at

Präsentierten gemeinsam die Forschungsinitiative Research Cluster Railway Systems (v.l.n.r.): Mark Topal-Gökceli (ÖBB), Franz Kainersdorfer (voestalpine), Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, Jost Bernasch (Virtual Vehicle), Harald Kainz (TU Graz), Arnulf Wolfram (Siemens Mobility Austria). © Lunghammer – TU Graz