Christian Haintz und Karin Pichler haben aus ihren Masterarbeiten ein Start-up gemacht. Von ihren Erfahrungen, Learnings und Erfolgen als Gründerin und Gründer.
Gründerin und Gründer von feedbackr: TU Graz Alumni Karin Pichler und Christian Haintz.
Als wir den ersten Prototypen unserer App entwickelten, hatten wir noch keine Ahnung, dass daraus einmal ein Unternehmen werden würde. Die TU Graz war 2011 auf der Suche nach einem Tool, das Massen-Interaktion im Hörsaal möglich macht. Unser Betreuer und Mentor Martin Ebner, der die TU Graz Lehr- und Lerntechnologien leitet, beschäftigte sich gerade intensiv mit den Auswirkungen von Zwischenfragen auf den Lernerfolg. Diese Grundidee fußt auf der altgriechischen Lehrmethode nach Sokrates, bei der Inhalte diskutiert werden, um sie Studierenden langfristig verständlich zu machen. Da Smartphones zu der Zeit erstmals flächendeckend verbreitet waren, schlugen wir gemeinsam die Brücke zur Hardware: Könnte man eine Applikation entwickeln, die jede Studentin und jeder Student am eigenen Mobilgerät bedienen kann?
Unsere Annahme: Ja, das kann man! Ausgehend davon begann Karin mit ihrer Arbeit am ersten Prototyp dessen, was heute feedbackr ist, während Christian eine Art Befindlichkeits-Liveticker für die Vorlesung entwickelte. Nach der Masterarbeit bemerkten wir: Es gibt die Nachfrage nach einem solchen Produkt, und das über den Unterrichtssektor hinaus. So beschlossen wir, unsere mobile App weiterzuentwickeln und in einem größeren Branchen-Radius anzubieten.
Der Schritt in die Selbstständigkeit stand eigentlich nie zur Diskussion. Wir wussten, eine Anstellung könnten wir uns auch noch suchen, wenn das Unternehmen scheitern sollte. Und wie hoch ist dein Lebensstandard unmittelbar nach dem Uni-Abschluss denn wirklich? Zudem konnten wir bereits während der Studienzeit erproben, wie es ist, "Entrepreneurin und Entrepreneur" zu sein: 2007 hatten wir Carrot-Server gegründet und einige Jahre später – wieder gemeinsam mit Martin Ebner – das Earth Puzzle Project konzipiert. Mit dem Carrot-Server hatten wir Erfolg und er war nach bereits einem Monat profitabel. Das Earth Puzzle Project scheiterte, weil die Idee zu ambitioniert war für die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen. Dennoch machten wir beide Male wertvolle Erfahrungen für die Gründung unseres heutigen Unternehmens Carrot & Company im Jahr 2012, und die Weiterentwicklung von feedbackr im Jahr 2014 zum verkaufsfähigen Produkt.
Gemeinsam zum Erfolg
Worauf wir heute vor allem stolz sind, ist, dass aus einem "Experiment" eine profitable Firma wurde. Eine der schönsten Rückmeldungen, die wir bisher von Userinnen und Usern bekommen haben, war, wie simpel und selbsterklärend unsere App funktioniert. Von dem Tag an, an dem wir feedbackr erstmals auf dem Reißbrett und für die Universitätslehre entwarfen, war das unser Ziel: Eine einfach handzuhabende und optisch ansprechende Applikation, die die wesentlichen Funktionen mitbringt und die wir gemeinsam mit ihren Nutzerinnen und Nutzern optimieren können.
Die Benutzeroberfläche von feedbackr auf mobilen Endgeräten. Mit feedbackr können Lehrende unmittelbar auf die Zuhörerinnen und Zuhörer reagieren, indem sie direkt Fragen stellen und diese im Stil der Millionenshow abstimmen lassen.
Was wir außerdem als Erfolg und großes Glück empfinden, ist unser tolles Team. Leute zu finden, die eine ähnliche Vision haben und die eigene Vorstellung von Work-Life-Balance teilen, ist unheimlich viel Wert. Wir wissen, da sitzen jeden Tag Menschen, die mit uns gemeinsam Spaß an der Arbeit haben, die ihre Energien einbringen und an die Idee glauben – und das häufig auch außerhalb der "regulären Geschäftszeiten". Dafür sind wir wirklich dankbar. So etwas wie "nine to five" gibt es für uns sowieso nicht, denn manchmal kommt die zündende Idee eben nicht vor Feierabend, sondern während des Bieres danach.
Die feedbackr-App wird im Rahmen der KMU Ideen-Nacht 2016 der Erste Bank vorgestellt.
Quo vadis, feedbackr?
Derzeit arbeiten wir an einem Upgrade von feedbackr, mit dem wir noch konkreter auf die Bedürfnisse einzelner Kundinnen und Kunden sowie Userinnen und User eingehen wollen. Geplant sind eine eigene Edition für Unternehmen, eine für Events und eine für Lecturing (Vorträge und Lehre). Wir werden häufig gefragt, wohin es uns als nächstes zieht, aber aktuell fühlen wir uns wohl, wo wir sind. Und da "unsere" Hauptstadt Wien zweitbeliebteste Konferenzstadt der Welt ist, sehen wir in Österreich auch noch viel Potenzial, um uns weiterzuentwickeln.
Information
Die feedbackr-App kann zu Lehrzwecken an Universitäten kostenlos genutzt werden.
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