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TU Graz/ Studium/ International studieren/

Von Hannes Müller | 19.03.2024

Die TU Graz möchte neue und innovative Ansätze in der Lehre fördern. Deshalb haben Lehrende einmal jährlich die Möglichkeit, Gelder für die Neukonzeption oder Anpassung von Lehrveranstaltungen zu beantragen. Über 50 Anträge wurden seither unterstützt.

Was wird benötigt, um die Lehre an einer Universität (noch) besser gestalten zu können? Eine häufige Antwort auf diese Frage lautet: Geld und Personal. Der Projektfonds hat zum Ziel, im Sinne einer Anschubfinanzierung über mehrere Tausend Euro etwas Abhilfe zu verschaffen und neue Freiräume in der Umsetzung von Lehrveranstaltungen zu ermöglichen.

Projektfonds: Was ist das und wieso gibt’s das?

Im Wintersemester 2019/20 wurden Workshops mit allgemeinem Personal, Lehrenden und Studierenden durchgeführt. Das Ziel: Anreize zu identifizieren, die dazu beitragen, gute bzw. noch bessere Lehre an der TU Graz abzuhalten. Ein erklärter Wunsch war die regelmäßige Ausschüttung von Geldern für die Lehre, die nach festgelegten Kriterien vergeben werden. So sollten allen Interessierten die gleichen Möglichkeiten offenstehen, Förderungen zu erhalten, um damit dem Prinzip „first come, first serve“ bewusst entgegenzuwirken.

Die erzwungene Verlagerung sämtlicher Präsenzlehre ins Distance Learning im Frühjahr 2020 zeigte schließlich einige Defizite in der technischen Ausstattung auf, die das Lehren von zu Hause aus erschwerten. Eine rasche Form der monetären Unterstützung sollte geschaffen werden. Da die zur Verfügung stehenden Mittel begrenzt waren, wurde in diesem Zuge die erstmalige Ausschreibung des Projektfonds für die Lehre beschlossen, um niederschwellig und möglichst rasch – aber trotzdem nach einem formalisierten, transparenten Einreichprozess – Gelder an einreichende Lehrende zu verteilen und die Anschaffung von Ressourcen wie z. B. Hardware oder Software zu ermöglichen.

Bis zu 7.500 € Förderung pro Einreichung sind möglich, natürlich auch "kleinere" Ansuchen mit geringeren Geldbeträgen. Es werden so viele Anträge gefördert, bis das gesamte Volumen aufgebraucht ist.

Pandemiebedingt wurde 2020 und 2021 der thematische Fokus jeweils auf digitale Lehrelemente gelegt, 2022 wurde die Ausschreibung schließlich für jegliche Einreichungen geöffnet. Voraussetzung ist seit jeher, dass geplante Projekte in Lehrveranstaltungen des auf die Ausschreibung folgenden Studienjahres umgesetzt werden. Dotiert war der Fonds zwischen 2020 und 2023 mit jeweils 50.000 €, max. 5.000 € pro Einreichung konnten angesucht werden. 2024 wurden diese Summen erstmals auf 75.000 bzw. 7.500 € angehoben.

Workshops mit TU Graz-Angehörigen ergaben viele Ansätze für mögliche Anreize zu guter Lehre. Bildquelle: TU Graz.

Auswahl: Wie läuft das ab?

Einmal jährlich werden alle Lehrenden zu Einreichungen im Rahmen des ca. sechswöchigen Ausschreibungszeitraums aufgerufen. Alle Einreichenden befüllen dasselbe Formular, in dem kurz dargelegt wird, was ihre Vorhaben umfassen und wie viel Geld angesucht wird. Das soll die Vergleichbarkeit für die Auswahlkommission erhöhen, die die Einreichungen bewertet und auf dieser Basis über die Fördervergaben entscheidet.

Diese Auswahlkommission besteht neben dem*der Vizerektor*in für Lehre aus Vertreter*innen der Steuerungsgruppe Didaktik, einer regelmäßig tagenden Facharbeitsgruppe, konstituiert aus Mitgliedern der Abteilungen/OEs des Vizerektorats Lehre. Die Mitglieder der Kommission bewerten die im Vorhinein festgelegten Kriterien punktebasiert und entscheiden am Ende in einer Auswahlsitzung über die endgültigen Förderungen.

Förderungen: Was wird unterstützt?

Grob kategorisiert werden üblicherweise Hardware, Software und Personal angesucht sowie gefördert. Beispiele umfassen etwa den Umbau vormals als Abstellraum genutzter Kellerräume von Instituten zu High-End Broadcasting-Studios, die Entwicklung eigener Apps, mit denen mittels Augmented Reality elektromagnetische Laborversuche mit dem Smartphone simuliert werden können, oder den Einsatz von studentischen Mitarbeiter*innen, um Lehrveranstaltungskonzepte und -Unterlagen zu überarbeiten. Während in den beiden ersten Jahren durch den Fokus auf digitale Lehrelemente vielfach auf grundlegende Tools wie Tablets/Convertibles zum Ausleihen für Studierende oder das Erstellen von virtuellen Lehrinhalten wie H5P-gestützte Videos gelegt wurde, wurden die Einreichungen nachfolgend thematisch teils deutlich breiter.

Ein als Abstellraum genutzter Keller wurde am Institut für Maschinenelemente und Entwicklungsmethodik mit Mitteln des Projektfonds zu einem Broadcasting-Studio für die Lehre umgebaut. Bildquelle: IME - Institut für Maschinenelemente und Entwicklungsmethodik, TU Graz.

Besonderheit: Im Zuge der Förderung erstellte Lehr- und Lernmaterialien sind verpflichtend als freie Bildungsressourcen (OER) bereitzustellen.

2023: ein Rekordjahr

Mit 31 Einreichungen und 17 Förderungen stellte 2023 nicht nur das Jahr mit den mit Abstand am meisten Einreichungen, sondern auch jenes mit den meisten Förderungen dar. Zum Vergleich: In den Jahren 2020-2022 gab es jährlich durchschnittlich rund 19 Einreichungen und 12 Förderungen. Die Einreichungen kamen 2023 aus sechs der sieben Fakultäten, ebenso die Gewinner*innen:

Architektur

  • Clemens Berlach & Lukas Gschweitl (Blended Learning und Projektmappen-Erstellung im Architekturstudium)

Bauingenieurwissenschaften

  • Michael Gfrerer (LV-Neugestaltung mittels fachdidaktischer Elemente)

Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen

  • Manfred Ulz (Einführung interaktiver Lehr-/Lernvideos und von Gamification-Elementen)
  • Clemens Faustmann, Stefan Kollegger, Philipp Kranabitl & Michael Bader (Aufbau einer qualitätsgesicherten Prüfungsfragensammlung)
  • Kevin Pendl, Bernhard Heininger & Manfred Ulz (Weiterentwicklung einer Lehr-/Lernsoftware zum besseren Verständnis schwer greifbarer Mathematikprobleme im Maschinenbau)
  • Kai Rüdele & Maria Hulla (Sensoren-Ankauf für erweiterte Möglichkeiten im Laborbetrieb)

Elektrotechnik und Informationstechnik

  • Markus Schuß & Carlo Alberto Boano (Erweiterung einer Hardwareplattform für die Durchführung von Laborkursen von zu Hause aus)
  • Manuel Galler (Erweiterung von Vorlesungen um virtuelle 3D-Touren)
  • Barbara Schuppler, Martin Hagmüller & Franz Pernkopf (Setup des Konversationsroboters „Furhat“ für die Verwendung in der Lehre)

Technische Chemie, Verfahrenstechnik und Biotechnologie

  • Gernot Krammer (Interaktive H5P-Lernvideos zur Veranschaulichung von Maschinenelementen)

Informatik und Biomedizinische Technik

  • Florian Unger (Qualitätsgesichertes Skriptum als überarbeitete Lernunterlage)
  • Wolfgang Slany (LV-Unterstützung durch KI)
  • Alexander Steinmaurer (Weiterentwicklung eines virtuellen Finanzmarkts zur Nutzung dessen in der Lehre)
  • Gerhard Thallinger (Gamification-Elemente durch virtuelle Schatzsuchen)
  • Christian Dayé (Weiterentwicklung eines politischen Planspiels innerhalb einer LV)
  • Theresa Rienmüller & Daniel Ziesel (Einbindung von Prothesen und Exoskeletten zur praxisgetreuen Erfassung von Biosignalen)
  • Marc Masana Castrillo (Erweiterung einer selbst entwickelten Lernumgebung für das Machine Learning)

Eine detailliertere Übersicht zu den jeweiligen Vorhaben und die Lehrveranstaltungen, in denen sie durchgeführt werden, finden Sie in der TU Graz cloud.

Mitunter wurden Förderungen für die Entwicklung eigener Webanwendungen genutzt, wie hier im Bereich der Informatik. Bildquelle: Marc Masana - TU Graz.

Wie kann ich einreichen?

Abseits vom Premierenjahr 2020, in dem die Ausschreibung im Sommer erfolgte, sind Einreichungen immer im Frühjahr möglich. Der genaue Einreichzeitraum, das Einreichformular sowie alle weitere Informationen können über die Landingpage zum Projektfonds im Intranet TU4U abgerufen werden. Mit 2024 erfolgte die Ausschreibung erstmals gleich zu Beginn des Sommersemesters, um Lehrenden frühzeitiger die Möglichkeit zu bieten, Projekte in die Lehrveranstaltungsplanung für das darauffolgende Studienjahr einzutakten.

Hannes Müller ist Mitarbeiter an der Servicestelle Lehr- und Studienentwicklung der Technischen Universität Graz. Neben der Koordination von Studienanfänger*innen-Initiativen ist er unter anderem in der jährlichen Durchführung von universitätsinternen Studierenden-Befragungen involviert und unterstützt darüber hinaus qualitätsfördernde Maßnahmen in der Lehre.
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