Was verbindet die Projektarbeit zum Genusstraining für ältere Menschen in einer virtuellen Umgebung mit der Vorlesung, die das Thema „Energie und Umwelt“ unter dem Blickwinkel von Generationengerechtigkeit und kulturellem Hintergrund betrachtet? Was hat die Dissertation, die untersucht, wie weibliche Teenager für das Programmieren zu begeistern sind, mit einem an Personen unterschiedlichen Geschlechts erprobten Fahrzeugkonzept für Kleintransporte in der Stadt gemeinsam? In allen vier Fällen berücksichtigen Lehrende oder Forschende im technisch-naturwissenschaftlichen Umfeld Aspekte wie Alter, Geschlecht oder Kultur als wesentliche Faktoren in ihren Forschungs- oder Lehrprojekten.
Mensch im Mittelpunkt
Für diese bewusste Auseinandersetzung mit den Themen Gender und Diversität erhielten Informatikstudent Dini Amir, Universitätsassistentin Petra Ochsenberger vom Institut für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation, Bernadette Spieler, Universitätsassistentin am Institut für Softwaretechnologie sowie Michael Wild, Maschinenbaustudent, am 7. November im Rahmen des Dialogforums Dialog@TU Graz jeweils einen mit 1000 Euro dotierten „Mind the Gap“-Preis aus den Händen von Forschungsvizerektor Horst Bischof. Mit den jährlich im März vom Büro für Gleichstellung und Frauenförderung ausgeschriebenen Preisen fördert die TU Graz wissenschaftliche Arbeiten und Publikationen, Konferenzbeiträge, Lehrinhalte sowie Weiterbildungen von Forschenden und Studierenden. Voraussetzung dafür ist, dass Aspekte wie Kultur, Alter, Geschlecht oder Behinderung darin eine Rolle spielen.
Mind the Gap: Preisträgerinnen und Preisträger
Amir Dini: Genusstraining für ein erfülltes Leben
Im Masterprojekt „VR-SenseCity“ entwickelte der Informatik-Student Amir Dini eine virtuelle Umgebung für Genusstrainings älterer Menschen – mit dem Ziel, alle fünf Sinne und die daran gekoppelten persönlichen Erfahrungen zu aktivieren. In einem archetypischen Szenario findet eine interaktive Reise durch Sinnes-Portale statt, die genussvolle Wahrnehmungen trainiert. Aufmerksamkeits- und Emotionsmessungen erlauben eine detaillierte Analyse des mentalen Zustands der Nutzerinnen und Nutzer. Das am Institut für Computer Graphik und Wissensvisualisierung der TU Graz angesiedelte Masterprojekt wurde in Kooperation mit der FH JOANNEUM und Gesellschaft für aktives Altern und Solidarität der Generationen (GEFAS) entwickelt, gemeinsam mit Fraunhofer Austria und JOANNEUM RESEARCH DIGITAL betreut und vom Zukunftsfond Steiermark (Projekt „SenseCity“) und der JOANNEUM RESEARCH DIGITAL finanziert.
Petra Ochensberger: Energie und Lebensraum für Generationen
Im Rahmen der Vorlesung „Energie und Umwelt“ diskutierte Petra Ochensberger die gesellschaftliche Gerechtigkeit innerhalb einer Generation und zwischen Generationen. Sie konfrontierte ihre Studierenden mit sozialen und gesellschaftlichen Aspekten, die in der Technik oft vernachlässigt werden. Neben dieser inhaltlichen Schwerpunktsetzung bezog Ochensberger die zahlreichen internationalen Studierenden aufgrund ihres ungleichen kulturellen und universitären Hintergrunds unterschiedlich ein.
Bernadette Spieler: weibliche Teenager programmieren
In ihrer Dissertation „Development and Evaluation of Concepts and Tools to Reinforce Gender Equality by Engaging Female Teenagers in Coding" konzentriert sich Bernadette Spieler darauf, wie Teenager-Mädchen für das Programmieren zu begeistern sind. Eingebettet in das EU-H2020 Projekt „No One Left Behind (NOLB)" wurde dafür das Lerntool Pocket Code in verschiedene Schulfächer integriert. Über diesen Weg gelang es, Schülerinnen im Programmieren zu fördern. Die Forschungsergebnisse der Arbeit zeigen, wie positiv sich gezielte Förderungsmaßnahmen in der Informatik auswirken. Spieler belegt damit die bedeutende Rolle eines gendersensiblen Bildungssystems, wenn es darum geht, eine größere Vielfalt vor allem in der technischen Arbeitswelt sicherzustellen.
Michael Wild:Lastenfahrzeug für Kleintrasporte
Michael Wild entwickelte in seiner Bachelorarbeit „Kinematik-Simulation eines Fahrrades" ein neues Fahrzeugkonzept für urbane Transporte. Um Städterinnen und Städtern, Unternehmen und Betrieben einen kostengünstigen Zugang zu nachhaltiger Mobilität zu ermöglichen, verband er in einer kooperativen Arbeit mit zwei Männern und einer Frau die Vorteile von Lastenfahrrädern, Segways und E-Rollern zu einem stimmigen Gesamtprodukt. Bei der Erprobung des Prototyps wurde insbesondere der Geschlechteraspekt berücksichtigt. Die Ergebnisse haben jedoch gezeigt, dass das Geschlecht keinen Einfluss darauf hat, wie gut die Probandinnen und Probanden mit dem Fahrzeug zurechtkommen. Dagegen beeinflussen Faktoren wie Lernbereitschaft, Größe und Motivation nachweislich die Gewöhnungsphase an das Rad.
Auf der Diversitätswebseite der TU Graz finden Sie mehr Informationen über den Preis für Gender und Diversität.