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Inklusion gestalten – Projekt „Servicestelle Barrierefrei Arbeiten“

05.06.2024 | Face to face

Von Marlene Pummer

Im Interview teilt Elisabeth Lenz ihre Erfahrungen aus der „Servicestelle Barrierefrei Arbeiten“, diskutiert die Herausforderungen in diesem Bereich und spricht über ihre leidenschaftliche Mission, Vorurteile abzubauen.

Frau Lenz ist Mitarbeiterin für das Projekt „Servicestelle Barrierefrei Arbeiten“.

Was motiviert Sie, für die Servicestelle Barrierefrei Arbeiten zu arbeiten?

Elisabeth Lenz: Ich finde das Thema „Barrierefrei Arbeiten“ nicht nur äußerst sinnvoll und wichtig, sondern es bereitet mir auch unglaublich viel Freude. Innerhalb weniger Monate ist es wirklich zu meinem Herzensprojekt geworden.

Info: Versteckt euch nicht, es gibt immer Lösungen! Hier alle Infos rund ums Thema Barrierefrei Arbeiten.

Was ist Ihr Werdegang und warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Elisabeth Lenz: Ursprünglich wollte ich Dolmetscherin werden. Nach einem Jahr Studium entschied ich jedoch, dass ich nicht mein ganzes Leben lang übersetzen möchte. Also wechselte ich zu Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Psychologie, Soziologie und Psychiatrie und promovierte abschließend während meiner Babypause. Danach startete ich bei der Caritas und absolvierte nebenbei eine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin. Anschließend landete ich bei „IKEMBA“, einer NGO in Graz, die sich der Migrationsbegleitung widmet. Dort bin ich seit 12 Jahren in der Beratung tätig. Seit letztem Oktober arbeite ich zusätzlich an der TU Graz in der „Servicestelle Barrierefrei Arbeiten“.

Was sind Ihre Hauptaufgaben im Job?

Elisabeth Lenz: Mein Kollege und ich organisieren momentan beispielsweise eine Sensibilisierungsreihe an der TU Graz. Monatliche Informationsveranstaltungen zu Themen wie Behinderung und Barrierefreiheit sind geplant. Dabei geht es zum Beispiel um rechtliche Aspekte, die bei der Einstellung von Menschen mit Behinderungen zu berücksichtigen sind. Ich berate auch Mitarbeitende bei rechtlichen Fragen und beim Stellen von Anträgen. Unser Ziel ist es, Vorurteile abzubauen, Ängste zu mindern und mehr Menschen mit Behinderungen an die TU Graz zu bringen sowie diejenigen, die bereits hier sind, zu unterstützen.

„Unser Ziel ist es, Vorurteile abzubauen, Ängste zu mindern und mehr Menschen mit Behinderungen an die TU Graz zu bringen sowie diejenigen, die bereits hier sind, zu unterstützen.“

Welche Herausforderungen begegnen Sie typischerweise in Ihrem Arbeitsalltag und wie gehen Sie damit um?

Elisabeth Lenz: Es gibt viele Vorurteile, Ängste und Unwissenheit rund um das Thema Behinderung, hauptsächlich aufgrund mangelnder Erfahrung damit. Behinderung wird oftmals mit Dingen assoziiert, die nicht der Realität entsprechen – zum Beispiel mit einem Rollstuhl. Ich setze mich stets dafür ein, aufzuklären und zu betonen, dass das Thema sehr vielfältig ist. Ich selbst bin ein gutes Beispiel dafür. Trotz meines Behindertenausweises mit 90 Prozent Behinderung und meiner langjährigen begünstigten Situation fällt meine Behinderung im Alltag meist nur beim Fortbewegen auf. Nur weil jemand behindert ist, bedeutet das nicht, dass weniger Leistung erbracht werden kann.


„Nur weil jemand behindert ist, bedeutet das nicht, dass weniger Leistung erbracht werden kann.“

Was macht Ihnen an der Arbeit am meisten Spaß?

Elisabeth Lenz: In der letzten Vorweihnachtszeit haben wir zwei Keksstände organisiert, die eine gemütliche Atmosphäre boten und es uns ermöglichten, Gespräche zu führen, mit Menschen in Kontakt zu treten, zu beraten und auf Vorurteile einzugehen. Auch die Durchführung von Workshops macht mir Spaß, da wir hier informieren, mit Teilnehmenden sprechen und ihre Bedenken anhören können. Planung und Konzeptarbeit gehört natürlich auch zu meiner Arbeit, was ebenfalls spannend ist.

Welche Fähigkeiten sind für diese Position wichtig?

Elisabeth Lenz: In diesem Bereich sind Empathie, aktives Zuhören, das Zeigen von Verständnis sowie die Anerkennung von Ängsten der betroffenen Personen entscheidend. Gleichzeitig ist eine dicke Haut erforderlich, um mit Vorurteilen umzugehen. Es bedarf eines langen Atems, der Geduld, Hartnäckigkeit und manchmal auch Kreativität, um zu erkunden, welche neuen Wege wir finden können, um den Zugang zu erleichtern.

Info: Alle aktuellen offenen Stellen sowie weitere Informationen zu Karrieremöglichkeiten an der TU Graz finden Sie im Jobportal.

Gibt es Barrieren, wenn es darum geht, ein barrierefreies Arbeitsumfeld zu schaffen?

Elisabeth Lenz: Ganz, ganz viele. Jedoch sind die größten Barrieren oft in der Umgebung und in den Köpfen der Menschen zu finden. Viele bauliche und technische Probleme lassen sich einfacher lösen als die bestehenden Ängste. Führungskräfte fürchten oft die Kosten und mögliche Probleme im Team, während Menschen mit Einschränkungen häufig Angst haben, es sich nicht zuzutrauen oder zu bewältigen.

Gibt es einen Moment aus Ihrem Arbeitsalltag, der Sie besonders bewegt hat?

Elisabeth Lenz: Im Dezember besuchte uns ein Kollege von der TU Graz am Keksstand und erklärte, dass er eigentlich nicht wegen der Kekse gekommen sei. Er hatte Fragen zum Thema Behinderung und überlegte schon seit Jahren, ob auch er einen Ausweis beantragen sollte. Wir hatten wirklich ein tolles Gespräch und ich hoffe, dass ich ihn dazu ermutigen konnte und ihm einige Bedenken nehmen konnte.

Wie sehen Sie die Zukunft der Barrierefreiheit am Arbeitsplatz und welche Entwicklungen erwarten Sie in diesem Bereich?

Elisabeth Lenz: Es gibt noch viel zu tun, nicht nur an der TU Graz, sondern generell. Die Erreichung einer hundertprozentigen Barrierefreiheit ist vermutlich unrealistisch. Dennoch ist es wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen – das ist ein wichtiger erster Schritt.

Was machen Sie gerne in der Freizeit?

Elisabeth Lenz: Ich widme mich der Gartenarbeit, soweit es mir körperlich möglich ist. Gelegentlich lese ich oder zeichne. Hin und wieder gehe ich mit meinem Mann ins Kabarett. Meinen Sport betreibe ich hauptsächlich zu Hause auf dem Laufband oder dem Ergometer.

Wenn Sie die Arbeit an der TU Graz in drei Worten beschreiben müssten, welche wären das?

Elisabeth Lenz: Interessant, wichtig und herausfordernd.

Welchen Rat würden Sie Personen mit Behinderungen und/oder chronischer oder psychischer Erkrankung geben?

Elisabeth Lenz: Habt den Mut, euch vorzustellen und zu bewerben, und seid offen für die Kommunikation darüber, was ihr braucht. Versteckt euch nicht, es gibt immer Lösungen!

Information

Name: Mag. phil. Dr. phil. Elisabeth Lenz
Organisationseinheit: OE Personal
Aktueller Job: Mitarbeiterin für das Projekt „Servicestelle Barrierefrei Arbeiten“
Ausbildung: Doktoratsstudium Sozialpädagogik

Kontakt

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