Büro des IEE.

Die Rolle des Windkraftausbaus für Kärnten

Umriss von Kärnten mit einem Bild von Windkraftanlagen an einem sonnigen Tag, vor gelbem Hintergrund mit dem Text „Kärnten Windkraft“ darunter.
© IEE, TU Graz

20.12.2024

Im Vorfeld der Volksbefragung am 12. Jänner 2025 in Kärnten, die über mögliche Einschränkungen beim Ausbau der Windkraft entscheidet, hat das IEE eine umfassende Analyse zu den potenziellen Konsequenzen durchgeführt.

Die Untersuchung basierte auf dem an der TU Graz entwickelten techno-ökonomischen Optimierungsmodell LEGO. Dabei wurde das Energiesystem Kärntens als ein sogenanntes Knoten-Kanten-Modell abgebildet, welches Erzeugungsanlagen, Importe, Exporte sowie stündliche Verbrauchszeitreihen (über 8.760 Stunden) berücksichtigt. Grundlage der Analyse war ein Szenario eines vollständig dekarbonisierten Energiesystems in der Zukunft im Jahr 2040.
Dabei wurden der zusätzliche Strombedarf aufgrund von Elektrifizierung in den Bereichen Verkehr, Wärme und Industrie auf Basis aktueller Energieverbrauchsdaten der Statistik Austria angenommen. Zusätzlich wurde der erwartete Strombedarf für die Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse berechnet und in die Verbrauchsdaten integriert.

Optimierung des Energiesystems

Das LEGO-Modell erlaubt es, im Rahmen einer Gesamtkostenoptimierung Investitionen in neue Erzeugungsanlagen unter Berücksichtigung technischer Rahmenbedingungen zu tätigen. Für die Simulation wurden die Investitionskosten sowie das Potenzial für Wind- und Photovoltaik-Anlagen (PV) auf Basis bestehender Studien vorgegeben.

Resultate

In einem technologieoffenen Szenario zeigte sich, dass ein optimaler Mix aus Windkraft, Photovoltaik (PV) und Batteriespeichern (BESS) die kosteneffiziente Deckung des gesamten zusätzlichen Strombedarfs in Kärnten bis 2040 ermöglicht (siehe Abbildung 1, links). Falls der Ausbau der Windkraft komplett eingeschränkt wird, müsste die fehlende Energieerzeugung durch eine deutlich größere Kapazität an Photovoltaikanlagen (PV) und Batteriespeichern (BESS) ersetzt werden. Durch die dafür zusätzlich notwendigen Investitionen würden die Stromgestehungskosten in Kärnten um etwa 60 % steigen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass nur ein abgestimmter Ausbau aller erneuerbaren Energien ein kostenoptimales Energiesystem ermöglicht. Die genaue Verortung der Windkraft innerhalb Kärntens hat hingegen weniger drastische Auswirkungen auf die Gesamtsystemkosten. Die mittlere Säule in Abbildung 1 zeigt, dass die Einschränkung auf wenige geeignete Standorte mit ausreichend Windpotenzial nur marginale Mehrkosten verursachen.

Balkendiagramm, das die Investitionen pro MW für drei Szenarien vergleicht: technologieoffen, eingeschränkte Ausbauzonen für Wind und kein Zubau der Windkraft. Jede Säule ist in Beiträge von PV (gelb), Wind (grün) und Batteriespeicher (lila) unterteilt. Die Gesamtinvestitionen steigen über die Szenarien hinweg, wobei PV im Szenario kein Zubau der Windkraft dominiert.

Abbildung 1: Kostenoptimale Investitionsentscheidungen nach Technologie.
Links: Windkraftausbau ist gemäß der technischen Windkraftpotenziale möglich.
Mitte: eingeschränkter Windkraftausbau gemäß vorgeschlagenem Zonierungsplan.
Rechts: kein Ausbau der Windkraft in Kärnten erlaubt.

Resümee

Die Ergebnisse der Analyse verdeutlichen, dass der Ausbau der Windkraft, in Kombination mit Photovoltaik, entscheidend für die Deckung des zukünftigen Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen in Kärnten ist. Da die Windkraft wesentlich gleichmäßiger über das Jahr verteilte Volllaststunden aufweist, kann eine signifikante Einschränkung beim Windkraftausbau nicht allein durch einen verstärkten Ausbau der Photovoltaik kompensiert werden.

Download der vollständigen Analyse Die Rolle des Windkraftausbaus für Kärnten

Bitte die folgende Zitierung verwenden:
Malacek, S., Gaugl, R., & Wogrin, S. (2024). Die Rolle des Windkraftausbaus für Kärnten. Graz University of Technology. https://doi.org/10.3217/q77sp-axf84

Kontakt
image/svg+xml

Institut für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation
Inffeldgasse 18
8010 Graz

Tel.: +43 316 873 7901

IEEnoSpam@TUGraz.at
www.IEE.TUGraz.at