Das Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft widmet sich seit 2012 dem stetig wachsenden Themenfeld des Holzbaus aus baubetrieblicher und bauwirtschaftlicher Sicht und veranstaltete daher am 12. April 2017 zum dritten Mal das Forum Holzbau trifft Bauwirtschaft mit dem diesjährigen Schwerpunkt
„Bauwirtschaftliche Ansätze in der Ausschreibung, Kalkulation und Kooperation im Holzbau“.
Die diesjährige Veranstaltung widmete sich speziell dem Thema der bauwirtschaftlichen Ansätze und aktuellen Entwicklungen im Holzbau im Vorfeld zur Ausführung und das damit zusammenhängende Potenzial in der Branche. In insgesamt sieben Fachvorträgen wurde auf die Thematik von unterschiedlicher Seite näher eingegangen und die verschiedenen Aspekte und konkreten Anwendungsbereiche aufgezeigt.
Prof. Detlef Heck ging dabei in seinem Eingangsvortrag speziell auf die Möglichkeiten der bauwirtschaftlichen Ansätze und deren Herausforderung für den Holzbau, sowie die daraus ableitbaren Chancen für die Holzbauunternehmen näher ein. Jörg Koppelhuber gab daraufhin einen vertieften Einblick in das am Institut entwickelte und in der Holzbau-Branche bereits anerkannte Forschungsfeld des Holzbau in Kombination mit den allgemeinen baubetrieblichen und bauwirtschaftlichen Handlungsfeldern sowie der baubetrieblichen Optimierung und die Bereiche, in denen Unternehmen konkrete Ansätze für die praxisnahe Umsetzung finden können. Dabei wurden ebenso der Umfang, sowie die Teilbereiche der in den vergangenen fünf Jahren beforschten Themenfelder im Detail dargestellt.
Im Themenblock I zur neuen Standardleistungsbeschreibung im Holzbau ging Jörg Koppelhuber näher auf den aktuellen Stand der kürzlich veröffentlichten Standardleistungsbeschreibung LG HB 36 – Holzbauarbeiten ein und gab eine Übersicht über die derzeit in Bearbeitung befindliche Standardkalkulation. Christine Mehrl ging in ihrem Vortrag zum begleitenden Leitfaden zu dieser neuen Standardleistungsbeschreibung Holzbau daraufhin näher auf die gänzlich neue Struktur, sämtliche Änderungen und Ergänzungen sowie einige technische Holzbau-Spezifika, welche erstmals in einer Leistungsgruppe auftauchen, ein. Im Vortrag von David Kohlbach und Philipp Schauer wurde die auf die Ausschreibung aufsetzende Standardkalkulation aller 798 neuen Leistungspositionen, welche sich derzeit noch in Bearbeitung befindet, vorgestellt. Dabei wurde vor allem die zugrundeliegende Systematik einer K7-Blatt Detailkalkulation, sowie unterschiedliche Beispiele von Team-Zusammensetzungen innerhalb einer K3-Blatt Mittellohnpreisberechnung samt den Ergebnissen veranschaulicht. Die Kalkulation eines sog. Rohbauelementes rundete mit einem Beispiel den Block I ab.
Der darauffolgende Block II widmete sich dem Thema der Verbindungstechnik im Holzmassivbau aus kalkulatorischer Sicht. Da es zu diesem noch relativ jungen Forschungsgebiet wenig bis keine Datengrundlagen für die Kalkulation selbiger gibt, ging Philipp Huter in seinem Vortrag auf eine bauwirtschaftliche Betrachtung der Verbindungstechnik im Holzmassivbau näher ein. Dabei wurde speziell eine umfangreiche Expertenbefragung unter Tragwerksplanern vorgestellt, welche die bevorzugten Verbindungsmittel samt deren Dimensionen, Spezifika und vor allem Abstände untereinander in Abhängigkeit der Geschoßanzahl für 21 systemtypische Details der Brettsperrholzbauweise darlegt. Verena Kaiser stellte daraufhin eine Baustellenuntersuchung gemäß der Systematik nach REFA vor, bei welcher ein großvolumiger mehrgeschossiger Holzmassivbau und dabei speziell die Verbindungstechnik untersucht und konkrete sog. Aufwands- und Leistungswerte als künftige Eingangsdaten in die Kalkulation selbiger ermittelt wurden.
Im Block III wurde letztlich das Thema der Kooperation in Planung und Ausführung näher behandelt. Dabei stellte Elisabeth Aberger ihre Ergebnisse zum Thema Status quo in der Planung von Holzbauten vor, welche im Rahmen einer Expertenbefragung ermittelt wurden. Dabei zeigt sich verstärkt die Forderung nach einer früheren Einbeziehung aller Planungsbeteiligten sowie ausführenden Holzbauunternehmen. Holzbau trifft Bauwirtschaft DI Jörg Koppelhuber 06.06.17 2 / 8 und unter speziellen Gesichtspunkten ebenso die Forderung nach speziellen Holzbauingenieuren, um den hohen Detailierungsgrad bereits in den frühen Planungsphasen erreichen zu können. Der Ausblick Richtung BIM sowie derzeit laufende Untersuchungen rundete ihren Vortrag ab. Johannes Wall und Jörg Koppelhuber gingen im letzten Fachvortrag auf die Ansätze und Bewertungskriterien in der Geschäftsmodellentwicklung im Holzsystembau näher ein, wobei hier vor allem die zugrundeliegende Analysemethoden und mögliche Ansätze aus baufremden Branchen die Chancen für den Holzsystembau durch Nutzung innovativer Konzepte erhöhen können. Die derzeitige Situation am Markt sowie das voranschreitende Thema der Geschäftsmodellentwicklung im Holzbau in Form von Übernahmen einzelner Holzbauunternehmen durch die Bauindustrie, vermehrte Unternehmenskooperationen sowie Tendenzen neuer Markterschließungen bildeten den Abschluss der Fachveranstaltung.
Jörg Koppelhuber stellte letztlich die künftige Ausrichtung dieser Veranstaltungsreihe dar, welche ab dem Jahr 2018 gemeinsam mit dem international etablierten Forum Holzbau ähnlich dem Holzbauforum in Garmisch, Köln, Verona, etc. aber am neuen Standort Salzburg in einem eigens dafür geschaffenen Forum Holz|Bau|Wirtschaft stattfinden wird. Dieser konsequente Schritt unterstreicht die Bedeutung der baubetrieblichen und bauwirtschaftlichen Themen im Holzbau und erlaubt künftig mehr Breite in diesem Themenfeld. Intensive Diskussionen mit den Vortragenden sowie Stellungnahmen der Teilnehmer zeigten das große Potenzial eines derartigen Forums sowie den Bedarf nach intensiven Auseinandersetzungen mit den vorgestellten Themen auf.
Der Erfolg der dritten Veranstaltung mit rund 120 Teilnehmern aus der Holzbaubranche aus Österreich, Deutschland und Italien gibt den verantwortlichen Anlass, sich auch weiterhin den bauwirtschaftlichen Themenfeldern des Holzbaus auf Forschungsebene mit starkem Praxisbezug zu widmen. Der erhebliche Bedarf der Branche für derartige baubetriebliche Betrachtungen und vertiefte bauwirtschaftliche Untersuchungen wird in künftigen unternehmensorientierten Projektstudien und praxisnahen Forschungsprojekten, sowie Abschlussarbeiten von Studierenden der Fachrichtung Wirtschaftsingenieurwesen-Bauwesen und auch in vertiefenden wissenschaftlichen Untersuchungen in Form von Dissertationen am Institut weiter Eingang finden.
Hierbei stehen vor allem folgende Themenbereiche im Fokus:
- Baubetrieb im Holzbau
(Bauverfahrens- und Gerätetechnik, Bauablaufanalysen, Sicherheitsaspekte) - Arbeitsvorbereitung und Logistik im Holzbau
(Lean Management und Lean Construction, Optimierung Fertigungsplanung) - Schlüsselfertigbau im Holzbau
(Element- & Modulbau, industrielles Bauen, Qualitätsmanagement) - Kalkulation im Holzbau
(Standardleistungsbeschreibung, Kalkulationsmodule, kalkulatorische Verfahrensvergleiche) - Kostenanalysen im Holzbau
(Kalkulations- und Kostenvergleiche, Bauzeitanalysen, immobilienwirtschaftliche Betrachtung, Lebenszykluskostenbetrachtungen) - Planungsprozesse im Holzbau
(Leistungsbild Holzbauplanung, Vergütung, Schnittstellen) - Erfassung von Aufwands- und Leistungswerten im Holzbau
(REFA-Analysen auf konkreten Baustellen) - Bauvertragswesen im Holzbau
(„vom Nachunternehmer zum Generalunternehmer“)
Das gesamte Leistungsportfolio des Instituts in diesem Arbeitsbereich, sowie die Ansprechpartner und fertig gestellten Abschlussarbeiten der einzelnen Themenfeldern in Zusammenhang mit Holzbau und bauwirtschaftlichen Themen finden sich auf der Homepage unter
www.bbw.tugraz.at/holzbau.
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