Martina Tritthart (2016), Lichträume - Raummodelle der Wahrnehmung Phänomene der visuellen Raumwahrnehmung anhand ausgewählter Beispiele der bildenden Kunst und ihr Potenzial für die Architektur, Institut für Raumgestaltung; 1. Gutachter: Irmgard Frank, 2. Gutachter: Werner Jauk; 210 Seiten, Deutsch.
Architektur und Kunst verbindet ein gemeinsames Interesse an Raummodellen und Raumwahrnehmung. Seit den 1960er Jahren gestalten Künstler und Künstlerinnen wie James Turrell, Robert Irwin, Maria Nordman, Nan Hoover und Olafur Eliasson ästhetische, scheinbar leere Lichträume, deren leibliche Wahrnehmung wesentlicher Bestandteil dieser Kunstwerke ist. In experimentellen Anordnungen untersuchen sie die Beziehungen von Mensch und Raum mit dem Licht als Medium der Wahrnehmung und können so als Grundlagenforschung in Betracht gezogen werden. Die vorliegende Arbeit verknüpft theoretische Grundlagen aus den Fachbereichen Architekturtheorie, Kunstgeschichte, Physik, Psychologie und Philosophie, um die Entwicklung ästhetischer Raummodelle im Kontext der westlichen Kulturgeschichte zu erläutern. Ausgewählte begehbare, lichtbezogene Rauminstallationen werden analysiert und hinsichtlich ihres Potenzials für die Architektur bewertet. Die Kunstwerke sind räumliche Atmosphären, die im Gegensatz zu illusionistischen Trugbildern stehen. Sie enthalten mehrdeutige Wahrnehmungswirklichkeiten, die sich mit der phänomenologischen Philosophie in Beziehung bringen lassen. Die Erkenntnis entsteht im Raumerlebnis. Für die Architektur bedeutet es eine Neudefinition, wenn auch sie erst in der subjektiven Wahrnehmung der Nutzer vollendet wird und daher das Gestaltungspotenzial der Nutzer bereits im Architekturentwurf integriert wird. Die ästhetischen Lichträume erklären anschaulich, wie die menschliche Wahrnehmung in ästhetischen Raummodellen und damit im Architekturentwurf einbezogen werden kann. Sie eignen sich daher in der Architekturausbildung als Raummodelle der Wahrnehmung und als Grundlage für Raumexperimente.