Markus Wurm (2012), Der Beitrag des öffentlichen Raums zum Integrationsprozess von Zugewanderten am Beispiel von drei Wiener Stadtvierteln, Institut für Städtebau; 1. Gutachter: Grigor Doytchinov, 2. Gutachter: Anselm Wagner; 278 Seiten, Deutsch.
Vor dem Hintergrund des steigenden Bevölkerungsanteils von Zugewanderten und deren Konzentration in gewissen Stadtteilen steht auch in Österreich das Thema der gesellschaftlichen Integration von Migrantinnen und Migranten im Zentrum des öffentlichen und des wissenschaftlichen Interesses. Oft liegt der Fokus dabei auf statistischen Indikatoren wie Ausländer- oder Arbeitslosenanteil, während kaum beachtet wird, dass auch der physische Raum einen wesentlichen Beitrag zu gesellschaftlicher Integration leistet. Zwar thematisieren verschiedene soziologische Arbeiten die Relevanz des öffentlichen Raums für Integrationsprozesse, doch lassen diese Arbeiten eine direkte Anwendbarkeit der Ergebnisse auf räumliche Bedingungen weitgehend vermissen. Der Versuch einer Übertragung dieser sozialwissenschaftlichen Erkenntnisse auf möglichst objektiv darstellbare, räumliche Kriterien ist Inhalt dieser Arbeit. Aufbauend auf einschlägiger Literatur erfolgt eine schrittweise theoretische Erarbeitung räumlicher Kriterien, die als Beitrag zur gesellschaftlichen Integration von Zugewanderten betrachtet werden können. Um verschiedene städtebauliche Strukturen im Hinblick auf deren räumlichen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration von Zugewanderten zu vergleichen und diesbezügliche Unterschiede deutlich zu machen, erfolgt des weiteren durch die systematische Anwendung der erarbeiteten räumlichen Kriterien die Analyse von drei Wiener Stadtquartieren. Die Ergebnisse für die drei Untersuchungsgebiete zeigen, dass die baulichen Qualitäten im Hinblick auf ihren Beitrag zum Integrationsprozess von Zugewanderten mit abnehmendem 'Ausländeranteil' und zunehmender sozio-ökonomischer Struktur schwinden, so dass das einzige, als 'Problemgebiet' definierte Untersuchungsgebiet die besagten räumlichen Kriterien am besten erfüllt. Dieses Ergebnis stellt eine uneingeschränkte Desegregationspolitik in Frage und weist darauf hin, dass ein Nutzen eventueller Maßnahmen zur Desegregation nur gegeben scheint, wenn sich in gewissen, nicht als 'Problemgebiete' betrachteten Quartieren ein baulicher Wandel vollzieht – der wohl nur langfristig erreichbar ist.