Armin Stocker (2018), Die Dimension des Städtischen in der Literatur. Urbane Räume in narrativen Textgattungen, Institut für Architekturtechnologie; 1. Gutachter: Roger Riewe, 2. Gutachter: Bernd Kniess; 309 Seiten, Deutsch.
Vorliegende Arbeit verfolgt die Frage nach den Zusammenhängen von realen Räumen und fiktiven Räumen. Präzise gesagt: Diese Arbeit untersucht das Verhältnis von städtischen Räumen in der empirischen, täglich erlebbaren Welt zu ihren Gegenstücken in erzählenden Texten unter der Prämisse, dass Raum in „literarischen Texten, nicht nur Ort der Handlung, sondern stets auch kultureller Bedeutungsträger [ist]“(1) .
Um ein solches in Frage stehendes Verhältnis untersuchen zu können, wird zuerst untersucht, ob es ein solches Verhältnis überhaupt gibt und mit welchen Methoden und unter welchen Voraussetzungen der geschriebene Raum und der erlebbare Raum in Bezug zueinander gesetzt werden könnten, und wie dieser Bezug darstellbar wäre.
Weiterführend wird darüber nachgedacht, ob der Raum, der durch erzählende Literatur beim Leser erzeugt wird, solcherart dargestellt werden kann, dass die erzählte Stadt im alltäglichen Raum erfahrbar wird.
Die These, dass die, durch literarische Formung entstehenden, Räume mit der Wirklichkeit in einem Verhältnis stehen, das von Seiten der Architektur untersucht und dargestellt werden kann, führt zu der Frage nach der Verbindung von Sprache, Raum und Stadt.
Kann literarischen Räumen ein Wirklichkeitsbezug zugesprochen werden (2), und kann des Weiteren die sprachlich fiktionalisiert dargestellte Stadt als Gedächtnisspeicher für den Urbanismus und die Architektur nutzbar gemacht werden?
Welches Wissen können Architektur und Urbanismus aus der Auseinandersetzung mit erzählten Räumen der Stadt generieren, und wie lassen sich dafür literarische Räume und reale Räume in Bezug setzen und letztendlich darstellen?
1: Hallet/Neumann 2009, 11 (Hallet, Wolfgang / Neumann, Birgit: Raum und Bewegung in der Literatur: Zur Einführung, in: Dies. (Hg.): Raum und Bewegung in der Literatur. Die Literaturwissenschaften und der Spatial Turn, Bielefeld 2009, 11-32).
2: Vgl. Errl 2005, 263 (Errl, Astrid: Literatur als Medium des kollektiven Gedächtnisses, in: Erll, Astrid/Nünning, Ansgar (Hg.): Gedächtniskonzepte der Literaturwissenschaft. Theoretische Grundlagen und Anwendungsperspektiven, Berlin 2005, 249-276).