Der soziale Wohnbau hat sich von seinen ursächlichen Anliegen, Wohnungen für das Existenzminimum zu schaffen, korrelierend mit der sozialen Entwicklung seit Anfang des 20. Jahrhunderts, zu einem gehobenen Mittelstandswohnen entwickelt. Sicherheitsanliegen von Normen und Gesetzgebungen, eine Optimierung der energetischen Verluste sowie angestrebte Ausbaustandards steigern kontinuierlich die Errichtungsausgaben und damit die Mietkosten von Wohnraum, der für Teile der Gesellschaft nicht mehr leistbar sein wird. Unter dem Aspekt des wirtschaftlichen Wandels und der letzten Finanzmarktkrisen wächst die Zahl der Personen, die in einem prekären Umfeld leben. Allein im europäischen Raum steigt die Zahl der Arbeitslosen, untypisch Beschäftigten, freien DienstnehmerInnen, HeimarbeiterInnen als auch Teilzeit- und Kurzzeitbeschäftigten enorm. Gleichzeitig nehmen Wohn- und Lebenserhaltungskosten, Konsumdruck und Qualitätsansprüche stetig zu. Ein Abbild dieser aufgehenden sozialen Schere stellen auch unsere Städte dar.
Die im Rahmen der „Schriftenreihe des Instituts für Wohnbau der TU Graz“ erschienene Publikation basiert auf den gesellschaftspolitisch relevanten Forschungsfragen, die am Institut für Wohnbau thematisiert werden. Die Chronik 2020 versammelt Beiträge, die sich der langfristigen Sicherstellung der Leistbarkeit von Wohnraum für zunehmend prekäre Lebenssituationen widmen, und die räumliche und organisatorische Fragestellungen für das Zusammenleben in solchen Wohnformen behandeln.