Antje Senarclens de Grancy (2022), Lager und Architektur in der Moderne. Architekturhistorische Perspektiven auf die Kriegsflüchtlingslager der Habsburgermonarchie, Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften
Habilitationskommission: Matthias Castorph, Urs Hirschberg, Anselm Wagner, Franziska Hederer, David Roufaiel, Dorothee Hippler
Antje Senarclens de Grancy, seit 2022 Associate Professor am Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften, hat sich im selben Jahr an der TU Graz für das Fach Architekturgeschichte habilitiert. Im Fokus ihrer Forschung und Lehre stand in den letzten Jahren die Frage nach dem Beziehungsnetz zwischen Architektur und Städtebau der Moderne und dem ‚modernen Lager‘ als Technologie, Raumstruktur und politischen Lenkungsinstrument im frühen 20. Jahrhundert – ein historisches Themenfeld, das jedoch durch die Omnipräsenz des Lagers in Verbindung mit globalen Phänomenen wie (Zwangs-)Migration, Repression und radikalen politischen Veränderungen besondere Relevanz für die Gegenwart gewinnt. Dieses Vorhaben hat sie als Gastforscherin an die University of Edinburgh / College of Art und an die ENSA Paris La Villette geführt.
Ihre Habilitationsschrift Lager und Architektur in der Moderne. Architekturhistorische Perspektiven auf die Kriegsflüchtlingslager der Habsburgermonarchie ist als Ergebnis dieser Forschungen entstanden und soll 2024 in Buchform erscheinen. In dieser Arbeit widmet sich Antje Senarclens de Grancy den vom k.k. Ministerium des Innern gelenkten Barackenlagern für jeweils bis zu 30.000 Personen (Flüchtlinge und Zwangsevakuierte aus den Frontgebieten der Monarchie), die nicht nur als Notunterkunft für obdachlos Gewordene dienten, sondern zugleich auch als Internierungs- und Kontrollinstrument. Sie verlinkt die von Architekten und Ingenieuren geplanten Flüchtlingslager mit den zeitgenössischen lokalen und internationalen Diskurs-, Experimentier- und Praxisfeldern der Architektur – im Fokus stehen etwa Parzellierung, Präfabrikation und Beschleunigung des Bauens, Urbanismus und Stadthygiene, Siedlungs- und Kleinwohnbau – und eröffnet dadurch neue Blicke auf die Architekturgeschichte der Moderne.