Andreas Lechner (2016), Überlegungen zum Entwurf einer architektonischen Gebäudelehre, Institut für Gebäudelehre
Kommission: Aglaée Degros, Hans Gangoly, Roger Riewe, Daniel Gethmann, Natascha Spitzer
GutachterInnen: Anne-Julchen Bernhardt (RWTH Aachen), Dietmar Eberle (ETH Zürich), Elli Mosayebi (TU Darmstadt)
712 Seiten mit 144 Projekten in Grundrissen, Schnitten und Ansichten, Deutsch.
Andreas Lechners Habilitationsschrift beschreibt den architektonischen Entwurf als Transformationsprozess von lose vorliegenden Elementen, Mustern und Präzedenzen zur Raumbildung und -abschirmung in erneute Vorschläge für feste Fügungen an konkreten Orten in zwei Teilen: Zum einen in Form einer gezeichneten Gebäudelehre, die dazu Anschauungsmaterialien in der traditionellen Notationsform architektonischer Ideen liefert: Grundrisse, Schnitte und Ansichten von zwölf vielfach klassischen Architekturprojekten in zwölf öffentlichen Nutzungszusammenhängen – Theater, Museum, Bibliothek, Staat, Büro, Freizeit, Religion, Einzelhandel, Fabrik, Bildung, Kontrolle und Krankenhaus. Zum anderen in drei Aufsätzen, die Entwerfen zunächst als Kennenlernen logistischer und ästhetischer Bandbreiten als kultureller Dimension des Bauens begreifen. Typologien nehmen dabei eine zentrale, retro- und prospektive Rolle ein – zwischen empirischer Beobachtung (induktive Realtypen), theoretischen Vorannahmen (deduktive Idealtypen) und gesellschaftlichen Rangbemessungen. Das Erkenntnisinteresse und damit Ziel von Typologien – Wissensgewinn durch Informationsreduktion – steht aber nicht im Mittelpunkt dieser auch als Handreichung für das Entwerfen und die Entwurfslehre konzipierten Arbeit. Vielmehr möchten die versammelten Formen und Funktionen auf die Komposition als ästhetische Festlegung der Form aufmerksam machen, die sich gerade in der innerdisziplinären Auseinandersetzung mit baukünstlerischen Erinnerungslektionen als unscharfes und deshalb produktives Verhältnis zu Nutzungszusammenhängen herausstellt. Dieser für eine Thematisierung der Architektur grundlegende Umstand kann auch der smarten Bildlosigkeit stadtlandschaftlicher Zersiedlung Impulse zu dezentraler baulicher Verdichtung geben: Die zwölf mal zwölf gezeichneten Projekte liefern als Tableaus aus Formen und Programmen entwerferische Hinweise für Vergleich und Anknüpfung ebenso wie für das Ziehen neuer Verbindungslinien, um die Normalität Suburbias mit blickräumlich bedeutsamen, kommunalen Programmen zu unterbrechen.
Eine überarbeitete Fassung der Habilitationsschrift ist Anfang 2018 im Zürcher Verlag Park Books unter dem Titel Entwurf einer architektonischen Gebäudelehre erschienen.